Die Zeit steht still und es wird Herbst

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Sicht: Richard

Draussen ist es noch dunkel, doch trotzdem klingelt der Wecker, welchen Paul gestellt hat. Das Klingeln von diesem ist laut und nervig. "Machs aus" murmle ich mürrisch, drehe mich wieder weg. Nach einiger Zeit geht der Wecker dann endlich aus, somit kann ich beruhigt weiterschlafen, aber nein, falsch gedacht. Mir wird die Decke weggezogen, wodurch mich eine Gänsehaut überzieht. Widerwillig öffne ich meine Augen, Blicke dann in das fröhliche Gesicht von Paul, welches mich anstrahlt. "Komm, wir müssen in 30 Minuten los" er steht auf, verlässt dann kurz danach das Zimmer. Ich bleibe noch kurz liegen, stehe dann doch auf, ziehe mir einen Hoodie an und schlurfe in die dunkle Küche. Dort steht Paul, dreht das Radio auf, aus welchem fröhliche Musik dringt. Wenigstens ist sie nicht traurig, denn das könnte ich jetzt echt nicht gebrauchen. "Kaffee?" fragt Paul, doch ich gebe nur ein sachtes Nicken von mir. Er reicht ihn mir. Ein wenig zufriedener nehme ich die ersten schlucke, werde tatsächlich ein wenig wacher.

Zusammen Frühstücken wir noch kurz, damit wir für den Weg bereit sind. Danach kontrollieren wir unsere Rucksäcke, doch Paul beginnt zu lachen. Fragend mustere ich ihn, doch habe schon eine Vermutung. "Du hast keine Shirts eingepackt. Zum Glück haben wir alles kontrolliert, sonst wäre Till echt sauer." Ich lächle nur milde und hole dann schnell die fehlenden Kleidungsstücke. "Okay, jetzt sollte ich alles dabeihaben" meine ich knapp und nehme den Rucksack zu der Garderobe. Dort ziehe ich meine Jacke an, dazu auch noch die Wanderschuhe. Draussen soll es kalt sein, da es zum einen morgens und zum anderen September ist. Bereit stehe ich auf, schnappe mir noch einen Schal. "Ist der liebe Herr Kruspe ein bisschen kälte empfindlich?" Ich strecke ihm nur die Zunge raus, packe dabei den Schal ein. Er ist dunkelrot und gibt schön warm. Ich mag ihn.

Nachdem Paul sich auch endlich angezogen hat, machen wir uns auf den Weg zu meinem Auto. Die Rucksäcke werfen wir in den geräumigen Kofferraum, steigen nachher vorne ein. "Bitte, fahr einmal normal." Bittet mich Paul, doch ich grinse nur diabolisch. "Mal sehen" Ich starte den Motor, fahre erst vorsichtig an, doch gebe kurz später voll Gas. Paul funkelt mich böse an, was ich aber gekonnt ignoriere. "Wo ist der Treffpunkt?" frage ich nach. Paul antwortet nicht, sondern gibt das Ziel in dem Navi ein. "Lust auf Musik? Wenn ja, dann verbind dein Handy mit dem Wagen und lass etwas Schönes laufen." sage ich, lasse meinen Blick kurz zu ihm schweifen. "Also ich bin dafür. Irgendwelche konkrete Wünsche?" auf diese Frage meine ich dann nur. "Mir ist es egal, Hauptsache etwas, was nicht zu wild ist. Ich bin immer noch müde." Paul nickt und macht etwas Rockiges, aber dennoch ruhiges an. Ich geniesse es, Summe die Melodie freudig nach. Die Autofahrt verläuft sehr ruhig, doch mir ist das recht so.

Eine gesamte halbe Stunde fahren wir mit dem Auto, bis wir an unserem Ziel ankommen. Tatsächlich hat es hier mehr Berge als in Berlin oder anderen Umgebungen. Der leichte Nebel mit den dunklen Tannen gibt dem Ganzen eine unheimliche Atmosphäre, welche ich gekonnt ignoriere. Mit dem Wagen parkiere ich geschickt, dennoch schräg, auf dem Kiesplatz. Von hier aus kann ich schon die anderen erkennen, welche schon munter miteinander sprechen. Aus dem Navi ertönt die Weibliche Roboter Stimme. "Sie haben ihr Ziel erreicht" Zufrieden lächle ich, stelle den Motor aus. Paul öffnet schwungvoll die Wagentüre, schlägt diese laut zu. Ich tue es ihm gleich, doch schliesse die Tür sachter. "Lieber Paul, mein Auto ist bei aller Liebe kein Panzer." Er kichert leise, öffnet dann den Kofferraum. Wir beide schnappen unsere Rucksäcke, begeben uns zu den anderen. Ich kann erkennen das Oliver der Einzige ist, der fehl. Anscheinend ist er mit dem Auto nach oben gefahren. Baut er echt schon die Zelte auf? "Moin ihr beiden" Doom grinst uns beide an. "Morgen" ruft Paul zurück, doch ich hingegen grummle nur ein beiläufiges Hallo. "Naw...unsere Drama Queen ist wieder mal schlecht gelaunt." stachelt mich Christoph an, doch ich sehe einfach weg. Soll er mich doch in Ruhe lassen.

"Seid ihr alle bereit?" fragt Till direkt, wodurch er ein einstimmiges Ja erhält. Der Sänger läuft somit mit Flake voran gefolgt von Christoph, Paul und mir. Ich mache das Schlusslicht, betrete als letzter den unheimlichen Wald. Die anderen waren vorne in jegliche Gespräche vertieft, während ich ein wenig einsam hinterher trotte. Ich bin nicht in der Laune, um mit irgendwem zu kommunizieren, auch fehlt mir die Geduld für irgendwelche Sprüche gegen mich. Ich konzentriere mich mehr auf den weg und die interessante Umgebung. Die Vögel zwitschern in den Baumkronen und in der Ferne kann man das Rauschen eines Baches vernehmen. Ich liebe es hier einfach. Die Zeit in der Natur wird sicherlich uns allen helfen.

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Mittlerweile ist es schon voll und ganz hell, auch wenn einzelne Wolken den Himmel zieren. Immer noch trotte ich den anderen hinterher, die es anscheinend nicht bemerkt haben, dass ich gar nicht bei ihnen stehe. Das passiert oft in letzter Zeit, dass sie mich fast schon vergessen. Ich sollte glaube ich das einfach ignorieren, eine besserer Lösung wird es dafür nicht geben. Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass es mittlerweile schon 11:12 ist. Wir sind also gleich da und dieser Gedanke bestätigt sich auch so gleich. Von weitem kann ich schon den Wagen von Oliver erkennen, welcher am Rande von dem Kiesweg geparkt ist. Der Kofferraum ist komplett geöffnet, kaum später sehe ich dann Oliver. Die anderen begrüßen ihn fröhlich mit einem Handschlag oder einer Umarmung. Ich beeile mich ein wenig, damit auch ich ihn irgendwie begrüßen kann, auch wenn es sicherlich wieder mürrisch rüberkommt. "Morgen Scholle" kommt es als erstes von ihm, doch ich nehme ihn nur kurz in den Arm und gebe eine leises "Guten Morgen" von mir.

"So....ich hab schon angefangen die Zelte aufzustellen, brauche aber noch ein wenig Hilfe. Das Gelände hier ist relativ sicher, nur ist weiter vorne ein Hang, passt da einfach auf bitte», Informiert uns Oliver. "Das passt. Ich kann dir auch bei dem Zelt bau grad helfen" grinst Paul. Somit verschwinden die beiden zu dem Zelt Platz, während Till und Doom sich auf die Mission Feuerstelle begeben. "Richard, hast du Lust mit mir einen Essplatz zu bauen? Wäre sicherlich praktisch" fragt mich Flake und ich nicke eifrig. "Sehr gerne. Haben wir Werkzeug und wenn ja, was für welches?" "Wir sollten eine Axt, eine Säge, Taschenmesser und eine Schaufel dahaben. Mehr weiss ich nicht" verstehend nicke ich, hole daraufhin die Materialien aus dem Auto. Wir beschließen uns dazu, einen halbwegs guten, sowie stabilen Tisch zu bauen. "Richard, kannst du versuchen ein breites Brett oder geeignete Äste finden und sie eben machen" "Jap, schon unterwegs" Ich mache mich somit auf den Weg, unsere Tischplatte zu besorgen.

Der Wald ist gut bewachsen, überall liegen Äste herum, doch keine diese eignen sich für die Tischplatte. Nun stehe ich auch noch an einem Bach, welcher allerlei an Zeug angespült hat. Auf der anderen Seite entdecke ich etwas, was mich direkt zum Lächeln bringt. Etwa drei schmale Bretter wurden dort angespült, welche perfekt zum Bauen sind. Das Einzige, was mich von diesen trennt, ist das Wasser. Entschlossen ziehe ich meine Schuhe, sowie die Socken aus. Zu allem glück habe ich gerade eine kurze Hose an, somit wird diese nicht nass. Vorsichtig laufe ich mit meinem einen Fuss in das kühle Wasser. Die Kälte durchfährt meinen Körper und kühlt mich prompt ab. Ich beisse den Kiefer zusammen und laufe somit mit wackligen Schritten zu dem anderen Ufer. Zu meiner Überraschung bin ich noch völlig trocken. Die Bretter nehme ich auf meine Arme, tappe langsam zurück. Dabei rutsche ich fast noch aus, stehe auf spitze Steine und lasse die Bretter mehrfach fast los. Erleichtert betrete ich das andere Ufer und ziehe meine Sachen dann wieder an. Mit den Brettern laufe ich zurück zu Flake.

Sicht: Till

"Hier ist ein guter Platz" ich werfe die Schaufel auf den Boden. Christoph beginnt schon fleißig Äste, so wie leicht brennbares Zeug zu suchen. Christian, welcher in meiner Nähe ist, baut sich gerade anscheinend etwas. Ich lächle kurz als ich ihn erblicke, sammle dann einige Steine, welche ich dann in einem Kreis formatiere. Das ganze Steine Sammeln, sowie transportieren macht mir echt Spass, wenn ich ehrlich bin. Mittlerweile bildet sich ein Richtiger Kreis, mit der Schaufel habe ich eine kleines Loch gegraben, damit wir nicht versehentlich den ganzen Wald mit dem Feuer verzieren. Christoph kommt gerade mit einem Haufen von Ästen wieder, legt diese in die Nähe der Feuerstelle. "Das sieht schon gut aus" meint er zu mir, gibt mir ein einen Klopfer auf die Schulter. "Wie sieht es mit Brennholz aus?" frage ich. "Ich klaue mir kurz die Axt, werde dann ein bisschen Holz klein schlagen, damit wir auch was haben, das für längere Zeit brennt." Diese Worte setzt er auch kurz später um, ich kann das bis zu mir hören, wie das Holz gespalten wird.

Mit festen Schritten suche ich den Zeltplatz, wo zu meiner Überraschung schon die Zelter stehen. Paul kämpft grad noch damit, eine kleine Fahne auf das Zelt zu befestigen, doch er kriegt es allem Anschein nach nicht hin. Oliver packt die Fahne, damit er sie drauf macht. Mir entfleucht ein leises Kichern, wodurch sich Paul zu mir dreht. "Lach nicht so blöde! Ich hätte es fast geschafft." "Jaja...das sagen sie alle" der kleinere gibt mir einen Schlag auf die Schulter, doch das Lachen vergeht mir immer noch nicht, ganz im Gegenteil, ich muss mehr lachen. "Gibt es eigentlich etwas zu essen?" Oliver sieht zu uns, doch ich zucke nur mit den Schultern. "Dann lasst uns doch nachschauen oder helfen" grinst der Riese und läuft voraus.

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1626 Wörter...das Ende des Kapitels ist ein wenig abrupt, aber das kommt schon gut.

Superschönen Abend/Tag noch, Tschüssi :)

Und die Vögel singen nicht mehr...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt