Manche führen, manche Folgen

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Sicht: Richard

Etwas gedankenverloren rühre ich in dem Topf, in welchem die Nudeln, vereint mit dem Käse, sich befinden. Das Feuer knistert leise vor sich hin, wärmt mich zu sehr auf, wodurch ich mittlerweile schon einen nassen Rücken habe. Meine Ärmel will ich nicht hochziehen, das will ich nicht, oder generell mich jetzt Oberkörper frei zu zeigen, möchte ich bei bestem Wille nicht. So stehe ich nun schwitzend vor dem Feuer, bereue es dann doch ein wenig, dass ich mich irgendwie schäme, aber naja. Seufzend koche ich weiter, bekomme dann doch einen fragwürdigen Blick von Oliver und einen genervten Seitenblick von Till. Warum er so zu mir ist, weiß ich bis jetzt noch nicht.

"Du, Richard. Die Jacke solltest du jetzt sofort ausziehen. Wir haben zwar Herbst, aber die Sonne brennt trotzdem gut runter, zudem stehst du am Feuer. Die Hitze wird sich unter der Jacke stauen und du bekommst einen fetten Hitzeschlag. Und das mein Lieber, ist weniger gut, okay?", meint Flake streng zu mir, der gerade von den Zelten zurückkam. Erst schaue ich ihn eine Weile an, dann verdrehe ich meine Augen unnötig stark, sodass es fast einen Schmerz auslöst. Ich wusste bis jetzt nicht, wie stark ich meine Augen eigentlich verdrehen kann. Flake hingegen findet das Ganze weniger lustig und tritt auf mich zu, "Jacke aus oder ich mache das. Wenn es nicht klappt, dann wäre Till bestimmt so lieb und würde dir die Kleidung vom Leibe reißen, kappiert?". Das kann nicht sein ernst sein. Wütend zeige ich ihm einfach den Mittelfinger, koche dann entspannt weiter, doch so lange kann ich dies nun auch wieder nicht tun, denn Flake kommt sehr zügig auf mich zu.

Seine Hände packen mich an der Jacke, versuchen das rote Kleidungsstück von mir abzubekommen, doch ich wehre mich dagegen. Aus einer kleinen Handgreiflichkeit, wird eine richtige Rangelei, welche gut möglich zu einer Prügelei aufsteigen könnte, wenn Christian mit dem weiter mach. Mit ein wenig mehr Kraft stoße ich ihn weg, er zieht mich mit, da er immer noch mit aller Kraft an dem Material festhält, als hänge sein Leben von diesem ab. Ohne zu zögern, kneife ich in seine Hand, wodurch er dann endlich mit einem leichten Schrei loslässt. Triumphieren grinse ich, richte dann die Stoffjacke erneut. Doch nicht für lange.

Der nächste der aufsteht und mich grimmig mustert ist Till, welcher sich prompt vor mir aufbaut. "So Freundchen, du lässt Flake jetzt einmal in Ruhe und legst dich mit jemanden an, der ähnlich viel Kraft hat, ja?!" Dass er indirekt Christian beleidigt hat, scheint ihm nicht in den Sinn gekommen zu sein, denn er wirkt überzeugt von seinen eigenen Worten. Etwas unschlüssig sehe ich dann Till an, der seine Pranken von Hände schon zu Fäusten geballt hat. Seine Statur wirkt spätestens jetzt richtig bedrohlich, so will ich dem Konflikt einfach nur entkommen. Mein Plan A wäre es, ihn zu überzeugen, dass es mir super geht und das mit Flake nicht so gemeint war, doch das würde bestimmt scheitern. Plan B wäre dann eine Flucht anzetteln. Viel Zeit zu überlegen bleibt mir nicht mehr, denn er ist mir schon viel zu nahe, greift schon nach meiner Jacke. Geschickt weiche ich ihm aus, renne dann los, in der Hoffnung, er würde mich nicht verfolgen, doch das habe ich allem Anschein nach falsch kalkuliert: Ich hole einmal tiefer Luft, dann rufe ich laut, "Hau ab!". Meine Worte bringen leider nicht wirklich viel, denn Till kommt mir immer näher und näher. Das nächste, was ich richtig noch mitbekomme, ist, dass ein Schmerz durch den Rücken, bis nach Oben zieht. Danach kommt der Boden mir immer und immer näher. Der nächste Schmerz befindet sich dann am Kopf. Dann Dunkelheit.

Sicht: Till

Das Ganze hat sich zu einer Verfolgungsjagd entwickelt, wodurch ich angefangen habe, Richard zu jagen. Eigentlich sollte ich ihm nur Angst einjagen, so wie es mir Flake gezeigt hatte, mit einer subtilen Handbewegung. Grinsend versuche ich den Kleineren einzuholen, der mit gefühlter Höchstgeschwindigkeit durch den Wald braust. Woher hat der denn noch all die Kondition? Und was ist mit seinem Raucherdasein? Grundsätzlich mach mir das riesengroßen Spaß, ihm wahrscheinlich eher weniger, da er mich eben noch anschrie, dass ich abhauen solle, doch das mache ich ganz bestimmt nicht. Als ich ihn endlich mehr eingeholt habe, werfe ich mich ein wenig gegen ihn, doch er stolpert über seine Füsse, schlägt mit dem Kopf auf und rollt einen kleinen Hang runter, wo er dann endlich liegen bleibt. Etwas verdutzt bleibe ich stehen, frage mich einen Moment, ob es meine Kraft oder sein Unglück war, dass ihn so erwischte, doch ich vermute, er ist mehr schuld. Ja, so machen wir es.

Vorsicht gehe ich den leichten Hang runter, rutsche dabei weg. Ich lande auf meinem Hintern, rutsche den Rest einfach so herunter. Bremsen kann ich nun auch nicht wirklich, so gebe ich mich meinem Schicksal einfach hin und sehe es positiv. Mehr oder weniger. Mein Körper kommt endlich zum Stoppen, sodass ich endlich aufstehen kann. Meine Hose war ruiniert, denn sie ist hinten aufgerissen, was wirklich dämlich aussieht, doch das hat erst zweite Priorität, Richard ist gerade noch ein wenig wichtiger. Ich knie mich zu seinem Körper runter, drehe ihn auf den Rücken. Sein Gesicht war ziemlich zu und hergerichtet, so sehe ich lieber einen Moment weg, bevor ich seine Jack öffne und das T-Shirt hochziehe. Vor mir sehe ich einen sehr schlanken, ja fast schon hageren Körper, dessen Haut hin und wieder von Narben geziert wird. Auf seiner Brust sehe ich einen dicken Blauenfleck. Dieser sieht fast schon geschwollen aus, doch das kann ich nicht wirklich beurteilen. Ich untersuche ihn aber noch weiter, von Kopf bis Fuß. Seine Beine und Füße scheinen in Ordnung, sein Oberkörper auch. Nur sein Gesicht ist leicht entstellt, nicht sehr schlimm, dennoch nicht so schön anzusehen.

Vorsichtig hebe ich ihn hoch, damit ich ihn endlich zurücktragen kann, damit Flake wieder Doktor spielen kann.

Sicht: Richard

Langsam komme ich zu mir, sehe alles noch ein wenig verschwommen. Mehrfach blinzle ich, bis ich dann endlich wieder klare Sicht bekomme, blicke dann an eine Baumkrone. War ich nicht auf dem Gesicht gelandet, oder irre ich mich? Zögerlich setzte ich mich auf, bereue es dann doch direkt wieder, denn Schmerzen durchzucken meinen Körper, als hätte ich einen elektronischen Zaun angefasst. "Hey, langsam... verursachst sonst nur noch mehr Schaden" Warnt mich eine Stimme, die ich immer noch nicht recht zuordnen kann, so sehe ich einfach dahin, wo ich in das Gesicht von Flake blicke. Mit kratzender Stimme fange ich dann auch endlich an zu sprechen, "Was war denn passiert?" Er lächelt sanft, erzählt mir dann das, was Till ihm anscheinend mitgeteilt hat. Etwas müde nicke ich einfach. "Du hast Schürfungen im Gesicht und eine Platzwunde, aber keine Sorge, ich habe dich schon lange versorgt, also keine Sorge." Wieder nur ein Nicken von mir. Am liebsten würde ich einfach mit Paul kuscheln wollen und hoffen, dass der Schmerz schnellstmöglich vergeht, denn so langsam spüre ich es auch in meinem Gesicht, toll...

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Ich hab sooooo viele Ideen für weitere FF's :'D Aber erst einmal muss ich die hier weiterschreiben :3

1182 Wörter

Jedem einen schönen Abend/ Tag, Tschüssi :D


Und die Vögel singen nicht mehr...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt