Abby's P.O.V.
Wieso sollte ich es nicht sagen? Es ist doch okay schwäche zu zeigen. Und wieso schwäche?! Das ist keine schwäche! Jemand hat ihm Schaden zu gefügt. Großen Schaden. Schaden, unter den er sein Leben lang leiden wird. Er muss lernen damit umzugehen, wie auch ich es musste.
Meine Gedanken driften ab, zurück in eine Zeit, an die ich mich nicht gerne zurück erinnere...
Ich sitze kichernd am Telefon. Ruby an der anderen Leitung. Wir reden über Gott und die Welt.
Doch meine Mutter scheint andere Pläne zu haben. Sie kommt in mein Zimmer und sagt in einem bestimmenden Ton: "Abby, bitte leg jetzt auf! Du musst noch Milch holen!" "Mum, bitte ich -" "Nein Abby, nein! Du gehst jetzt einkaufen!" Mit gequältem Gesichtsausdruck wende ich mich ab, sage Ruby auf wiedersehen und verlasse kurz darauf das Haus mit zwei Baumwolltaschen. "Wieso muss immer ich die scheiß Milch holen?!", murmle ich vor mich hin.Ich bemerke gar nicht, dass hinter mir eine große, schwarze Gestalt aufgetaucht ist. Sie folgt mir bis zum Supermarkt und während ich durch die Gänge streife, ist sie mir immer einen Schritt voraus. Ich fühle mich nur beobachtet, merke jedoch nicht, wer es sein könnte, der dieses Gefühl in mir auslöst. Ahnungslos laufe ich weiter, bezahle den Einkauf und mache mich mit zwei fast vollen Taschen auf den Weg nach hause.
Es war immer so; meine Mutter sagt: 'Geh Milch holen.', und drückt mir noch eine Liste in die Hand! Nach 14 Jahren hat man sich daran gewöhnt... Ich laufe also durch die Straßen, die Sonne geht grade unter und taucht alles in dieses orange-gelbe Licht.
Die schwarze Gestalt ist dicht hinter mir.
Mein jugendliches Hirn bekommt langsam mit, dass schnelle Schritte hinter mir zu hören sind. Ich gehe etwas langsamer, damit derjenige hinter mir, mich überholen kann. Tut er aber nicht...Jetzt drehe ich mich um und reiße leicht die Augen auf. Dicht hinter mir läuft eine fast riesige, schwarze Gestalt. So schnell wie ich mich umgedreht habe, schaue ich weg und beschleunige meine Schritte.
Ein Instinkt sagt mir, dass ich mich nicht wieder umdrehen, sondern das Weite suchen sollte. Aber die Gestalt beschleunigt ebenfalls ihre Schritte und läuft plötzlich neben mir!
"Na! Nicht so schnell!" Jetzt geht alles ganz schnell: Ich werde mit einem Ruck in eine Gasse gezogen. Durch den abrupten Ruck lasse ich die linke Einkaufstasche fallen. Mit einem scheppern entleert sie sich auf dem Asphalt. Mein schwarzer Verfolger drück mich an die kühle Backsteinwand.
Es ist ein Mann. Ein, wie gesagt, ziemlich großer Mann! Komplett in schwarz. Selbst seine Augen erscheinen mir schwarz, was an dem schwachen Licht in der Gasse liegen mag.
"Was wollen Sie?! Lassen Sie mich sofort los!", bringe ich endlich hervor. "Hör mir zu! Ich beobachte dich! Immer! Egal wann, egal wo! Weißt du... wenn du so willst, bin ich dein zweiter Schatten."
Und was soll ich mit diesen Informationen anfangen?!
"Wieso?", frage ich langgezogen. Ich weiß wirklich nicht, wie ich darauf reagieren soll. "Das wirst du, vielleicht, irgendwann erfahren." "Was soll das?! Sie verarschen mich doch! Lassen-Sie-mich-los!" Jetzt werde ich lauter und beginne mich aus dem festen Griff von diesem Pödophilen zu winden. "Na, na, na! Nicht so biestig! Du wirst ruhig bleiben!" Er rammt mir im selben Moment sein Knie in die Magen. Ich stöhne auf!"Was wollen Sie denn?!" Verzweifelt richte ich mich wieder auf. "Ich will dir nur sagen, dass es mich gibt." Und schon lässt er mich wieder los, geht rückwärts, wendet sich ab und läut davon.
Nach den ersten schock Sekunden laufe auch ich los, in entgegengesetzte Richtung. Nach hause.
Die Einkaufstasche in meiner rechten Hand halte ich fest umklammert. Um die andere habe ich mich nicht mehr gekümmert. Die liegt jetzt auf dem Bürgersteig. Ausgekippt und ohne Besitzer.
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Lost | H.S. ✔
FanfictionEine von der ganzen Welt gefeierte Band. Ihre Mitglieder auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Doch das tragische Verschwinden eines Flugzeuges verändert alles. 15 Jahre später hat Abby eine folgenschwere Begegnung. Sie beginnt nachzuforschen. Und triff...