Keine Sonne die mir scheint

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Sicht: Christoph

Wach werde ich, durch einen Tritt, gegen meine Seite. Grummelnd mache ich die Augen auf, sehe dann Oliver an, welcher ein schnelles "Entschuldigung murmelt und sich dann hinsetzt. Auch ich richte mich auf, betrachte ihn mit einem Lächelt. "Wie spät ist es denn?", frage ich ihn mit leicht verschlafener Stimme, er sieht nur auf seine Uhr. "Es ist erst sechs Uhr morgens...wollte dich nicht wecken" "Ach, ist schon okay" meine ich und umarme ihn kurz, stehe dann selber auf. Aus meinem Gepäck nehme ich mir die Duschsachen, stolpere dann aus dem Zelt. Barfuß schreite ich Richtung Wald, der Tau von der Wiese macht meine Füße ganz nass, sowie kalt, was sich unangenehm anfühlt. Am Bach ziehe ich mich ganz aus, lege meine frischen Sachen an einen trockenen Ort. Langsam gehe ich in das Wasser, finde sogar eine Stelle, wo mir das Wasser bis zum Becken reicht. Dort fange ich an mich zu waschen, summe leise vor mich hin.

Als ich nach einer Viertelstunde fertig bin, schreite ich zurück an das Ufer, wo ich mich erst abtrockne und dann bekleide. Gerade kommt auch Oliver angelaufen, welcher mich süß anlächelt. "Na du?", lächle ich, doch er lächelt einfach zurück, scheint nicht ganz zu wissen, was er sagen soll. Ich schüttle nur lachend den Kopf, gehe dann zu ihm, lehne mich immer noch leicht müde an ihn. "Hab dich lieb", nuschelt er, was ich sofort mit einem kurzen Kuss beantworte. "Wann sagen wir es eigentlich den anderen? Oder wollen wir es noch geheimhalte, wie die letzten drei Monate?" Oliver überlegt ein wenig, meint dann nur, dass wir noch warten sollen. "Ist auch okay. Ich will ja auch nichts überstürzen." Glücklich kuscheln wir noch eine Weile weiter, bis wir weitere Schritte hören und uns ein wenig widerwillig lösen.

Till mustert uns ganz kurz ein wenig kritisch, doch lächelt dann einfach. "Hat einer von euch meine Trinkflasche gesehen? Die hellblaue aus Metall" "Keine Ahnung, lang gestern noch bei der Feuerstelle", gebe ich Auskunft. "Hm, okay, ich sehe mal nach." Schon ist er wieder weg, lässt mich und Oliver wieder in Ruhe, sodass wir endlich weiter kuscheln können. "Denkst du, er hat etwas gemerkt?" Oliver schüttelt den Kopf, "Nein, denke nicht...und falls doch, ist es mir auch egal. Soll der doch denken, was er will." Stolz grinse ich und küsse ihn noch einmal, genieße es in vollen Zügen.

Sicht: Richard

Müde wache ich auf, blicke neben mich und stelle fest, dass Paul nicht mehr daliegt. Erst überlege ich mir, einfach noch einmal mich hinzulegen, doch das wäre keine Option, denn die anderen würden mich so oder so gleich wecken. Also fange ich an, mich umzuziehen, auch wenn dies eher langsam geschieht. Als ich fertig bin, mache ich mich auf zu den anderen, ziehe den Reissverschluss der Jacke bis ganz nach oben, da es relativ frisch ist. Gähnend gehe ich aus dem Zelt, woraufhin ich aber kurz darauf wieder hereingehe, da ich meine Flasche vergessen habe. Nachdem ich diese auch noch geholt habe, begebe ich mich langsam zu der Feuerstelle, an welcher ich die anderen schon vermute. Meine Vermutung wird auch sogleich bestätigt. Da sitzen Paul, Christian, während Till etwas sucht. Paul lächelt mich leicht verschlafen an, jedoch mit einem fetten Grinsen im Gesicht, als hätte er etwas angestellt. "Morgen Sonnenschein" begrüßt mich Christian, worauf hin ich nur ein leises Brummen von mir gebe und die Kapuze hochziehe. Auf meiner Uhr steht, dass es schon halb sieben ist, was für meinen Geschmack einfach noch zu früh ist.

Als Till endlich mal hochsieht und mich erblickt, verändert sich seine Miene schlagartig. Es ist eine Mischung aus Enttäuschung und auch Wut, was von den beiden Emotionen stärker vertreten ist, kann ich nicht wirklich sagen. Fragend betrachte ich ihn weiterhin, baue mich leicht vor ihm auf, was er mir gleich tut. Fazit, er macht mir jetzt tatsächlich ein wenig Angst, auch wenn ich ganz genau weiß, dass er mir nichts antun wird. Also hoffe ich. "Na, war das Zelt schön kuschelig?" sein Unterton tropft nur von Sarkasmus und noch nie habe ich jemanden das Wort "Zelt so sehr betonen gehört. Direkt setzte ich zur Verteidigung ein, streite also die Anschuldigung einfach ab. "Ich war draußen, wegen deiner dämlichen Bestrafung." "Wer es glaubt, wird selig. Ich hab am Morgen gesehen, dass du nicht mehr im freien liegst, also verarsch mich jetzt nicht". Till kommt mir langsam bedrohlich nahe, so blicke ich kurz Hilfe suchend zu Paul. Diesen Blick scheint Till prompt mitbekommen zu haben. "Ach, suchst du wieder Hilfe bei deinem Schätzchen, hm?? Schon schwach, dass du dich nicht einmal selber verteidigen kannst und immer Paul rufst, wenn dir was nicht passt. Mein Gott, wie ein kleines Kind, wirklich. Kein Wunder stehen dich viele nicht aus."

Mit seinen Worten hat er mich nicht nur verletzt, sondern auch sehr sauer gemacht, sodass das Blut in mir kocht. Verärgert stoße ich ihn zurück, was aber nur mäßig funktioniert. Wütend schubst er mich dann mit aller Kraft zurück. Was man vorher wissen sollte ist, dass Till sehr stark ist, dementsprechend stolpere ich ein paar Meter zurück, ehe ich an einem Stein hängen bleibe und auf den Boden knalle. Durch den Schmerz und der hohen Frustration bilden sich Tränen, die ich schnell trotzig wegmache. "Jetzt fang ja nicht an zu weinen, bist immerhin selber schuld", mit diesen Worten setzt er sich neben Flake, welcher dann auf ihn einredet. Paul beobachtet mich kurz weiter, gibt mir einen entschuldigenden Blick und sieht weg. Seufzend stehe ich auf, begebe mich dann Richtung Wald, um alleine zu sein. Man, selbst hier läuft alles schief, denke ich mir, während ich einen kleinen Stein wegtrete.

Nach etwa dreißig Minuten komme ich an einer Lichtung ab, mit einem Felsvorsprung. Naja, eine Lichtung ist es jetzt wohl nicht ganz, aber ich bin nicht mehr in dem Wald, sondern auf dem Vorsprung. Ich setzte mich langsam auf die Kante, gucke dann runter. Meter weit geht es in die Tiefe, unten ist anschließend ein kleiner Fluss, der sich durch die wunderschöne Landschaft schlängelt. Wenn man genau hinhört, so kann das leise Plätschern des Wassers vermutet werden. Ein seichtes Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus. Hier ist es schön, schöner als in Berlin oder bei den anderen. Zögerlich ziehe ich meine Ärmel hoch, streiche vorsichtig über die ein oder andere Narbe, bevor ein leiser Seufzer meine Lippen verlässt. Der Tiefpunkt war das noch nicht, nein, aber den will ich auch ehrlich gesagt niemals erreichen. Was würde dann passieren? Anstatt mich mit diesen Fragen auseinander zu setzen, sehe ich mir wieder das Bild der Natur an.

Sicht: Christoph

"Hey, hat wer Richard gesehen? Er wollte doch das Frühstück machen" Flake schüttelt auf meine Frage hin nur den Kopf, während Till irgendeinen bissigen Kommentar von sich gibt. Anscheinend gab es streit oder sowas, denn selbst Paul scheint weniger gut gelaunt zu sein. Leicht besorgt trete ich auf Paul zu, welcher mich abwartend mustert. "Wo ist er etwa hingelaufen?", frage ich, dann überlegt Paul einen Moment. "Richtung Norden...denke ich jetzt mal. Hoffentlich findest du ihn" "Warum gehst du dann nicht selber?" Paul schweigt mich nur an, nimmt einen Stock und malt auf dem Boden herum. Kopfschüttelnd gehe ich dann auch los, versuche einen klaren Kopf zu bewahren. Warum ist Paul so komisch drauf und warum ist Till denn so sauer? Noch viel wichtiger, was haben denn alle gegen Scholle, hat er was angestellt? Wiederholend schüttle ich meinen Kopf. Das alles hat jetzt keine große Priorität, erst muss ich ihn finden und sicherstellen, dass es ihm einigermaßen gut geht.

Als ich nach gefühlten Ewigkeiten an einem Vorsprung ankomme, erkenne ich Richard, wie dieser an der Kante sitzt, sodass seine Beine frei herunterhängen. Er scheint in Gedanken zu sein, sein Blick nach vorne gerichtet, wo sich ein schönes Panorama erstreckt. Für einen Moment genieße ich die idyllische Landschaft, dann sehe ich ihn wieder an, wie er da sitzt und einfach nichts macht. Ich kann nicht einfach auf ihn zugehen, sonst fällt er mir noch runter. Vielleicht mache ich ihn auf mich aufmerksam mit einem knacken oder so. Wie auch immer ich es anstelle, ich sollte vorsichtig sein...

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Hab die Geschichte kurzzeitig völlig vergessen gehabt :'D

1370 Wörter

Allen noch einen wunderschönen Abend/ Tag, Tschüssi :>


Und die Vögel singen nicht mehr...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt