Kapitel 5 - Lichtschein inmitten von Finsternis

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Der Regen fiel unbarmherzig auf das Glas der Bushaltestelle, unter der Yukine Schutz gefunden hatte

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Der Regen fiel unbarmherzig auf das Glas der Bushaltestelle, unter der Yukine Schutz gefunden hatte. Das Trommeln, das er sonst als angenehm und beruhigend empfand, ließ ihn an diesem Abend kein bisschen zur Ruhe kommen. Die Kälte saß ihm längst in den Knochen, während sein Körper unaufhörlich zitterte. Seine Kleidung war durchnässt und klebte unangenehm an seinem Körper. Es war unmöglich, sich aufzuwärmen.

Normalerweise war er unempfindlich gegenüber der Kälte, doch in seinem Zustand war es kein Wunder, dass sie ihm zusetzte. Die letzten Tage hatte Yukine kaum ein Auge zugetan und nur wenig gegessen. Er war müde, so unglaublich müde und entkräftet.

Nichts lief so, wie er es geplant hatte. Pawel und Ilona waren unauffindbar, die beiden mussten längst weggezogen sein. Das Geld, das er bei sich hatte, neigte sich allmählich dem Ende zu. Alles war viel teurer geworden, als bei seinem letzten Aufenthalt in dieser Welt. Es waren beinahe wertlose Scheine, ein Hauch von Nichts.

Yukine bereute es, seine Heimat verlassen zu haben und nicht selten hatte er den Wunsch verspürt, einfach zurückzukehren. In sein Zuhause. Das leere und verlassene Haus, das er nie wieder betreten wollte. An dem so viele Erinnerungen hingen. So viele schöne Erinnerungen.

Die Sehnsucht, die er empfand, war unerträglich. Der Wunsch, einfach aufzugeben, war groß. Wie ein Feigling war er geflüchtet. Ohne einen richtigen Plan hatte er seiner Welt den Rücken gekehrt und nun steckte er hier fest. So erbärmlich. Er war so erbärmlich und naiv. Ihm hätte von Anfang an bewusst sein sollen, dass Pawel und Ilona sich nicht mehr am selben Ort aufhielten. Es wäre den Menschen irgendwann aufgefallen, dass die beiden anders waren.

Yukine vergrub das Gesicht tiefer in seiner Jacke und versuchte dabei, dem Licht, das die Bushaltestelle erhellte, zu entfliehen. Bis auf den Regen war es ruhig, die Haltestelle war abgelegen und keine Menschenseele hatte sich in letzter Zeit zu ihm gesellt. Nicht einmal der Bus, der vor gut einer Stunde hier vorbeigefahren war, hatte angehalten.

Doch solange es so heftig regnete, konnte er hier nicht weg, um wieder zu seinem Unterschlupf, diesen verlassenen Gebäude, zu kommen, in dem er die letzten Nächte verbracht hatte. Also musste Yukine ausharren und hier frieren. Er sah nicht einmal auf, als erneut der Bus die Haltestelle passierte. Dass er dieses Mal anhielt und eine einzige Person ausstieg, bemerkte er nur, weil er die Schritte in seine Richtung kommen hörte.

»Alles in Ordnung?«, erklang die Stimme, die ihm vage bekannt war. Die Person blieb unweit von ihm stehen, sodass er ihre Schuhe sehen konnte. Langsam hob er den Blick, folgte den dünnen, in eine schwarze Jeans gekleideten Beinen, hinauf, bis er beim Gesicht des Fremden ankam. Doch so fremd war es nicht.

Die grünen Augen erkannte er sofort, genauso wie die roten Haare, die unter der Mütze hervorlugten. Es war der Mann, dem er vor ein paar Wochen begegnet war. Eingepackt in eine dicke Winterjacke und den Schal so weit ins Gesicht gezogen, dass man ihn kaum erkannte. Und doch tat Yukine es. »Hey, du bist doch der von Neulich«, sagte Kaito und hockte sich zu Yukine hinab.

Intertwined Souls | Unsere verwobenen Seelen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt