Kapitel 14 - Heimweg

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»Hey, Kaito … ich will dich eigentlich gar nicht wecken«, sagte Yukine und schaute hinter sich

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»Hey, Kaito … ich will dich eigentlich gar nicht wecken«, sagte Yukine und schaute hinter sich. Doch alles, was er erblicken konnte, war Kaitos Mütze. »Aber ich habe leider keine Ahnung, in welchen dieser … Züge wir steigen müssen.« Es war schon ein Wunder, dass er es überhaupt bis zur richtigen Haltestelle geschafft hatte. Ohne Nigiris Hilfe wäre es vermutlich schiefgelaufen.

Kaito auf seinem Rücken rührte sich langsam, dann antwortete er: »Lass mich runter, ich kann so nichts sehen.« Er lallte ein wenig, jedoch war es nach wie vor verständlich, was Kaito sagte. »Von hieraus schaffe ich es auch allein nach Hause.«

Langsam ließ Yukine den rothaarigen Mann sinken und als er sich sicher war, dass Kaito festen Boden unter sich hatte, löste er seinen Griff und drehte sich zu ihm. Etwas wankend trat Kaito zurück und kniff die Augen zusammen, um von der Anzeigetafel lesen zu können. Rein aus Reflex umfasste Yukine seinen Oberarm und gab ihm zusätzlichen Halt. »Den da«, erklärte Kaito und zeigte auf die Anzeige. »Mit dem müssen wir.«

Grinsend richtete Kaito seine Mütze und drehte sich dann zu Yukine um. »Du bist ziemlich stark.«
»Und du hast eindeutig ein paar Gläser zu viel getrunken«, konterte Yukine und seufzte leise. Kleine Wölkchen bildeten sich in der Luft, als sein warmer Atem auf die kalte Luft traf.
»Ich habe genauso viel getrunken wie du«, erwiderte Kaito und zog eine Schnute.

Wieder wankte er, weshalb Yukine ihn kurzerhand an sich zog und umarmte. Ihm war es egal, dass andere Menschen in der Nähe waren. Erst recht, was sie über ihn oder Kaito dachten. »So schön warm …«, nuschelte Kaito gegen Yukines Schal, dann schmiegte er sich noch enger an ihn. Er schlang seine Arme um Yukines Körper und platzierte die Hände einfach an seinem Hintern.

Völlig ungeniert drückte Kaito fester zu und kicherte leise vor sich hin. »Bilde ich es mir ein, oder strahlst du eine so unfassbare Wärme aus?«
»Das bildest du dir nicht ein«, antwortete Yukine und schob Kaitos Hände höher. Es stellte sich als Fehler heraus, denn gleich darauf spürte er kalte Finger, die sich unter seine Kleidung geschlichen hatten. Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus, dennoch ließ er Kaito gewähren.

Es war befremdlich, sich von einem anderen berühren zu lassen. Dieses Privileg hatte Yukine bis dahin nur einer einzigen Person gewährt und nie geglaubt, dass er jemals jemand anderen so nah an sich heranlassen würde – oder könnte. »Das liegt an meinen Kräften, mit denen ich mich wärme. Deshalb friere ich normalerweise auch nicht.«

Interessiert hob Kaito seinen Kopf und blickte Yukine in die Augen. Er fragte nicht, doch Yukine erkannte sofort, dass er mehr wissen wollte. »Für mich ist es wie das Atmen. Ich erwärme die Luft um mich herum und verhindere gleichzeitig, dass kalte Luft an meine Haut gelangen kann. Normalerweise betrifft es nur den Raum zwischen meiner Kleidung und Haut … Aber weil du vorhin auf dem Weg so gefroren hast, habe ich dich eingehüllt.«

»Wahnsinn … Kann das jeder Fae?«, platzte es aus Kaito heraus. Er hatte die Augen geweitet und seine Hände unauffällig weiter unter Yukines Kleidung geschoben. Nun, fast unauffällig, denn Yukine hatte es natürlich gespürt.
»Nein, ich denke nicht.« Er zuckte die Schultern. »Habe es mir selbst beigebracht, daher kann ich dir keine genaue Antwort darauf geben.«

Kaito grinste schief, dann lachte er.
»Wenn mir kalt ist, muss ich mich also lediglich zu dir gesellen und ankuscheln.«
»Denkst du nicht, dass ich da noch ein Wörtchen mitzureden habe?«
»Wie? Du würdest mich einfach frieren lassen?«, fragte Kaito empört und zog gleichzeitig die roten Brauen zusammen. Yukine drückte Kaitos Kopf wieder an sich und seufzte eine Antwort: »Natürlich nicht.«

Eine Zeitlang war es still. Kaito hatte seinen Kopf zur Seite gedreht und schien in die Ferne zu blicken. Yukine selbst betrachtete die Anzeigetafel und wartete darauf, dass die nächste Bahn kam.
»Wenn du dich selbst aufwärmen kannst, war es neulich dann nur vorgetäuscht?«
»Nein, war es nicht.« Yukine umarmte Kaito etwas fester. »Ich war am Ende meiner Kräfte, es war mir nicht mehr möglich, diese Aura aufrechtzuerhalten. Unser Äther ist nicht unerschöpflich, zudem regeneriert er sich in dieser Welt langsamer.«

»Dann bin ich froh, dass ich dich gefunden habe.« Das Gleiche dachte sich Yukine auch. Und er wusste nicht, wie er Kaito dafür hätte danken können. »Schau, unsere Bahn kommt.« Kaum, dass Kaito es gesagt hatte, zog er seine Hände auch schon wieder zurück und befreite sich aus Yukines Umarmung. »Ein paar Minuten länger und ich werde noch im Stehen einschlafen.«

»In dem Fall würde ich dich wieder tragen«, antwortete Yukine, dann drehte er sich in Richtung der Gleise. Die Bahn fuhr bereits ein und Kaito stellte sich neben ihn. Er konnte spüren, wie die nun warme Hand des Rothaarigen ihren Weg zu seiner fand und sie umfasste.
»Dagegen hätte ich nichts einzuwenden.« Ohne groß darüber nachzudenken, verhakte Yukine ihre Finger miteinander und zog Kaito mit sich, als die Türen der Bahn sich öffneten.

Eigentlich war er sich nicht sicher, ob es richtig war. Doch dann dachte er daran, dass sie bereits zuhause und in der Bar immer wieder kleine Berührungen miteinander ausgetauscht hatten. Es hatte ihm gefallen, sonst hätte er es nicht zugelassen oder selbst provoziert. Egal wie man es drehte und wendete, Yukine wusste längst, dass sich etwas zwischen ihnen entwickelte. Es schien unaufhaltsam zu sein. Gewollt, auf beiden Seiten.

Und obwohl sich all das gut und richtig anfühlte, war da eine kleine Stimme in seinem Kopf, die ihm sagte, dass es falsch war. Es war seine eigene, die immer wieder einen Namen wisperte. Yukines Herz gehörte bereits jemandem. Dass sein Gegenstück nicht mehr da war, spielte dabei keine Rolle – es änderte nichts an seinen Gefühlen. Sein Schwur band ihn an diesen einen Mann, der sein Schicksal war.

Kaito durfte kein Ersatz werden. Er konnte es auch gar nicht, niemand konnte es und das wusste Yukine auch. Dennoch spürte er, wie sehr Kaito ihn anzog. Fast wie damals …
»An der nächsten Haltestelle müssen wir raus«, verkündete Kaito und riss Yukine aus seinen Gedanken. Er hatte die ganze Zeit nach draußen gestarrt und nicht mitbekommen, wie lange sie schon unterwegs waren.

Blinzelnd sah er zur Uhr, dann zu Kaito. Es war ziemlich spät geworden.
»Kannst du den Weg laufen oder soll ich dich tragen?«
»Ich denke, dass es ohne Hilfe gehen sollte.« Yukine nickte und erhob sich von seinem Platz. Etwas ungelenk und mit ein wenig Hilfe stand Kaito ebenfalls auf. Wieder kuschelte er sich an Yukine und dieses mal bemerkte der Fae ein paar Blicke der Menschen, die auf sie gerichtet waren.

Von neugierig bis missbilligend war alles dabei. Er fragte sich, ob die Menschen sie schon länger beobachteten. Wie er bereits Kaito erklärt hatte, war es nicht ungewöhnlich, von ihnen angestarrt zu werden. Doch die Art und Weise, wie die Fremden Kaito und ihn beobachteten, war anders als sonst.

Rein aus Reflex legte er einen Arm um Kaito. Schützend zog er ihn an sich und zeigte damit deutlich, dass dieser Mann zu ihm gehörte. Diese Situation kam ihm beinahe bekannt vor, auch wenn es schon lange zurücklag, dass er solche Blicke auf sich gespürt hatte. »Lässt du mich los? Wir müssen hier raus …«

Der Zug hielt, die Bremsen quietschten leise, dann ließ Yukine ihn los und sie verließen das Gefährt. Außer ihnen stieg niemand aus, die Türen der Bahn schlossen sich wieder, dann fuhr sie davon. Sie blieben allein. Yukine nahm einen tiefen Atemzug, dann ergriff er Kaitos Hand und ging los.
»Komm, ich will heim und du musst ins Bett«, sagte er und Kaito lachte, bevor er sich mitreißen ließ.

Intertwined Souls | Unsere verwobenen Seelen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt