"Abby..." Meine Augenlider flattern, bis Licht in meine Augen dringt. Das Bild vor mir wird schärfer: Harry sitzt an meiner Bettkante und hat ein Tablett auf seinen Knien. Unaufhaltbar schleicht sich ein Grinsen in mein Gesicht. "Morgen." "Gut geschlafen?" "Mhhm... geht so." Ich raufe mir die Haare und setze mich auf. "Tee?" "Gerne. Harry... was genau tust du hier?"
Ich weiß selbst nicht, was ich mit dieser Frage bezwecken wollte."Ähm... ich versuche dich -" Es klingelt an der Tür. Schade, ich hätte gerne gewusst, was er sagen wollte... Irgendwann werde ich diese verdammte Klingel ausschalten! Bis jetzt hat sie uns nur gestört.
Harry macht Anstalten aufzustehen.
Ich hindere ihn daran. "Lass. Ich gehe lieber."So schnell wie es mein Kreislauf erlaubt, stehe ich auf, schnappe mir meinen Bademantel und laufe zur Tür.
Wer auch immer davor steht, klingelt unverschämt oft! Entnervt stöhne ich auf und öffne die weiße Haustür.Im nächsten Moment schlage ich sie wieder zu! Wer da so unverschämt klingelt, war niemand geringeres, als einer der Männer. Eines dieser Monster. Völlig in schwarz gekleidet, einen schwarzen Hut tief ins Gesicht gezogen, der vom Regen nur so tropft.
Aufgelöst lasse ich mich an der Wand runter gleiten. Harry ist mir gefolgt und steht auf der untersten Treppenstufe. "Wer war das?", fragt er verwirrt. "D - Das war einer... von... den M -Männern." Schnell kommt er auf mich zu und kniet sich vor mich. Ich starre ins Leere.Taub. Alles in mir ist taub. Wie ein harter Schlag in den Magen fühlt es sich an und noch viel schlimmer. Ich fühle mich wieder so hilflos, so wie ich es früher tat. Ausgelöscht. So fühlte ich mich. Aber eigentlich fühlt ich mich im Moment gar nicht. Ich bin taub. Meine Seele existiert nicht mehr. Dabei war sie doch grade dabei gewesen zurück zu kommen!
"Du meinst deine Stalker?!" Harrys hektische Stimmer dringt an mein Trommelfell. Ich nicke nur stumm und beiße auf meine Lippe, um nicht zu schreien.
Empört springt er auf und will die Tür aufreißen. "NEIN!!!", kreische ich. "Nicht-aufmachen!" "Ich werde denen -" "Du wirst gar nichts! Willst du mich umbringen?! Harry, ich will nicht, dass das alles wieder von vorne anfängt! Bitte komm wieder her." Ich bitte ihn ganz leise. Meine zitternde Hand schwebt in der Luft und wartet darauf ergriffen zu werden. Doch Harry nimmt sie nicht. Er setzt sich nur stumm vor mich auf den Boden.Die Klingel klingelt.
Erneut und so schrill. In meinen Augen sammeln sich die ersten, heißen Tränen. Langsam bahnen sie sich ihren Weg über meine Wangen.Soll mein Leben etwa wieder zu ende sein? Ich habe mir doch grade etwas aufgebaut. Jetzt werde ich wahrscheinlich nicht mehr über die Straße gehen können ohne diese Angst zu verspüren. Dieses schreckliche Gefühl. Der braunhaarige Lockenkopf bewegt sich und steht auf. Er hat in der kurzen Zeit bei mir so viel verändert! Er gibt mir irgendwie die Kraft, die ich allein nicht habe.
Harry hält mir nun seine Hand vor Gesicht und ich nehme sie dankend und lasse mich zurück auf meine Beine ziehen. Sachte wischt er mir die Tränen weg. Metall streicht dabei kühl über meine Haut.
"Was machen wir jetzt? Er steht immer noch vor der Tür. Abby. Hey Abby, nicht weinen."
Seine starken Arme drücken mich an seine feste Brust. Beruhigend streicht er über meinen Rücken. Ich merke, wie sich seine silber Ringe in meinen Haaren verfangen. Doch leider kann mich das nicht so sehr anlenken, wie ich es mir erhofft hatte.Die Vorstellung, dass sie wieder da sind, tötet mich innerlich! Einer von ihnen steht jetzt vor meiner Haustür! Und klingelt. Klingelt immer wieder. Ich presse meinen Kopf gegen Harrys Schlüsselbein, in der Hoffnung dort weniger zu hören. Vergeblich. Das Schrillen, der kleinen Glocke, wird immer Lauter und der Raum schneibar kleiner. Dann halte ich es nicht mehr aus und reiße mich von Harry los.
Ich laufe auf den Sicherungskasten zu, der nur ein paar Schritte weiter an der Wand hängt, und reiße beinahe alle Sicherungen raus. Die Klingel verstummt. "Endlich.", seufze ich.

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Lost | H.S. ✔
FanfictionEine von der ganzen Welt gefeierte Band. Ihre Mitglieder auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Doch das tragische Verschwinden eines Flugzeuges verändert alles. 15 Jahre später hat Abby eine folgenschwere Begegnung. Sie beginnt nachzuforschen. Und triff...