So ganz allein, treibst du davon

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Sicht: Paul

Sein Leib zitterte wie das Laub in den Bäumen, konnte kaum stillstehen. Hauptsächlich zitterte Paul nicht wegen der beißenden Kälte, die sich so unangenehm breit machte, sondern wegen der Angst, die in ihm emporstieg. Lieber wär er jetzt gerne bei Till und den anderen, die sicherlich an einem warmen, sicheren Ort unterkommen. Ein Ort, wo man für üblich nicht von einem Blitz getroffen werden konnte, wie hier draußen im Freien. "Christoph, ich will das doch nicht mehr. Ich hätte mich nie melden sollen", meinte er etwas kleinlaut, beschämt darüber, dass er jetzt solche Schwäche zeigte. "Hör mir zu, okay? Es ist alles in bester Ordnung und wir schaffen das, egal was passiert. Ich werde auf uns aufpassen. Und mach dir keinen Kopf wegen der Angst, das kann jedem passieren. Mir sowie auch dir." Die beruhigenden Worte von Christoph scheinen ihre Wirkung auf Paul zu haben, denn dieser wirkt auf einmal ein wenig entspannter, als hätte man dem Kleineren eine große Last abgenommen.

Als sie gerade weiter laufen und einen schlammigen Weg bestreiten, sehen sie nicht sehr weit von ihrer Position aus einen Blitz einschlagen, dessen Licht unglaublich hell zu sein scheint. Auch der darauffolgende Donner war erstaunlich laut, weshalb Paul überrascht auf quiekte. "Wow, das war nicht einmal so weit weg. Wir sind also jetzt mitten in einem Sturm drinnen." Paul nickte zustimmend, übernahm dann das Wort, "Richard müsste noch näher am Blitz dran gewesen sein, als wir. Er tut mir schon ziemlich leid..." Christoph nickte nur, offensichtlich schon wieder in anderen Gedanken versunken. Paul für seinen Teil versuchte nicht mehr über das Unwetter nachzudenken, auch wenn es schwer wurde, wenn man sich inmitten eines dieser befand. Ein Gewitter, in welchem der Regen unangenehm stark gegen einen prasselte, wo der Wind gegen einen arbeitete und wo die Kälte sich bei einem einnistete. Paul versuchte demnach den Reißverschluss seiner Jacke noch höher zu ziehen, was praktisch gar nicht mehr möglich war, aber er versuchte es trotzdem. Als wenn seine Jacke aus dem Nichts mehr zu gehen würde. Ein idiotischer Gedanke, den er gerade hatte.

Er schüttelte nun einfach den Kopf, mehr, blieb ihm bei aller Liebe auch nicht mehr übrig. Mit Absprache von Christoph, legten die beiden eine Pause ein, tranken ein wenig von dem Wasser. Auch nahm Paul einen der Riegel, die er eingepackt hatte, zu sich. Es waren solche, die nach Apfel/ Erdbeere schmecken und an der Unterseite mit Joghurtschicht bestückt sind. Er liebte diese Dinger, insbesondere mit solch einer zusätzlichen Schicht. Es schmeckte einfach unglaublich gut, auch wenn die anderen Jungs das ein wenig anders sahen. Außer Richard. Der verschlang diese Dinger, als gäbe es keinen Morgen mehr, was Paul immer wieder erstaunte, wenn er ehrlich war. Mit einem leichten Lächeln verzerrte er den Riegel jetzt komplett und steckte den Müll ein. Dann ging es weiter.

Sicht: Richard

Geschwindigkeit war in seinem Moment gerade ein entscheidendes Element. Von der Angst getrieben, vom Körper gestärkt. Er rannte immer noch in der Dunkelheit umher, sah zum einen wegen der schlechten Lampe nichts, zum anderen wegen des Regens nicht. Denn jeder, der schon einmal im Regen rannte, weiß, dass man nicht viel sehen kann, selbst bei Tag nicht. Der Regen machte es unglaublich schwer, die Augen durchgehend offen zu haben. Eine schlaue Funktion des Körpers, eine Einschränkung bei Gefahr. Richard merkte auch so langsam, dass er nicht mehr rennen konnte. Seine Energie war fast endgültig aufgebraucht. Doch da kam es ihm direkt zu Gunsten, dass der Weg wieder in einen Wald führte. Vor Glück lächelte er, wurde aber stark nachlässig, was die Aufmerksamkeit angeht, denn er stolperte über eine der vielen Wurzeln, die den Waldboden säumten. Gerade noch so konnte er das Gleichgewicht halten.

Erschöpft ließ er sich an einem Baum nieder, kauerte sich ein wenig zusammen. Sein Körper war wärmer. Die Füße konnte er mittlerweile wieder spüren, was ihn ungemein freute. Kalte, nasse Füße waren eine der Sachen, die er so sehr hasste, wie nichts anderes. Er wünschte sich, man könnte dies einfach so abschaffen, aber das geht jedoch nicht so leicht. Seufzend nahm er seine Flasche, trank ein paar Schlücke, bevor er sie wieder an den vorgesehenen Platz zurückstellte. Nach einer zehnminütigen Pause steht er wieder auf, schulterte den Rucksack. Wasser lief ihm über das Gesicht, wahrscheinlich war das noch der Regen, der sich in seinen Haaren festsetzte. Er war auch unter anderem bis auf die Knochen nass. Die Jeans klebte unangenehm starr an seinen Beinen, und die Jacke fühlte sich schwer an, war vollgesogen mit dem Regenwasser. Genervt und nun wieder frierend geht er weiter, kann es kaum glauben, dass das der letzte Weg, bis über den Berg ist. Dann muss er nur noch alle herunterlaufen, bis er mehr oder weniger an seinem Ziel ankommt.

Sicht: Oliver

Das freundliche Paar hatte ihnen nach dem Essen das Schlafzimmer gezeigt, in welchem sie übernachten konnten. Oliver fand, dass die Zimmer schön eingerichtet worden waren. Nicht zu altmodisch, aber auch nicht modern, sondern genau perfekt für diese Unterkunft. Erschöpft brachte ich meine Sachen in den Raum, beschlagnahme direkt eines der Betten für mich. Das Bett stand in der Ecke, kaum ein paar Meter weiter, war das nächste Bett. So könnte ich die Betten zusammenschieben, wenn Christoph dann wieder zurück ist, von dieser kleinen Mission. Um ehrlich zu sein, bewunderte Oliver seinen Geliebten sehr, dass dieser freiwillig durch das Unwetter stritt, nur um Richard wieder einzufangen. Er hatte schon immer sehr viel Solidarität gezeigt. Kümmerte sich immer sehr gut um seine Mitmenschen und Geliebten. Ein herzensguter Mensch, dachte sich Oliver, setze sich dann auf das Bett. Seufzend nahm er sein Handy raus, musste dann auch sogleich lächeln, als er den Sperrbildschirm sah. Ein Bild von ihm und Christoph, wie sie sich bei Sonnenuntergang am Wasser küssten. Sein allerliebstes Bild von allen.

Etwas glücklicher legt er sich nun gänzlich hin, bemerkte, dass das Bett gerade so lang genug für ihn zu sein scheint. Ohnehin grenzte das schon an ein Weltwunder, da beispielsweise die Türrahmen nicht allzu hoch waren und er sich jedes Mal leicht ducken musste, damit er sich nicht den Kopf anstieß. Die anderen kamen auch noch in den Raum, wo er inzwischen lag, aber das interessierte ihn nicht mehr, denn er kuschelte sich einfach ein und nickte langsam aber sicher weg, in einen traumlosen und erholsamen Schlaf, den er so sehr brauchte. Die anderen hingegen blieben noch wach, warteten sehnsüchtig auf die drei Unwetterjäger...

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Ich denke, langsam kommt das mit dem Schreiben besser, aber ich probiere immer noch aus :)

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Einen ruhigen Tag/ Abend noch, Tschüssi :P

Und die Vögel singen nicht mehr...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt