14. Gefühle

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Song: you were good to me - Jeremy Zucker, Chelsea Cutler

Morning without you is a dwindled dawn - Emily Dickinson

SAM

„Sam. Du darfst dich nicht so runtermachen. Du hast es beendet, weil du noch nicht bereit warst. Das ist okay.", sagt Blake durch das Telefon.

Ich schluchze weiter.

„Oh, Sam. Ich hasse es, dich weinen zu hören, und dich nicht umarmen zu können."

„Er hat mir gesagt, er will mich so, wie ich bin. Er ist perfekt. Und ich kann nicht...ich kann ihm einfach nicht vertrauen. Irgendwas stimmt nicht mit mir."

„Hast du Gefühle für ihn?"

Ich schweige. Habe ich Gefühle für Noah? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich Angst habe. So große Angst.

Als ich gestern vor ihm weggelaufen bin, hatte ich das Gefühl, nicht mehr atmen zu können.

„Sam?"

„Ich weiß es nicht.", schluchze ich.

„Das ist okay. Vielleicht tut euch eine Pause ganz gut. Das ganze hat sich ja ziemlich schnell entwickelt." Blakes Stimme ist so verständnisvoll. Das habe ich nicht verdient.

„Ich bin ein Arschloch. Er ist mir in Boxershorts hinterhergelaufen und ich habe ihn abblitzen lassen."

„Du bist kein Arschloch. Du bist meine beste Freundin. Du bist der tollste Mensch, den ich kenne. Lass dich nicht unterkriegen."

Am nächsten Tag im Literaturkurs halte ich meinen Blick auf den Boden gerichtet. Ich will Noah nicht sehen.

Die Vorlesung beginnt und wir reden über Stolz und Vorurteil, unsere derzeitige Lektüre.

„Warum reagiert Elizabeth so abweisend auf Darcys Liebesgeständnis?", fragt Herr Dr. Hecht.

„Weil sie Angst hat. Sie hat Angst, sich ihm zu öffnen. Sie hat Angst, dass sie nicht genug ist.", ertönt Noahs Stimme.

Ich schaue auf und sehe ihn. Er trägt eine Schiene an seiner Hand. Was ist passiert?

„Sehr gut.", sagt Herr Dr. Hecht.

Nachdem die Vorlesung vorbei ist, gehe ich zu Noahs Platz.

„Was ist mit deiner Hand passiert?"

Er seufzt. „Ich habe eine Wand geschlagen. Ist geprellt."

Oh. Ohh.

„Aber doch nicht wegen...?" Ich starre ihn an.

„Natürlich. Warum sonst?"

„Es tut mir leid, wie das ganze zu Ende gegangen ist.", sage ich.

„Lass es einfach, Sam.", sagt Noah, nimmt seinem Rucksack und geht.

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