Es geht mir nicht gut, nein

36 4 0
                                    

Sicht: Richard

Grummelnd sehe ich mich um, bemerke, dass ich mich an der Feuerstelle befinde. Allem Anschein nach hat Christoph das Kochen übernommen, denn er rührt mit dem hölzernen Löffel in den Topf, scheint sehr konzentriert zu sein. Wenig interessiert beobachte ich ihn weiter, bevor ich dann endlich wegsehe. Stattdessen blicke ich nun an mir herunter, stelle zu allem Schrecken dann fest, dass ich meine Jacke gar nicht mehr anhabe. Wer hat diese mir denn vom Leibe abgenommen? Während ich so weiter vor mich hin grüble, wo meine Jacke hin sei, so gesellt sich der Rest zu uns, da wir jeden Moment essen werden. Mein Appetit war spätestens nach dem Sturz gänzlich verschwunden. "Erde an Richard", jemand bewegt die Hand vor meinem Gesicht, scheint genervt zu sein von meiner teilnahmslosen Art, die ich gerade hegte. "Ja, was denn??" gebe ich gereizt von mir, blicke dann Christoph an, welcher seine Frage wiederholt, "Wie viel willst du essen?" "Nichts", entgegne ich knapp, mit einem kühlen Unterton. Meinem Gegenüber scheint die Antwort nicht zu passen, so macht er einfach eine Portion auf einen Teller und drückt mir diesen in die Hand.

Während ich so dasitze und grummelnd mein Teller anfange zu leeren, bemerke ich, dass die anderen mich relativ häufig beobachten. Ihre Blicke haften meistens an meinen Armen, sehen mich leicht mitleidig an, was mich so langsam aber sicher richtig stresst. Je länger das so geht, desto mehr will ich einfach nur weg. "Du Richard, sag mal, woher sind denn die Narben auf deinem Arm?", fragt Till, der den Kopf leicht schräg legt. Ein Zeichen der Neugierde. Ab diesem Moment gefror das Blut in meinen Adern, und der leichte Hunger war nun gänzlich vergangen. Stattdessen wurde es mit dem Gefühl von leichter Übelkeit ersetzt. In meinem Kopf herrschte jetzt Chaos, welches durch so wenige Worte ausgelöst wurde. Notlügen würde jetzt nicht funktionieren, da ich diese bestimmt nicht glaubhaft herüberbringen würde und die anderen haben eh schon eine Vermutung. Die Wahrheit steht aber auch außer Frage, da sie sonst alle unglaublich viele Fragen stellen würden und mich dann auf dem Radar haben, mich dann immer wieder kontrollieren. Das wollte ich nicht noch einmal, so wie vor ein paar Jahren. Ich muss eine Antwort geben, die nicht zu defensiv, aber auch nicht zu offensiv ist. "Passiert halt, wenn man draußen ist und in einen Dornenbusch fällt." Nicht schlecht, aber auch nicht perfekt. Was mir aber an dem ganzen nicht passt, ist, dass alle still sind. Nur das Knistern von dem Feuer, sowie das Zwitschern einiger Vögel sind zu vernehmen. Zögerlich blicke ich von meinem Teller auf.

Die anderen starren mich abwartend an, die Blicke noch mehr auf meinen Arm fokussiert, als würden sie damit herausfinden, ob ich denn wirklich die Wahrheit sage. Jetzt mischt sich Wut unter meinen vorherigen beklemmenden Stress bei, sorgt dafür, dass ich fast einen schnippischen Kommentar ablasse. Aber diesen verkneife ich mir, indem ich mir auf die Zunge beiße. "Echt jetzt? Kann doch nicht sein, das macht keinen Sinn. Da sind doch ein paar alte Narben, das sehe ich." gibt Flake von sich, blickt dann zu meinem Gesicht auf. "Ja und?" jetzt konnte ich mir den genervten Unterton nicht mehr verkneifen und die Lüge wird immer unglaubwürdiger.

Sicht: Paul

Ich beobachte Richard weiterhin genau. Seine Mimik und Sprache verrät ihm, sodass jeder Idiot versteht, dass er lügt. Ich lege meinen Teller nieder, stehe auf und will in seine Richtung gehen, doch auch er steht auf. Irgendetwas fühlt sich komisch an. Wie er mich ansieht, wie abwehrend seine Haltung ist oder dass er mir einen Schritt näher kommt. Ich weiß nicht, was mir mehr Angst macht, von all diesen Dingen. Er strahlt etwas Ungutes aus. Wir beide kommen uns immer näher, auch wenn nur schleichend langsam. Man könnte meinen, wir küssen uns jeden Moment, auch wenn das unglaublich toll wäre. Nach einer kurzen nehme ich ihn einfach in den Arm, was Richard wohl nicht wirklich gefällt, da er sich mit aller Kraft von mir wegdrücken will. Als ich ihn mehr an mich drücke, lässt er langsam nach, sein Körper sinkt gegen meinen. Vorsichtig streiche ich über seinen Rücken, entspanne mich selber auch. Meine Güte, dieser Mann macht mich echt ein wenig verrückt. Vor einiger Zeit hatte ich noch Angst vor ihm und jetzt halte ich ihn in meinen Armen, fest umschlungen, als wären wir für diesen Moment bestimmt worden.

"Es tut mir leid", nuschelt der größere leise, sodass nur ich es verstehen kann. Ich schüttle einfach nur den Kopf, drücke ihn leicht. "Entschuldige dich nicht, wir haben dich unter Druck gesetzt. Das war nicht okay." Er brummt nur leise, gefolgt von einem tiefen Seufzer. Langsam versuche ich ihm zu signalisieren, dass ich mich setzen will, um ihn noch besser umarmen zu können, was er anscheinend relativ schnell versteht. "Ich wollte nicht lügen, aber ich will nicht, dass ihr mich wider Tag und Nacht überwacht, mich kontrolliert und mich so stresst. Ich kann das nicht wieder." Meint er leise, sodass wir alle es nur gerade so verstehen. Hatten wir es damals so übertrieben, auch wenn es nur gut gemeint war? Wahrscheinlich schon, laut seiner Aussage. Der Erste, der wieder spricht, ist dann Till, seine Stimme sehr leise und liebevoll, "Richard, wir meinten es doch nicht böse. Du bist uns einfach wichtig, okay?" "Nein, nicht okay! Ich will nicht verdammt nochmal kontrolliert werden, als wäre ich kriminell!! Ihr hängengebliebenen Idioten habt nur alles schlimmer gemacht! Ihr seid alle schuld!" Stille. Einige sehen ihn erstaunt an, andere sind leicht genervt, auch wenn man es ihnen kaum anmerken mag.

"Hallo? Spinnst du eigentlich?? Du bist doch selber schuld, wenn du dir einfach nicht helfen lassen willst. Mein Gott, spiel dich nicht so auf." Tills Worte bringen das Fass zum Überlaufen. "ICH HASSE DICH! Halt den Mund und lass mich in ruhe! Weißt du was?? Ich verlasse Rammstein und mache mein eigenes Ding, dann muss ich mich auch nicht mit euch allen abgeben! Ich habe die Schnauze voll!" Mit diesen Worten stößt er mich weg und steht auf, begibt sich in die Richtung der Zelte. "Ja! Dann zieh Leine!", ruft ihm Till hinterher, woraufhin dieser die Arme trotzig verschränkt. Etwas verdattert schweift mein Blick zu den anderen, die genauso blöd aus der Wäsche schauen, wie ich. Der Erste, der sich dann wieder fangen kann, ist Christian, welcher Till direkt eine Backpfeife verpasst, was dieser am wenigsten erwartet hat, genauso wie wir. Flake war noch nie der Typ für solche Handgreiflichkeiten. "Spinnst du?!", schreit er Till an, pack ihm am Kragen und zieht ihn näher an sich. In einer anderen Situation könnte so eine Geste fast schon als romantisch angesehen werden, jetzt aber eher nicht. "Er ist ja selber schuld!" Die nächste Backpfeife folgt, auf Tills Wange rötet sich die Haut. Sein Blick ist noch verwirrter als zuvor. "Hör auf damit?!", das Gesagte hört sich mehr wie eine Frage, als eine Aussage an. Während die beiden so weiter machen, stupst mich Christoph sehr grob an. "Wir müssen zu Richard, ihn aufhalten. Ich will nicht, dass ihm irgendetwas passiert." Er hört sich ein wenig gestresst an, aber in seinen Augen sehe ich eine völlige Ruhe. Nickend stehe ich mit Oliver und Doom auf, woraufhin wir in die Richtung der Zelte gehen...

--------------------------------

Boa, endlich habe ich mal wieder Zeit gefunden zum schreiben :'D Ich glaube, heute könnte Sogar noch ein/ zwei Kapitel mehr kommen, mal sehen.

1219 Wörter

Einen wundervollen Tag/ Abend jedem einzelnen, Tschüssi :D

Und die Vögel singen nicht mehr...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt