Ein großer Fehler

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Harry ist jetzt seit einer stunde in seinem Büro und schön langsam verliere ich die Nerven. Ich stehe vor der Tür und klopfe. Keine Antwort. Ich klopfe wieder und seufze, weil er einfach nichts sagt. Arschloch.

„Harry, ich weiß das du mich hörst." Trotzdem keine Antwort. Okay Mister Obercool. Dann machen wir es auf die harte Tour. Ich drehe die Türschnalle und die Tür öffnet sich. Scheisse, ich hatte gehofft er hätte sie abgeschlossen. Genervt schaut er mich an.

„Ich glaube wir hatten unsere Regeln was das Betreten von meinem Büro betrifft." Sagt er und steht auf. „Und dennoch stehst du hier." Er fasst sich an sein Kinn und scheint am überlegen zu sein. „Was soll ich bloß mit dir tun?"

„Harry, ich wollte dich bloß etwas fragen." Ich setze meinen Hundeblick auf und schaue ihn direkt in die Augen. „Können wir raus?" Als ich das sage lacht Harry Kopfschüttelnd. „Bitte." Flüstere ich und breche den Blickkontakt nicht. „Nur für ein paar Minuten."

Er scheint echt am überlegen zu sein, denn er atmet gestresst aus und macht einen Schritt auf mich zu. „Lass mich diese Entscheidung besser nicht bereuen."

Er geht rauf und sagt ich soll unten warten. Harry kommt mit zwei Jacken runter und schmeißt mir eine zu. Scheint seine zu sein, denn ich habe alles, außer Wintersachen bekommen. Ich flüstere ein Dankeschön und ziehe mir die Schuhe an. Ergreife die Chance. Ich ignoriere diesen Gedanken, denn abzuhauen traue ich mich nicht. Harry schließt die Tür auf und sofort kommt mir die kalte Luft entgegen. Wie sehr ich das vermisst habe.

„Ich liebe den Winter." Flüstere ich und Harry lächelt.

Wir gehen zum See und setzen uns hin. Schade das es nicht schneit. Mit Schnee wäre es um einiges besser. „Wieso erlaubt dir dein Vater diese Art von Arbeit zu machen?" Frage ich nach einiger Zeit und sehe zu Harry. Er schließt die Augen und atmet genervt aus.

„Du sollst keine dummen Fragen stellen, Hope." Er öffnet die Augen und sieht zu mir. Kurz schaut er auf meine Lippen und dann wieder in meine Augen. „Ist dir kalt?" Ich schüttele nur den Kopf. „Deine Lippen sind lila." Wieder wirft er einen Blick auf sie und wendet dann seinen Blick wieder zum See. Schräger Typ.

„Im Sommer ist es sicher schön hier." Er nickt nur und nimmt sein Handy aus der Hosentasche. Ich sehe den Namen ‚Alissa' und frage mich, wer das sein könnte. Das werde ich sowieso nie erfahren. Er drückt sie weg, doch bevor er das Handy wegstecken kann, läutet es wieder. Wieder Alissa. Genervt hebt er ab.

„Was?" Fragt er genervt. „Nein. Ich habe dir gesagt, dass das zurzeit nicht geht. Ich habe dir auch gesagt, dass du nicht anrufen sollst." Es herrscht stille. „Ich werde kommen sobald ich hier einiges erledigt habe. Bis dahin kann ja dein kleiner Freund dich glücklich machen." wtf. Er legt auf und steckt sein Handy wieder in die Hosentasche.

„Deine Freundin?" Frage ich, obwohl er vor paar Sekunden noch gesagt hat, dass ihr Freund sie ‚glücklich' machen soll. Wahrscheinlich schläft er nur mit ihr. Ich wünschte ich würde wissen wen sie dated. Ich hätte es ihm sofort gesagt.

Nein. Ich date nicht." Sagt er und sieht zu mir. „Habe ich nie und habe es auch nicht vor."

„Aber du hast gesagt, dass du zu ihr gehst sobald du-„

„Ich sagte, ich date nicht und nicht ich habe keinen Sex." Unterbricht er mich und steht auf. „Das sind zwei verschiedene Sachen." Er zieht mich hoch und erneut läutet sein Handy. Lauf. Nein. Das würde nicht gut enden.

Er hält sein Handy ans Ohr und fährt sich genervt durch die Haare und dann tue ich etwas sehr dummes. Ohne viel nachzudenken schubse ich ihn in den See. Er rutscht aus und fällt hinein. Wenn Blicke nur töten könnten. Wie erstarrt sehe ich einige Sekunden auf ihn herab und bereue meine Entscheidung. Los lauf. Sofort beginne ich zu rennen. Ich renne in den Wald hinein, ich weiß nicht wohin genau, doch ich renne einfach geradeaus. Es wird schon einen Ausgang geben.

Langsam kriege ich keine Luft mehr, doch ich höre nicht auf zu rennen. Ich muss hier weg. Ich schreie laut ‚Hilfe' doch weiß genau, dass hier niemand ist. Ich weiß nicht genau, wie viele Minuten vergangen sind, doch irgendwann kann ich nicht mehr. Ich halte mich an einem Baum fest und versuche meinen Atem zu beruhigen. Meine Füße frieren und mein Hals ist trocken.

Ich höre wie er laut meinen Namen schreit und sofort wird mir heiß. Ich spüre wie sich Schweißtropfen auf meiner Stirn bilden. Scheisse. Ich renne weiter. Leider komme ich diesmal nicht weit, denn genau als ich einen Schritt machen will, werde ich unsanft am Arm gepackt und zurückgezogen, so dass ich auf auf den Boden falle. Ich öffne langsam die Augen und wünschte, ich wäre nie davongerannt. Er steht vor mir. Nass von Kopf bis Fuß. Sieht mich hasserfüllt an. Er kommt auf mich zu und hebt mich hoch. Er packt mich am Hals und stoßt mich gegen den Baum. „Dann machen wir es eben anders." Flüstert er und ich könnte schwören, dass das nicht der selbe Harry von vorhin ist.

„Es tut m-„ Er drückt fester zu und ich kriege keinen Wort mehr raus.

„Du wirst nichts mehr sagen, kapiert?" Ich versuche nach Luft zu schnappen, was aber überhaupt nicht funktioniert. „Jetzt spielen wir nach meinen Regeln. Die rosa-rote Welt, mit Frühstück und freien Lauf durch das verfickte Haus hast du zerstört. Ich habe es auf eine menschliche Art und Weise versucht, weil ich dachte, dass du es wert bist, doch heute hast mir bewiesen das es nicht so ist." Langsam wird mir schwarz vor den Augen. „Heute darfst du mich kennenlernen." Weil ich keine Kraft mehr habe, gebe ich nach und schließe die Augen.

Gescheiterte EntführungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt