Früher war ich eines der beliebtesten Mädchen der Schule. Jetzt bin ich eher eine Einzelgängerin. Meine Clique zerbrach nach der Schule und meine sogenannten besten Freundinnen melden sich nicht mehr bei mir.
Wahrscheinlich sind sie alle verheiratet und haben Kinder. Ich persönlich habe nie etwas von heiraten gehalten und Kinder kann ich nicht ausstehen.
Deshalb wundere ich mich sehr, als mich Annabelle, eine von uns fünfen aus der alten Clique, anruft und fragt, ob ich nicht auch nach London kommen will. Zum Treffen, weil Harry morgen genau 15 Jahre verschollen ist. Ich sage zu. Im nachhinein habe ich keine Ahnung wieso. Wahrscheinlich, um sie mal wieder zu sehen und auch um mich an meine Jugend und Harry zu erinnern.
Also packe ich ein paar Sachen zusammen, verstaue diese in meinem Auto und fahre am Nachmittag los.
Ich wohne in Windsor, in der Nähe des Alexandra Parks. Dort ist es wunderschön besonders im Sommer, wenn ich frei habe und auch mal zum River Thames fahre, der grade mal eine gute viertel Stunde entfernt liegt.
Ich und meine Freundinnen trafen uns früher immer im Café Barry. Dies liegt im Park und man hat einen fantastischen Ausblick auf den Fluss.
Ein paarmal war ich auch allein dort, aber ich werde nur melancholisch, wenn ich dort alleine bin. Also lasse ich es lieber.
Abends komme ich in London an und bin fasziniert von dem Lichtermeer und dem regen Treiben der Stadt.
Das Hotel in das mich Annabelle bestellt hat heißt: The Grand at Trafalgar Square. Ein sehr nobles Gebäude. Von außen würde ich schätzen, dass es acht Stockwerke hat.
Die große, braune Eingangstür wird mir geöffnet und ich betrete den Eingangsbereich.
Es erinnert mich leicht an die Römer oder so etwas in der Art. Hohe rot gesprenkelte Säulen erstrecken sich zur Decke. Hinter goldenen Vorhängen sieht man Sitzmöglichkeiten.
Ich gehe weiter, den Koffer hinter mir herziehend, in die Lobby. Diese ist sehr hoch und an der Decke hängen große, runde Kronleuchter. Alles ist in einem gold-beige-Mix gehalten.
Ich checke schnell ein und werde auf mein Zimmer gebracht.
Etwas überwältigt schließe ich die Tür hinter mir.
Der Raum vor mir ist weiß mit einem roten Teppichboden. In der hinteren Ecke ist ein rot-beiges Bett, daneben ein braun-roter Schrank und eine kleine Küchenecke. Sitzmöglichkeiten und einen Fernseher gibt es auch.
Ich ziehe die weißen Vorhänge zurück und blicke auf die Straße vor dem Hotel. Seufzend lasse ich mich auf das zugegeben sehr weiche Bett fallen.
Leider hält die Entspannung nicht lange an, da ich eine SMS von Annabelle bekommen: Wir warten im Restaurant.
Noch ein Seufzen entweicht mir und ich rappele mich hoch. Kurz wage ich einen Blick ins Badezimmer, welches ganz in grau gehalten ist und richte meine blonden Haare und meine Kleidung.
Dann nehme ich den Fahrstuhl ins Erdgeschoss. Es ist schon 20.00 Uhr und das Restaurant ist gut gefüllt. Von überall höre ich Gelächter und angeregte Gespräche.
Da fällt mein Blick auf eine junge Frau mit langen, braun gelockten Haaren, die mir zuwinkt. Annabelle.
"Abby! Da bist du ja!", ruft sie mir entgegen. "Hallo Annabelle! Schön euch zu sehen.", sage ich auch zu den anderen.
Nach einer sehr klischeehaften Begrüßung setzen wir uns und bestellen Sekt.
"Sag mal ist das nicht alles ein bisschen teuer?", frage ich nach einer Weile.
"Ach Quatsch, Darling! Wir gedenken Harry und feiern unser Wiedersehen. Das kann dann schon mal etwas teurer sein! Prost!" Nach diesen Worten von Ruby stoßen wir an und trinken ein paar Schlucke. Ruby war schon immer die Quirlige und leicht verschwenderisch. Ihre roten, wuscheligen Haare hat sie sich zu einem Dutt gebunden.
Summer räuspert sich und sieht uns mit ihren stechend blauen Augen an. "Also ihr Lieben", sie macht eine bedeutend lange Pause und zeigt ihre strahlend weißen Zähne, "Ich freue mich wirklich sehr, euch alle mal wieder zu sehen. Erzählt, was treibt ihr so?"
Ja, so war sie schon immer. Immer noch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit auf ihre eigene Person zu lenken war normal. Früher gab es öfters Streit deswegen.
Ein kurzes Auflachen von Ruby's Seite und schon beginnt Summer zu erzählen: "Also ich lebe jetzt in Italien!" "Was?! Das ist ja toll!", kommt es gleich von Grace. Sie ist genauso alt wie ich, aber sie ist nun ja... etwas dumm. Summer war schon früher ihre größte Stütze, die beiden waren fast immer zusammen, wobei ich es wage zu behaupten, dass Summer sie bloß ausnutzte.
"Ja, mein Mann George und ich leben dort in einer kleinen Villa. Arbeiten brauche ich nicht mehr. George verdient genug!" Sie bricht in Gelächter aus. "Und was ist mit dir Grace?"
Grace hat auch gelacht und ihr blonder Bob wippt hin und her. Nach dem sie sich gefast hat, scheint sie kurz zu überlegen, was sie sagen soll.
"Ähm... ich lebe noch, wie früher, in Slough. Und ich arbeite bei einem Radiosender." "Und hast du ein Mann?", fragt Ruby. "Nein.", lacht Grace.
"Dann zu dir Abby." Lachend sieht mich Summer durch ihren seitlichen, blonden Pony an. "Ich lebe, wie früher in Windsor und bin Fotografin. Und nein, ich habe keinen Mann." "Auch keinen Freund? Kann ich mir gar nicht vorstellen. Unsere Abby?", lachend hebt Summer ihr Glas und trinkt es aus .
"Nein." "Nun gut. Und was ist mit dir, Annabelle?"
"Ich komme mir vor wie in einem Vorhör! Hahaha! Nein, Spaß beiseite. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Erin und Toby. Mein Mann Jack und ich leben in Perth, das liegt in Schottland." "Oh wie schön, dann hast du dir ja deinen Traum erfüllt.", lächle ich. "Ja, das habe ich. Nur mit der Schauspielkarriere hat es nicht geklappt. Ich bin Designerin geworden."
"Dann fehlst ja nur noch du Ruby." "Da hast du wohl recht, Summer."
Lachfalten bilden sich um ihre braunen Augen. "Ich bin geschieden. Hat nicht sein sollen. Arbeiten tue ich jetzt als Köchin. Davor war ich Unternehmensberaterin." "Und wo wohnst du jetzt?", kommt es von Annabelle. "Ihr werdet es nicht glauben, aber in Swansea." Sie lacht glücklich auf. "Oh mein Gott, wie schön!", rufe ich begeistert. "Ja!"
Wir erzählen noch eine ganze Weile. Ich vergesse die Zeit und auch das wir nicht mehr 16 Jahre alt sind. Bis die Uhr Mitternacht schlägt. Wir sind ganz allein im Restaurant. "Oh! Schon so spät!", sagt Summer erstaunt.
"Hahaha, wisst ihr noch, wo wir einmal um Mitternacht meine Brüder zu Tode erschreckt haben oder die Schule schwänzten, um auf ein Fantreffen zu gehen?", fragt Ruby lachend.
"Ja, wir haben auch ordentlich Ärger bekommen!", entgegnet Annabelle. "Ja, ja die Vernünftige hat gesprochen.", lache ich und hebe die Hände.
"Ja! Und die Vernünftige sagt jetzt, dass es spät ist und wir schlafen gehen sollten. Morgen müssen wir einigermaßen fit sein!"
Etwas murrend stehen wir auf, verabreden uns für morgen und gehen auf unsere Zimmer.
Dass sich dunkle Wolken über mir zusammen brauten, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen...
♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Sooo ein neues Kapitel :)
Hoffe es hat euch gefallen. Ich würde mich echt freuen, wenn ihr mir ein paar Kommentare da lasst und einen Vote (ich will euch aber nicht überfordern xD)
Also bis bald ihr da draußen :*
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Lost | H.S. ✔
FanfictionEine von der ganzen Welt gefeierte Band. Ihre Mitglieder auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Doch das tragische Verschwinden eines Flugzeuges verändert alles. 15 Jahre später hat Abby eine folgenschwere Begegnung. Sie beginnt nachzuforschen. Und triff...