Inzwischen ist Harry fast zwei Wochen bei mir. Er gewöhnt sich immer mehr an das normale Leben und seine Panikattacken lassen nach. Nur beim Schlafen hat er Probleme.
Wir gehen zusammen Einkaufen und waren auch beim Frisör, er hat jetzt nur noch halb so lange Haare wie vorher.
Wir haben das Gästezimmer umgeräumt, es jetzt sein Zimmer.Heute habe ich beschlossen, ihn das erste Mal allein zuhause zu lassen und zur Redaktion zu fahren. Dort will ich nach alten Zeitungsartikeln von 2013 gucken. Irgendetwas brauchbares werde ich schon finden, irgendetwas unveröffentlichtes oder etwas, dass nicht gedruckt werden durfte...
Harry macht mir ein bisschen Sorgen. Ich hoffe, dass er keine Panikattacke bekommt, wegläuft oder das Haus verwüstet. Man könnte denken, dass ich über ein Kind rede. Ist er in gewisser Weise ja auch... Nach zehn Jahren Gefangenschaft und psychischer, sowie physischer Folter, kann man nicht auf dem geistigen Stand eines 34-jährigen Mannes sein.
Ich komme aus dem Bad, ziehe mir eine Jeans und ein gelbes T-Shirt an, dazu schwarze Boots und meinen schwarzen Hut. Dezent geschminkt gehe ich die Treppe runter und betrete die Küche.
"Guten morgen!", trällert Harry, fährt sich durch seine Locken, nimmt einen Teller mit Tost in die Hand und geht zum Tisch. "Morgen.", lächle ich. "Du Harry... Ich würde gleich mal zur Redaktion fahren. Kann ich dich hier allein lassen?" "Klar. Wann kommst du denn wieder?" "Gib mir zwei Stunden, okay?" "Okay. Kein Frühstück?" Er deutet auf seinen Tost. "Nein danke." "Du kannst meinen haben." Er sieht mich so süß an, dass ich sagen muss: "Okay. Danke." Schnell greife ich nach dem Tost und gehe zur Tür. "Bisch dahn...", nuschle ich mit dem Tost zwischen den Zähnen, ziehe meinen Mantel über, wickle meinen Schal um, greife nach Schlüssel und Mütze und lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen.
Die Herbstluft ist beißend kalt und der Wind rauscht durch die fast kahlen Bäume. Ich schlage den Kragen meines Mantels hoch und gehe in großen Schritten zum Auto. Das Laub raschelt unter meinen Füßen. Mit einem 'klick' öffne ich das Auto und will los fahren, als ich Harry am Küchenfenster stehen sehe. Nachdenklich sieht er mir nach. Ich hebe noch einmal die Hand, dann starte ich den Motor und fahre durch die leeren, grauen Straßen Richtung Redaktion.
Dort angekommen eile ich zum Haupteingang. "Abby!", werde ich dort sogleich von Maik begrüßt. Maik ist einer meiner lieben Arbeitskollegen, im Gegensatz zu den anderen ist er wirklich nett. Der 40-jährige läuft mit schnellen Schritten auf mich zu und nimmt mich in den Arm. "Wie schön dich mal wieder zu sehen!" "Hallo Maik!" Er löst sich wieder von mir und seine dunkel braunen Augen streifen über mein Gesicht. "Du siehst müde aus.", stellt er fest. "Hahaha! Ja, vielleicht ein bisschen. Ich habe jemanden bei mir aufgenommen." "Einen Hund?" "Nein. Um Gottes Willen! Einen... alten Freund." "Kenne ich ihn?" "Nein. Ich glaube nicht. Hör zu Maik, weswegen ich hier bin... könntest du mir mal wieder Zugang zum Archiv verschaffen?" Maik seufzt. "Abby! Du weißt, dass uns das beide den Job kosten kann!" "Ja, ich will doch nur -" "Ms. Tomson, Mr. Peters! Was machen Sie denn hier?", unterbricht mich die widerliche Stimme unseres Chefs, Mr. Miller.
"Oh Mr. Miller!", sage ich übertrieben überrascht. "Ich wollte Mr. Peters nur nach den aktuellsten Trends fragen, um ein paar neue Fotos einzureichen. Sie verstehen?" Mr. Miller setzt sein schönstes Lächeln auf und sagt: "Na dann. Ich hoffe mal wieder auf etwas Brauchbares von Ihnen. Schönen Tag noch." Und schon stolzier er weg.
Empört drehe ich mich wieder zu Maik um. "So ein... ein eingebildeter Vollidiot!" "Hey, nicht so laut! Sonst feuert er uns noch!", ahmt er Millers Stimme nach. Wir lachen und laufen zu Maiks Büro. Merkwürdiger Weise ist heute so gut wie niemand hier.
"So bitteschön." Feierlich überreicht Maik mir den Schlüssel. "Danke!" Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange und laufe schon wieder ins Treppenhaus. Meine schnellen Schritte hallen in dem leeren Gebäude wieder und ich nähere mich dem Keller. Hier unten ist es etwas dunkler, als auf den anderen Etagen. Kaum jemand kommt hier her. Nur Maik manchmal, wenn er die Ausgaben von einem Monat hier einsortieren muss oder ausgewählte Mitarbeiter, die Informationen suchen sollen. Und natürlich Mr. Miller.
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Lost | H.S. ✔
FanfictionEine von der ganzen Welt gefeierte Band. Ihre Mitglieder auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Doch das tragische Verschwinden eines Flugzeuges verändert alles. 15 Jahre später hat Abby eine folgenschwere Begegnung. Sie beginnt nachzuforschen. Und triff...