Epilog - Und wieder ein Abschied

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Yukine stand auf dem Balkon und blickte zur untergehenden Sonne. Sie verschwand allmählich hinter den Häusern der Nachbarn und färbte den Himmel in ein Meer aus Flammen.

Ein lauer Wind spielte mit seinen langen Haaren, während er Yukines erhitzte Haut ein wenig abkühlte. Der Sommer war an diesem Tag erbarmungslos gewesen, hatte ihm alles abgefordert. Doch war es das wert gewesen. Nun brach ihr letzter gemeinsamer Abend an.

Als Yukine sich umdrehte, kam Kaito gerade durch die Tür. In seinen Händen hielt er zwei gekühlte Biere, wovon er eines Yukine entgegenstreckte. Er nahm es an, trank einen Schluck und wartete, dass Kaito sich neben ihn gesellte. Das tat der Rotschopf kurz darauf auch schon.

»Du bist schon so lange hier, aber ich habe Dich nie nach deiner Heimat gefragt«, sagte Kaito neben ihm stehend. Auch er hatte den Blick zum brennenden Himmel gewandt. »Wie ist es dort?«
»Anders«, erwiderte Yukine mit einem leicht schiefen Lächeln auf den Lippen. »Friedlicher, natürlicher und gerechter als eure Welt. Aber weit entfernt von perfekt.«

Kaito lehnte seinen Kopf an Yukines Schulter, während seine Finger über das feuchte Glas seines Bieres glitten und das Kondenswasser verteilten. »Eines Tages werden wir dich mitnehmen.«
»Ist das überhaupt möglich?«
»Ich werde es möglich machen«, versicherte Yukine ihm.

Zu seiner Linken erschien nun Naoki, der es sich ebenfalls nicht nehmen ließ, näher an Yukine zu rücken. Die beiden schmiegten sich an ihn und schwiegen. Bis Naoki schließlich das Gespräch wieder aufnahm.
»Ich habe mich dazu entschieden, hier bei Kaito zu bleiben. Ich kann dir ohnehin nicht dabei behilflich sein, den Zauber zu wirken«, sagte er.

Es überraschte Yukine ein wenig, doch das behielt er für sich. Der Heiler hatte recht damit, er würde allein gehen müssen. »Ich würde wahrscheinlich ohnehin nicht mitkommen können. Und wenn doch …« Naoki unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Nein, ich will meinem Ich aus der Vergangenheit die Erinnerungen an gewisse Ereignisse ersparen.«

Yukine schloss die Augen, nahm einen tiefen Atemzug, bevor er sie wieder aufschlug und sein Bier trank. Es war ihm schwer gefallen, sich für diesen Weg zu entscheiden. Doch hatte er gründlich über das Für und Wider nachgedacht. Am Ende war es Kaito gewesen, der ihn überzeugt hatte, es zu tun.

Unter einer einzigen Bedingung: Yukine würde zurückkommen. Egal wann, Hauptsache war, er würde irgendwann wieder bei Kaito sein – zusammen mit Naoki. Das Kaito sich nicht erinnern würde, nahm der Rotschopf in diesem Fall einfach hin. Er vertraute darauf, dass Yukine ihn finden wird. Sein jüngeres Ich.

Und genau das wollte Yukine auch. Zurück in eine Zeit, in der Naoki noch lebte und ihn dann davon überzeugen, mit ihm zur Erde zu kommen. Danach lag es an Kaito, ob er sich erneut in Yukine und Naoki verlieben würde.

So viele Variablen, so viele mögliche Ausgangspunkte. Wer wusste schon, wie es kommen würde. Doch Kaito war so zuversichtlich gewesen, hatte ihn von dieser Idee überzeugt und gesagt, dass er sich – egal in was für einer Zeitlinie – immer und immer wieder in Yukine verlieben würde.

Das gab ihm am Ende die Sicherheit und Hoffnung, die zu seiner Entscheidung beigetragen hatten. Früher oder später wären sie wieder vereint. Und dieses Mal richtig …

Intertwined Souls | Unsere verwobenen Seelen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt