Was ich liebe, das wird verderben

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Sicht: Richard

Noch eine ganze Weile kuschle ich mit Paul, halte ihn sanft an mir. Er ist wesentlich kleiner als ich, doch genau das macht es so unglaublich wunderschön. Das einzige, was ich jemals in meinem Leben will, ist, diesen Mann irgendwann zu fragen, ob er mich heiraten will und für immer mit mir gebunden zu sein, aber das wird wahrscheinlich nicht klappen. Zum einen weiß ich nicht einmal, ob er auf Männer steht oder ob ich denn sein Typ sei. Es ist so frustrieren. Warum können wir und nicht einfach lieben, für immer und ewig? Warum denn? Mein Körper zittert leicht, krampfhaft unterdrücke ich die aufkommenden Tränen und halte ihn weiter fest. "Richard, ist dir kalt?", am liebsten hätte ich laut gerufen, wie verknallt ich doch seie, aber das macht meine Situation um kein Stück besser, so schüttle ich meinen Kopf, antworte dann, "Ja, ein klein wenig, aber alles okay, mach dir mal keine Sorgen, okay?" "Naschön, dann ist ja in Ordnung. Aber falls dir kalt ist, dann sag sofort Bescheid" Ich nicke darauf hin nur, dann lehne ich mich mehr an ihn, genieße die Nähe, sowie den angenehmen Geruch seiner seits.

Nach einer guten Stunde hören wir auf zu kuscheln, da seine Partnerin uns stört. "Was braucht ihr denn so lange, hm?! Mein Gott, macht keine Schwuchtel Sachen, ja??" Die Worte treffen mich mehr, als ich es erwartet hatte. Es erinnert mich an die Schulzeit, wo einem so etwas jeden Tag an den Kopf geworfen wurde. Es macht einen fertig, so sehr. Paul ist mittlerweile schon aus dem Zelt gegangen, scheint sich wieder den anderen anzuschließen, was ich wahrscheinlich auch gleich so machen werde, auch wenn mir nicht wirklich danach ist. Keine Lust. Zwei Worte, die ich in letzter Zeit viel zu oft in Gebrauch hatte, weshalb Till immer dachte, es sei einfach eine faule Ausrede, aber nein, es ist nun mehr als das. So viel mehr, dass es fast nicht mehr in Worte gefasst werden kann. Nach einigen Minuten bringe ich mich dann endlich dazu, aufzustehen. Es ist anstrengender, als ich gedacht habe. Mit leichten Schritten begebe ich mich zu dem Wagen, will gerade alle Lebensmittel zum Kochen höre, als ich ein Gespräch von Paul und Nina mitbekomme, welches ich anschließend heimlich belausche, in der Hoffnung, etwas Interessantes herauszufinden. So stehe ich jetzt in der Nähe, lausche ihrem Gezanke, was mehrheitlich daraus bestand, dass Nina ihn fertig macht, er sich aber nicht wirklich dagegen wehren kann.

Immer mehr und mehr eskaliert dieser Streit, dann schalte ich mich dazu, was dann im Nachhinein nicht das aller intelligenteste wohl war.

Sicht: Flake

Mit den anderen befinde ich mich immer noch um das Feuer, fehlen tun nur noch Paul, Richard und Nina, die mir sehr sympathisch vorkommt. Das Gespräch ist ruhig und sehr gemütlich, die Stimmung ebenso beruhigend. So könnte es für immer bleiben. Schüchtern blicke ich in Richtung Till, welcher mich lieb anlächelt. Dieses Lächeln ist so verdammt schön, spricht für mich Bände. Etwas in Gedanken blicke ich in die Asche in der Feuerstelle, betrachte, wie sich immer wieder ein paar weiße Flöckchen lösen und mit dem Wind mitfliegen. Nur wenige, aber trotzdem so schön mit anzusehen. Diese wunderschöne Ruhe wird aber schnell durch Schrei, laute Stimmen und Chaos unterbrochen. Den Ersten, den wir erblicken, ist Paul, welcher sauer, aber auch mit Tränen zum Zelt stürmt. Dann hören wir Nina, "Ja, verpiss dich, Idiot, ich bringe deinen Freund schon noch um!!" Daraufhin folgt das Geräusch von einem Auto, welches davonfährt. Dann Stille. Einfach pure Stille, die fast schon grusliger ist, als die Worte dieser eigentlich sympathischen Frau. Von Richard ist nichts zu sehen oder zu hören, so gehe ich besorgt zu dem Schauplatz, der sich ereignet hatte. Dort sehe ich ihn, auf dem Boden gekrümmt und die Hände in seinen Schoß gepresst. "Hey, alles okay bei dir?", zu hören bekomme ich nur ein unverständliches Nuscheln.

Langsam knie ich mich zu ihm, lege meine linke Hand auf seinen sacht zitternden Rücken. "D-Diese Miese...Miese...Kuh hat mir zwischen die Beine getreten...verdammt...das tut so weh!" Zwar verstehe ich immer noch nicht ganz, was passiert war, aber sie schien nicht zufrieden mit etwas gewesen zu sein, ansonsten hätte sie nicht so dolle zu getreten. Oder Richard ist einfach ein wenig sensibel, das weiß ich nicht genau. Minuten lang bleibe ich bei ihm, bis er dann endlich wieder bei Sinnen ist, mir dann erklärt, was geschehen ist. "Ich habe die beiden belauscht und als sie androhte, ihn zu schlagen, so bin ich halt auf Nina zugegangen und habe sie geschubst. Sie hat mich angeschrien, ich habe sie aus Wut dann einfach geschlagen, ein wenig sehr stark...dann gab sie mir einen sauberen und kräftigen Tritt zwischen die Beine..." Ich nicke, umarme ihn dann einfach. Er scheint diese Geste sehr zu genießen, denn er lehnt sich immer mehr an mich.

"Warum hatte denn Paul so sehr geweint?", daraufhin erhalte ich keine Antwort mehr, nein, im Gegenteil. Der kleinere steht einfach auf, setzt anzugehen. Als ich ihn festhalten will, schlägt er meine Hand einfach weg, gibt mir dann die kalte Schulter. Etwas aufgelöst sehe ich ihm hinterher, frage mich, was da denn noch alles vorgefallen ist. Ich überlege, ob ich zu Paul sollte oder einer der anderen. Normalerweise würde Richard gehen, da diese Paul am besten kennt, aber ich kenne ihn am längsten. Da der Igel erst einmal ausfällt, übernehme ich diesen Teil und beeile mich zu seinem Zelt. Von diesem höre ich dumpfes Weinen, was sich so anhört, als ob Paul in sein Kissen oder so heult. "Paulchen? Kann ich bitte nur ganz kurz reden?".

Einige Momente später wird der Reißverschluss geöffnet, dann blicke ich in Paul, sein Gesicht. Sein Hautton ist ein wenig blasser, die Augen rot und geschwollen. Seine Wangen sind noch immer nass, doch ihm scheint das egal zu sein, denn er wirft sich auf mich, schluchzt gegen meine Schulter, auf welcher ich jetzt schon einen nassen Fleck spüre. Beruhigend streiche ich über seinen Rücken, spreche ihm gut zu. Langsam fängt er dann auch zu reden, auch wenn ich mich konzentrieren muss, ihn zu verstehen. Zu Beginn schildert er mir das Gleiche, aber in seiner Sicht, dann kommt er endlich an den Punkt, wo Richard anscheinend alles versaut hat. Seine Stimme zittert stark, sprich trotzdem sehr direkt: "Er hat mich angeschrien, meinte, ich solle mich doch endlich trennen. Er hat mir so viel Angst gemacht, wie noch nie..." "Das verstehe ich vollkommen und dass du weinst, ist auch okay. Es war nicht richtig von ihm, aber er hat es bestimmt nicht mit voller Absicht gemacht. Du musst mit ihm darüber reden, ja? Ich kann auch dabei sein, versprochen."

Paul nickt dann müde, so lege ich ihn auf seiner Matte ab. Lächelnd sehe ich zu, wie dieser sich dann in den Schlafsack einkuschelt. Noch ein letztes Mal winke ich meinem Lieblingszwerg, was ein leichtes Lächeln auf seine Lippen zaubert. Direkt habe ich wieder gute Laune und gehe wieder zurück zu den anderen, erblicke dort dann Richard, welcher gedankenverloren das Essen macht, uns nicht einmal zu bemerken scheint. Wir sollten ihn in Ruhe lassen, er wird sicher jeden Moment auf Paul zugehen, damit er sich entschuldigen kann, oder wenigstens sprechen kann, denn er weiß selber schon, dass er etwas falsch gemacht hatte. Er ist auch nicht der Typ, der so etwas einfach lange verschiebt und sich vor Konversationen drückt, absolut nicht. An ihm nagt so etwas sehr, aber ansehen kann man es ihm fast nicht, außer man kennt ihn oder sieht sehr genau hin. Er ist halt manchmal einfach ein Rätsel für sich...

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Ich hoffe mal, dass meine Geschichte nicht allzu langweilig ist :'D

Wörter 1276

Ich wünsche allen einen wundervollen Tag/ Abend, Tschüssi :P

Und die Vögel singen nicht mehr...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt