Der Rücken nass, die Hände klamm

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Sicht: Richard

Gemütlich sitze ich an dem knisternden Feuer, starre in die Glut, welche ich manchmal mit einem Ast gedankenverloren an stochere. Alles dreht sich im Moment um die Nacht, um Paul, andere Dinge die mich beschäftigen und die ganze Zeit hier. Am meisten sorge ich mich um die Nacht, denn ich bin nicht der grösste Freund vom draussen schlafen, es macht mir manchmal sogar ein wenig Angst. Damit ich die Gedanken ein wenig loswerde, schüttle ich meinen Kopf, richte meine Haare ein wenig. Mit dem Kochlöffel fische ich ein paar Nudeln aus dem Topf, puste sie an. Zu früh esse ich eine, was Till zum Grinsen bringt. "Die sind übrigens noch heiss, Richard". Ich funkle ihn böse an, "Das hätt ich nie gedacht." Ein wenig Salz leistet den Nudeln Gesellschaft, damit der Geschmack noch ein wenig besser wird. Alles wird noch ein letztes Mal verrührt. "ESSEN!!!" schreie ich aus voller Kehle, warte einen Moment, bis ich die Schritte von mehreren Personen wahrnehme.

Nacheinander stellen sich alle in einer Reihe vor mir auf, betrachten ungeduldig das Essen in dem schwarzen Topf. Immer wieder wird leicht geschubst oder gejammert, was mich nicht an Erwachsene erinnert, doch ich liebe es genauso. "Bitte ganz viel!" Doom lächelt mich an, schielt immer wieder leicht zu der Schöpfkelle. "Aber wehe es wird nicht ausgegessen, ja?" er nickt nur, ehe ich ihm ein wenig mehr als bei den anderen Schöpfe. Als letzter genehmige ich auch mir einen Teller, setze mich dann neben Paul. Er schenkt mir ein kurzes Lächeln, welches höchst ansteckend auf mich wirkt. Wir alle sitzen gemeinsam am Feuer, essen und trinken gemeinsam. Die Stimmung ist sehr locker, zudem auch sehr entspannend. Mittlerweile wird es immer dunkler, nur noch das Feuer erhellt die Dunkelheit. Die Flamme wirft ein feines Licht auf uns, macht einem langsam schläfrig, was auch an der angenehmen Wärme liegt. In meinen Händen ruht die Gitarre, von welcher ein leichte Melodie ausgeht. Doom und Oliver sind schon in einem der drei Zelter, schlafen sicherlich schon. Flake macht sich gerade auf den Weg, zieht Till mit sich. Paul liegt mit dem Kopf auf meiner Schulter, schläft mittlerweile schon ganz tief.

Ich stimme das letzte Lied an. Seemann. Es ist wunderschön zu spielen, lässt mich noch ruhiger werden. Meine Gedanken wandern von der Nacht, die ich draussen sein muss, bis zu Paul, welcher so unschuldig und niedlich aussieht, wenn er schläft. Es macht mich traurig, dass Paul niemals mit mir zusammen sein könnte. Die anderen aus der Band wären sicherlich nicht begeistert, auch würde Paul mich nur als einen Freund lieben. Es tut weh, so sehr. Die Musik der Gitarre trägt dazu bei, wodurch einzelne Tränen meine Wangen runterkullern. Plötzlich vernehme ich eine Bewegung von meiner Schulter, stoppe das Spielen und streiche durch mein Gesicht. Hoffentlich sieht er mich nicht weinen, sonst fragt er noch was los sei. Das will ich nicht, so würde ich ihn nur anlügen.

"Paul, wir sollten schlafen gehen, es ist schon spät" von ihm ist nur ein leises Murren zu vernehmen, doch er steht langsam auf, streckt seinen Körper einmal durch. Ich packe die Gitarre ein, schlendere zu unserem Zelt. Dort lege ich alles ab, sammle das Wichtigste zusammen. Das besteht aus: Schlafsack, Matte, Kissen, Taschenlampe und mein Handy. Mehr brauche ich sicherlich nicht. Zügig ziehe ich mir meine Schlafsachen an, also ein verwaschenes Shirt, kurze Hose und die Socken lasse ich weg, sonst wird mir in der Nacht zu warm. Ich suche mir einen Platz auf der Wiese, der nicht direkt bei den Zelten ist, deponiere meine Sachen. Schnell noch Zähne putzten und dann kann ich endlich schlafen, wenn das überhaupt hier draussen geht. "Gut Nacht Reesh! Schlaf gut!" ruft Paul noch zu mir. Selbst aus der Stimme kann ich sein fieses grinsen hören. "Du auch!" seufzend lasse ich mich nieder, kuschle mich in den wärmenden Schlafsack. Der wind rauscht leicht in den Bäumen, steigert meine Müdigkeit, wodurch ich endlich einschlafe.

Dunkelheit. Das ist das Erste, was ich sehe, als ich die Augen wieder öffne. Prüfend blicke ich auf die Uhrzeit. 02:47. Ich gähne einmal herzhaft, merke dann zu meinem Ungunsten, dass ich ganz dringend Pinkeln muss. Warum denn ausgerechnet jetzt? Schlafen kann ich sicherlich nicht, wenn ich so dringend muss. Mühsam stehe ich auf, greife nach der Taschenlampe. Ihr schein ist ziemlich schwach, somit hoffe ich einfach, dass sie an bleibt. Leise schleiche ich zu dem Wald, der Boden ist kalt an meinen Füssen. Eine Gänsehaut überzieht meine Arme, leichte Angst übermannt mich. Die Kombination von Uhrzeit, Dunkelheit, Wald und kälte sorgt kräftig dafür. Der Wind ist enorm kräftiger als vor ein paar Stunden, lässt die Bäume knacken. Als ich endlich tief genug im Wald bin, erleichtern ich mich endlich. Jetzt muss ich nur noch zu dem Bach, damit ich meine Hände waschen kann. Gedacht, Getan. Mittlerweile habe ich das Wasser erreicht, knie mich runter. Das Kühle Wasser umspült meine Hände. Mir wird kalt, was ein Zittern an meinem Körper auslöst. Zum Glück kann ich gleich wieder schlafen. Gerade will ich wieder zurück, das passiert das, was ich gehofft habe, nie passieren sollte. Wie angewurzelt bleibe ich stehen, versuche mich zu sammeln.

Die Lampe hat den Geist aufgegeben. Nun kommt das Zittern nicht nur vor Kälte, sondern auch von Angst. Ich haue die Taschenlampe mehrmals gegen meine Hand, in der Hoffnung, dass sie wieder angeht, doch sie bleibt aus. Mir bleibt kaum eine Wahl, ich muss wohl oder übel im Dunkeln zurück. Ich setze einen Fuß vor den andern, doch kann nicht weiter, zu groß ist meine Angst. Langsam atme ich ein und wieder aus, vernehme doch plötzlich ein Geräusch. Mit einem schrei entferne ich mich leicht, starre an die Quelle. Nichts zu sehen, aber wie auch. Mein Atem bleibt schwer, lässt sich nicht mehr richtig regulieren. Jetzt will ich einfach nur weg, einfach nach Hause oder in eines der Zelte. Mit klopfendem Herz mache ich mich weiter auf den Weg, werde langsam, aber sicher Paranoid. Meine Hände sind Klamm, der Rücken schon leicht nass. Dann sehe ich ihn. Ein Mensch, mindestens einen Kopf grösser als ich, welcher mir eifrig zu winkt. Ich laufe einige Schritte zurück, stolpere und falle einen leichten Hügel runter. Es ist nicht Steil, aber weh tut es trotzdem. Ängstlich setze ich mich auf, starre hoch, doch niemand scheint mir zu folgen. Ich kauere mich zusammen, überlege, was ich nur tun soll. Mein Körper schmerzt an manchen Stellen, die Angst durchflutet meinen Verstand. Wie zur Hölle komme ich denn nur zurück? Dann kommt mir eine Idee, die entweder gut läuft oder nicht. Ich richte mich auf, ignoriere die Schmerzen. Dann renne ich los, in die Richtung, in der ich die Zelte vermute. Noch nie bin ich so sehr um mein Leben gerannt wie in diesem Moment. Das Gefühl der Verfolgung wird immer stärker, doch ich darf nicht stehen bleiben, sonst kriegt es mich, was auch immer es ist. Nach einiger Zeit sehe ich endlich jemanden, erblicke im schein des Mondes das verschlafene Gesicht einer vertrauten Person, der ich förmlich um den Hals falle. Ich will ihn nicht loslassen, will einfach nur zu den Zelten.

Sicht: Paul

Ein spitzer schrei reißt mich aus dem Schlaf, verstört sehe ich mich um. Auch wenn dieser schrei sehr hoch ist, weiss ich, dass er von einem Mann ist. Wer von uns schreit den bitte schön mitten in der Nacht so rum? Muss das denn unbedingt sein?? Genervt stehe ich auf, verlasse das Zelt, um die Nach ein wenig zu bewundern. Weiter weg sehe ich die Sachen von Richard, doch irgendwas wirkt komisch. Leise komme ich näher, um ihn nicht zu wecken, doch zu allem schrecken fehlt jegliche Spur von ihm. Es muss wohl er sein, der so geschrien hat. Zur Sicherheit kontrolliere ich die anderen Zelte, nur um sicherzugehen, dass nicht einer der anderen einen Streich spielt. Als ich merke, dass alle hier sind, ziehe ich die Schuhe an, laufe in kurzärmligen Sachen in den Wald. Die Dunkelheit ist schön, vor allem wie der Mond ihn ein wenig heller macht. Zwar nicht stark, aber immerhin so, dass ich nicht über Wurzeln stolpere. Von weitem vernehme ich einen zweiten Schrei und einen dumpfen Aufprall. Stille mischt sich mit einem entfernten Wimmern.

Lange höre ich nichts mehr, dann Schritte, die in meine Richtung rennen. Ist das Richard? Ich stelle mich hin, warte, bis das Geräusch zu mir kommt. Ich erkenne die Silhouette von Richard, welcher mich stürmisch umarmt. Sein ganzer Körper zittert, leises Wimmern ist zu hören. "Shhh...Paul ist da...alles ist gut" sachte streiche ich über seinen Rücken, die Angst ist fast schon spürbar, welche von im ausgeht. Seine Arme schlingen sich um mich, sein Kopf ruht auf meiner Schulter. Für eine Weile verharren wir, bis er sich ein kleines bisschen beruhigt hat. "Komm, wir laufen zurück" sage ich sanft zu ihm, lasse ihn komplett los. Er jedoch greift meine Hand, hält sich an dieser fest, als hängt sein Leben davon ab. Ich lasse mich davon nicht beirren und ziehe ihn mit zu dem Schlafplatz. "I....Ich will nicht d....draussen sein" flüstert er. "Richard, ich schlafe mit dir draussen, okay? Sonst wird Till morgen richtig sauer sein. Wenn es dir hilft, können wir auch kuscheln. Du weisst, dass ich kein Problem damit habe, ja?" Er schüttelt nur ängstlich den Kopf, sieht mich dann kurz an. Alles an seiner Körperhaltung zeigt mir, dass es besser wäre, wenn er nicht draussen schläft.

"Okay...du kannst im Zelt schlafen, aber nur weil du mir echt leid tust, ja? Dafür erklärst du dann TIll morgen die Situation...und stell dich auf zusammenschiss ein, der wird richtig sauer sein." Ich blicke ihn ein wenig strenger an, doch er nickt nur, geht schnell alle seine Sachen holen. Ich hingegen gehe schon in unser Zelt, lege mich hin und kuschel mich ein. Er schleicht sich dann auch rein und legt alles ab. Dann ist alles ruhig, was dazu führt, dass ich langsam aber sicher einschlafe.

Sicht: Richard

Ich lege mich zögerlich hin, merke, dass Paul schon wieder schläft. Ich lege mich auf den Rücken, starre an die Zeltdecke und lasse meine Gedanken kreisen, welche aber nur negativer werden. Traurig seufze ich, Tränen fangen sich an in meinen Augen zu bilden. Schnell drehe ich Paul den Rücken zu, fange dann richtig an zu weinen, doch unterdrücke jegliche Geräusche, bis ich dann vor erschöpfung wegnicke.

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yay 1718 Wörter :D

Jedem noch einen Super tollen und wunder schönen Tag/ Abend :3

Und die Vögel singen nicht mehr...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt