Die Liebe ist ein Wildes Tier

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Sicht: Christoph

Etwas nervös trete ich einfach näher an ihn heran, versuche dabei laut genug zu sein, sodass er mich bemerkt. Allem Anschein nach scheint dies zu klappen, denn er dreht seinen Körper leicht in meine Richtung, wobei er parallel seine Ärmel herunterzieht. Leicht besorgt sehe ich kurz zu seinen Armen, doch blicke ihm schnell wieder in sein Gesicht. Ich will ihn definitiv nicht bedrängen. "Hey Richard" meine Worte sind sehr freundlich und wohlwollend, lasse mich neben ihm nieder, wobei ich im Schneidersitz sitze und nicht wie er die Beine über der Kante habe. Richard beobachtet mich einen Moment lang, bevor er wieder zu dem Panorama blickt. "Hallo..." Ich lächle über seine genuschelte Begrüßung, lehne mich zurück und stütze mich mit den Händen hinter mir ab. "Warum bist du denn hier? Waren die anderen wieder fies zu dir?" In letzter Zeit waren die anderen echt nicht so sanft zu Richard, was hauptsächlich an der Arbeit mit dem Album zusammenhängt. Alle sind gestresst und unter Druck, dennoch ist es nicht okay, dass wir so zueinander sind.

"Hab mich mit Till gestritten...war im Zelt am Schlafen, weil ich in der Nacht so dolle Angst bekommen habe...das ist voll peinlich", meint er nach einiger Zeit, woraufhin ich mich aufsetze und meine Arme um ihn lege. "Was ist mit Paul? Weißt du, warum er so komisch heute war?" Er zuckt mit den Schultern, "Er will sicher keinen Ärger mit Till, weil der so super sauer war. Das hat weh getan, dass er mich absolut nicht verteidigt hat, wie sonst immer. Man, er hat mir den Kopf soooo sehr verdreht und es tut alles so unglaublich weh. Ich hasse die Liebe..." "och Reeshy", ich knuddele ihn einmal durch, streiche vorsichtig über seinen Rücken. Ich werde sowas von mit Oliver darüber reden, damit wir einen Plan schmieden können, damit Paul und Richard beide endlich gemeinsam glücklich sind. Oder vielleicht ist Paul schon mit jemandem anderes zusammen, mal sehen, ich werde ihn ausfragen, soviel steht fest. "Wollen wir noch ein wenig kuscheln oder schon zurück?" frage ich ihn leise, doch er nickt einfach nur zustimmend, so halte ich ihn weiter in meinen Armen fest.

Sicht: Paul

Etwas nervös gehe ich zu dem Auto, sehe immer wieder auf mein Handy. Die anderen wissen absolut nicht, denn ihnen hab ich niemals von ihrer Existenz erzählt. Meine "Freundin", wenn man es als solche bezeichnen kann, hat sich dazu entschlossen, mich hier aufzusuchen, um zu kontrollieren, ob ich sie schon betrogen habe oder nicht. Sie war total paranoid, gemein und unerträglich, doch verlassen kann ich sie nicht. Denn zum einen habe ich sie lieb, zum anderen droht sie mir Richard was anzutun, wenn ich sie verlasse. Das will ich bei besten Willen nicht. Ungeduldig laufe ich hin und her, sehe auf meine Uhr, dann zu der Straße. Nach einigen Minuten höre ich dann das Auto, dessen Motor fast lautlos zu sein scheint. Ein E-Auto hat sie, welches eine wunderschöne bläuliche Farbe besitzt. Sie parkt an dem Wegrand, steigt aus und knallt die Tür laut zu. Kein Panzer, denke ich mir, doch schüttle schnell den Kopf. Als ich sie ansehe, staune ich nicht schlecht, denn sie hat sich echt schick gemacht für hier draußen. Sie trägt eine braune Cargohose mit einer schönen, grünen Bluse, die ihr irgendwie zu klein aussieht und ein Stück von ihrem Bauch zeigt. Als Schuhe hat sie ihre schwarzen Sneaker gewählt, mit denen sie bestimmt noch umfallen wird, wenn sie nicht aufpasst. Aber auch die blonden Haare sind fein säuberlich mit einem Dutt zusammengebunden.

"H-Hey Schatz" meine ich etwas unsicher, was irgendwie gegen meine Natur strebt. Normalerweise würde ich es nicht zulassen, dass mich jemand wie sie so fertig macht, aber ich habe Angst um Richard. Ich will nicht, dass ihm etwas widerfährt. "Halt den Mund und gibt mir jetzt 'nen Kuss". Sie scheint genervt zu sein, warum das so ist, weiß ich noch nicht. Gehorchend trete ich auf sie zu, gebe ihr dann den gewünschten Kuss ohne wieder rede, doch ihr scheint etwas nicht zu passen, denn ich kassiere einen Schlag von ihr gegen mein Gesicht. "Was fährst du einfach so in den Urlaub mit fünf anderen Männern?! Sagst mir nicht einmal Bescheid!" Was ist denn in sie gefahren? Etwas benommen mache ich einen Sicherheitsschritt zurück, was sie noch rasender macht. Weiterhin keift sie mich an, doch schon lange höre ich nur noch unterbewusst zu. Etwas verloren versuche ich erst einmal das Nasenbluten zu stoppen, während sie immer noch irgendwas Wütendes brabbelt. "Süsse...komm doch mit zu den anderen, die sind echt nicht so übel, wie du immer sagst..." Erst schnaubt sie laut, wie ein Stier, der gleich auf einen zurennt. Zu meiner Überraschung aber nickt sie, woraufhin ich sie an der Hand mit mir ziehe. Ihr gefällt das nicht, so löst sie sich etwas gewaltvoll aus meinem Griff.

Bei den anderen werden mir neugierige Blicke zugeworfen, aber auch fragende. Immerhin halte ich immer noch ein Taschentuch an meine Nase, welches sich schon gut rot verfärbt hatte. "Alles okay? Und wer ist das?" "Mir geht es g-", fast hätte ich es geschafft meinen Satz zu beenden, doch werde von der Furie unterbrochen. "Ich bin Nina, Paulchens Freundin", sie lächelt wie ein Engel in die Runde. So eine verlogene Lügnerin, wie sehr ich sie doch hasse. Die andern schütteln abwechselnd ihre Hand, während Richard, welcher anscheinend zurück ist von seinem Abenteuer, sie mit diesem wütendem Funkeln in den Augen betrachtet. Ist das etwa Eifersucht, was sich da widerspiegelt? Möglich, aber ich hinterfrage es nicht weiter und lasse mir von Flake helfen, der mir helfen will, das Nasenbluten zu stoppen.

Sicht: Richard

Ich sehe Nina an, wie gern ich doch an ihrer Stelle wäre. Sie kann sich echt glücklich schätzen, dass sie Paul an ihrer Seite hat. Als ich zu Paul blicke, werde ich jedoch schnell besorgt. Was ist denn passiert? Auf seiner Nase bildet sich ein Blauenfleck, die Blutung stoppt aber allem Anschein nach langsam. Das kann doch nicht von einem Sturz kommen, wobei, ich würde das hinkriegen, aber die Rede ist hier von Paul. Den haut es nicht so schnell um, dafür ist er zu wenig tollpatschig, was ich nicht von mir behaupten kann. Auch läuft der Zwerg ganz sicher nicht gegen Bäume, nein, nicht er. Skeptisch sehe ich seine Freundin an. Irgendwas an ihr wirkt komisch, gibt mir ein mulmiges Gefühl. Angestrengt achte ich mehr auf die beiden, wie sie miteinander sprechen oder interagieren, denn das kann manchmal mehr aussagen als man denkt. Was ich nicht hoffe ist, dass Paul von ihr geschlagen wurde, denn dann würde ich sie fertig machen. Da ist es mir auch zum ersten Mal egal, ob ich eine Frau schlage.

Die Zeit vergeht relativ schnell, während wir an der Feuerstelle sitzen und miteinander reden. Ich beteilige mich nur gelegentlich an der Konversation, doch den anderen scheint das recht zu sein. Nina verhält sich bis jetzt eigentlich ziemlich lieb und höflich. Nie fällt sie einem in das Wort oder kommt mit unpassenden Sachen an. Paul hingegen ist komplett ruhig, sitzt einfach da und betrachtet den Boden. Von seinem typischen Lächeln ist nichts mehr übrig, was mir Sorgen bereitet. "Paul? Können wir vielleicht alleine reden?" frage ich, doch Nina scheint mich gehört zu haben, wendet ihren Blick mir zu. "Warum redet ihr denn nicht hier? Kann doch nicht so schlimm sein, oder?" Ihre Worte sind ziemlich arrogant und von oben herab, was ich mir natürlich nicht gefallen lasse. "Ich will unter vier Augen mit meinem besten Freund sprechen, oder willst du ihn zwingen hier zu bleiben?" Sie verdreht nur die Augen, ich ziehe Paul zu unserem Zelt.

"Man, was ist denn Richard? Du hättest auch dort sprechen können" Das, was ich auf den ersten Blick sehe, ist ein genervter Blick, auf den zweiten Blick aber Nervosität. Da, das muss es sein. Noch nie war ich so froh, dass ich Menschen gut lesen kann, wie jetzt "Kannst du bitte dein Oberteil oder die Ärmel bitte hochziehen?" Paul scheint mit sich zu hadern, ob er meinen Verdacht bestätigen soll oder nicht, zupft am Textil herum. "Darf ich?" meine Stimme ist gerade so ein Flüstern und er nickt. Vorsichtig ziehe ich es bis zu seiner Brust hoch, sehe seinen Körper traurig an. Zum einen isst er wahrscheinlich nicht genug, zum anderen sehe ich genug Blauenflecken oder Rötungen. "Sie war das, oder?" wieder nur ein Nicken, so umarme ich ihn ganz sachte und liebevoll. "Ich beschützt dich vor ihr und schick sie hier schnell weg, okay? Dann kann sie dir nichts anhaben." "Man...ich...ich hasse sie...ich will weg...a-aber dann tut sie dir was an..." "Hey, Paulchen...die kann mir nichts...ich bin groß und stark, ja? Soll sie doch nur zu mir kommen. Du Paul, kann ich davon ein Foto machen? Bitte versteh mich ja nicht falsch, aber wenn wir sie anzeigen wollen, dann brauchen wir irgendwas an beweisen...aber nur wenn du das wirklich willst" "N-Nagut..."

Gesagt, getan. Ich mache schnell die Bilder und kuschle danach Paul: Wir liegen gerade auf seiner Matte, da meine nicht sonderlich bequem ist. Ich liege auf dem Rücken und Paul hat es sich auf mir gemütlich gemacht, sein Kopf ruht auf meiner Brust. "Was soll ich zu Mittag denn machen?", frage ich ihn, in der Hoffnung ihn mit etwas Gutem zu Essen glücklicher zu stimmen. "Nudeln...mit Käse...und Kartoffeln drin..." "Super, dann mache ich das doch so und kannst mir gern helfen."

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Naja, gaaanz okay

1557 Wörter

Jedem einen supi Tag/ Abend, Tschüssi :3

Und die Vögel singen nicht mehr...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt