Du blutest für mein Seelenheil

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Sicht: Paul

Mehrere Stunden zogen ins Land, bis die beiden langsam herunterkamen und bald aus dem dichten Wald draußen sind. Paul hatte einen festen Griff um Christophs Hand, scheint diese fast schon zerquetschen zu wollen. Es wunderte ihn selber ein wenig, dass er so viel Kraft in den Händen hatte. Kommt das vom Gitarre spielen? Die Überlegung war nicht schlecht, aber auch ein wenig unrealistisch. Kopfschüttelnd konzentrierte sich der Kleinere wieder auf den rutschigen Weg vor ihnen, betrachtete den Boden unter seinen Füßen. Seine Gedanken wanderten immer und immer wieder zu Richard, der hoffentlich immer noch lebt und wohlauf ist. Er könnte es nicht ertragen, wenn dieser für immer aus seinem Leben weg wäre. Unvorstellbar in seiner Sicht. Paul sah wieder auf, da traf ihn etwas im Nacken. Er war ein wenig verwundert, dachte aber, es sei einfach ein größerer Regentropfen. Doch als es erneut geschieht, war er leicht genervt. Immer wieder passierte es, bis er verstand, was gerade passiert. Christoph schien davon nicht viel Notiz zu nehmen.

"Christoph...guck mal...", Paul kniet sich ein wenig herunter und hebt ein kleines Kügelchen hoch, zeigt dieses dann seinem besten Freund. Christoph betrachtete die kleine Kugel, die langsam in Paul seiner Hand zu schmelzen schien. "Ist das...Eis?", fragte er leicht ungläubig, doch Paul nickte einfach nur. Die beiden wussten genau, dass jetzt der Zeitpunkt angekommen ist, an dem sie sich entscheiden müssen. Weiter gehen, mit etwas über dem Kopf oder einen Unterschlupf suchen. Das Schlimmste an der Entscheidung war, dass der Weg bis zum Gasthaus nicht mehr allzu weit sein kann und sie es ohne Probleme durch den Hagel schaffen. Jedoch stellt sich noch das Problem dar, welches die Größe dieser Kugeln beinhaltet. Was, wenn sie größer werden, als das, was Paul mal in der Hand hatte? Dann hätten sie ein Problem. Sie sahen sich an. "Wir gehen weiter, oder? Außer bei dem Feldweg", fragte Paul nach und so war es dann auch beschlossen. Die beiden rannten jedoch trotzdem, einfach, um Richard noch irgendwie einzuholen, der bestimmt nicht wegen Hagel anhalten würde.

Immer weiter rennen wir, der Hagel hatte noch nicht komplett eingesetzt. Die kleinen Kügelchen sind nur der Vorgeschmack dessen, was jeden Moment auf uns zukommen wird. In der Ferne sehen wir dann endlich eine Gestalt, die am Waldrand steht und noch Pause zu machen scheint. "RICHARD?!" Der Angesprochene erschrak, sprang auf und packte den Rucksack. Dann rannte er. Der Hagel nahm ab da stetig zu. Die beiden mussten schneller sein, aber einer der beiden zögerte mit hinterherrennen.

Sicht: Richard

Mittlerweile war er an dem Waldrand angelangt und sah zu dem Dorf, welches zum Greifen nahe ist. Doch Richard zögerte. Vom Himmel fallen kleine Kügelchen, die ihm stark nach Hagel aussehen. Es wäre naheliegend gewesen, dass er einfach über das Feld laufen würde, ohne dass er sich für das Unwetter interessiert, doch er hatte zugegebenermaßen Angst. Was wäre, wenn diese Dinger abrupt größer wurden und einen so stark trafen, dass man bleibende Schäden daraufhin bekommt? Er wusste nicht, was er tun sollte, so setzte sich Richard einfach hin, ohne zu wissen, dass er sich jeden Moment für etwas entscheiden musste. Eine Entscheidung, die er bereuen könnte, wenn sie schlecht ausläuft. Seufzend trank er sein letztes Wasser aus, kauerte sich dann leicht zusammen, um sich irgendwie zu wärmen. Er konnte nicht mehr. All seine Energie war verbraucht, und nur schon das Stehen fiel ihm überraschenderweise schwer.

Er seufzte schwer, als er plötzlich fremde Schritte vernahm, die nicht von einem Tier sein können. Er blickte in die Richtung und erschrak leicht, als er die Silhouetten von Paul und Christoph erkannte. Waren sie ihm schon länger gefolgt? Allem Anschein nach ja, so packte er schnell den Rucksack, sprang auf und rannte los. Erst regte sich nichts außer ihm, bis er dann Schritte einer zweiten Person vernahm, die ihm hinterherjagte. Mit einem kurzen Blick nach hinten sah er Paul, der ihm hinterher rannte. Er wirkte wie ein Raubtier, das seine Beute zielgerichtet jagte. Irgendwie empfand dies Richard als anziehend, doch verwarf den Gedanken schnell wieder. Er musste jetzt alles geben, wenn er endgültig abhauen will, also tat er das auch, sogar sehr gut, doch Paul scheint nicht nachgeben zu wollen. Typisch.

Während er rannte, bemerkte er etwas, was ihn fast stoppen ließ. Es waren die Körner, die nun vermehrt vom Himmel fielen und einen Eisregen bildeten. Es war eiskalt, die Kleidung klebte an seinem zitternden Körper. Der Hagel, der immer stärker herunterprasselte, wurde immer schlimmer. Es tat weh auf der Haut. Jedes einzelne Korn löste einen kurzen Schmerz aus, welcher dann auch sogleich wieder versickerte. Die Geräusche waren gruselig. Wie die Körner auf dem Weg einschlugen, gemischt mit dem Donner, der noch lauter zu sein schien, als davor schon. Richard gefiel das Ganze absolut nicht, denn es scheint, als würden die Kugeln größer werden. Der Schmerz bei einer Kollision zwischen ihm und den Eiskugeln tat jetzt auch absolut mehr weh. Bis es dann geschah. Knapp oberhalb von seinem Auge traf in etwas Hartes mit so einer hohen Geschwindigkeit, dass er schon fast umgefallen wäre. Für einen Moment passierte aber nichts, nur dass Richard merkte, dass etwas nicht stimmte. Er griff sich an die Stelle, tastete einen Moment herum, bis er dann erschrocken auf seine eigene Hand blickte. Blut. Frisches, rotes Blut, welches nur zu ihm gehören könnte. Kurz später setzte auch der stechende Schmerz ein, der von der Augenbraue bis durch das ganze Gesicht zog.

Sicht: Paul

Paul rannte ihm nun schon eine Weile hinterher und wir sind wahrscheinlich fast an dem Dorf angelangt. Mit einem Mal bemerkte er, dass sich Richard ein wenig komisch verhielt, selbst das Tempo ein wenig drosselte. Was war denn los? War es der Hagel, der ihn so verlangsamte? Paul wusste es bei aller Liebe nicht. Ihm selbst machte der Hagel nicht allzu viel aus, bis auf die leichten Schmerzen und die potenziellen blauen Flecken. Diese waren aber wohl oder über sein geringstes Problem, jetzt musste er einfach zu Richard kommen, ihn aufhalten, so gut es nur geht.

Weitere Minuten verstrichen und sie rannten in das Dorf, wo Richard immer langsamer wurde und Paul ihm immer näher kam. Paul holte noch die letzten Kräfte heraus und packte den Schwarzhaarigen am Oberarm, hielt ihn so fest, wie er nur konnte. Die beiden stolperten erst leicht, doch kamen zum Stehen. Paul zog ihn daraufhin dann in die Richtung von dem Gasthaus, welches fast schon vor ihrer Nase steht, zieht Richard ins Innere mit. "Lass los!", die Anweisung hielt Paul definitiv nicht ein, sondern umarmte ihn einfach. Er hielt ihn fest in seinen Armen, so wie er es sich sehnsüchtig gewünscht hatte. Sie beide waren in Sicherheit und Christoph bestimmt auch...

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Ganz okay, finde ich.

1108 Wörter

Schönen Abend/ Tag noch, Tschüssi :)

Und die Vögel singen nicht mehr...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt