28 - Ich liebe dich!

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[Louis]

Für eine Sekunde war da nur Schwärze, bis ich wieder normal sehen konnte und mich versuchte aufzurappeln. Ich dankte Gott, dass ich nicht ohnmächtig geworden war. Ich wollte mich mit den Armen am Boden abstützen, um aufzustehen, doch der Schmerz, der durch meine rechte Schulter schoss, ließ mich sofort einknicken. Sofort schrie ich auf und fasste mit der Hand an die schmerzende Stelle.
Sie wurde ganz warm und als ich auf meine Finger sah, war alles voller Blut.
Diese Verrückte hatte mich wirklich mit dem Messer verletzt.
Nun wurde ich noch panischer, ich kannte mich nicht aus mit Wunden, war das lebensbedrohlich? Würde ich jetzt hier sterben?
Ich wusste auch nicht, ob meine Fingerspitzen gereicht hatten, um den Knopf zu aktivieren. Ich hatte keine Ahnung, ob Niall, meine einzige Chance, auf dem Weg nach oben war.
Ich hatte es selbst versaut.

Das Mädchen beugte sich über mich und musterte meine Schulter. „Das muss verarztet werden." flüsterte sie und schien schockiert zu sein, anscheinend hatte sie nicht geplant, mich zu verletzen.
„Ja, das muss es!" fauchte ich sie an. „Ich muss zum scheiß Arzt!"
Sie riss die Augen auf und sah mich erschrocken an.
„Nein, nein. Wieso bist du denn jetzt so sauer?"
Ich schnaubte leise.
„Ich habe dir doch gesagt, öffne die Tür nicht. Ich hab's noch gesagt. Wieso hörst du denn immer nicht auf mich, ich verstehe das nicht, Louis." sprach sie weiter. Sie stand über mir, vielleicht einen Meter weg und begutachtete das Blut, das warm über meinen Arm und meinen Rücken entlanglief. Es fühlte sich widerlich an. Ich musste endlich hier raus, verdammt!

Mit einem Satz sprang ich auf und lief auf sie zu, mein Plan war, sie zu überwältigen, doch ich hatte die Rechnung ohne sie und ihren blitzgescheiten Verstand gemacht.
Sie sprang von mir weg, noch ehe ich auf den Beinen war, ich stolperte und in diesem Moment schubste sie mich gegen die Wand.
Mit der verletzten Schulter prallte ich dagegen, schrie schmerzerfüllt auf und mein Sichtfeld verschwamm und mir wurde schwindelig.
Das Nächste, was ich spürte, war ein Schlag auf den Hinterkopf und plötzlich war alles um mich herum dunkel.

***

Als ich wieder zu mir kam, war alles, woran ich denken konnte, Harry. Ich hatte mich nach dem Flug nicht bei ihm gemeldet. Er musste denken, dass ich ihn vergessen hatte.
Ich blinzelte und als ich die Augen öffnete, stand sie wieder direkt vor mir und starrte mich an. Ich war nicht mehr im Flur, ich war in dem noch völlig leeren Ankleidezimmer, welches an das Schlafzimmer angrenzte. Sie hatte mich offensichtlich durch die halbe Wohnung geschleppt und das bedeutete, sie hatte deutlich mehr Kraft, als ich es angenommen hatte.

Ich wollte wegrutschen, doch da bemerkte ich es.
Ich konnte weder meine Hände noch meine Beine bewegen. Sie hatte mich gefesselt.
Erschrocken sah ich sie an und sie seufzte leise.
„Beinahe wärst du mir entwischt. Du musst aufhören, dich so zu wehren. Wir sind jetzt endlich zusammen. Das ist doch wundervoll, Louis!" sagte sie und strahlte mich an.
„Und keine Sorge. Das mit Niall nehm' ich dir nicht übel." fuhr sie fort und blickte nach rechts. Ich folgte ihrem Blick, obwohl ich bereits innerlich wusste, was er zu bedeuten hatte, wollte ich es nicht wahrhaben.
Mein Blick traf auf Niall, der ebenso wie ich an Händen und Füßen gefesselt war und auf dem Boden lag. Bei genauerem Betrachten sah ich, dass er bewusstlos war.
Schockiert sah ich zu ihr.
„Hast du..."
Sie seufzte theatralisch. „Nein, er ist nicht tot. Was denkst du, was ich bin? Ein Monster?"

Ich musste mir auf die Zunge beißen, um ihre Frage jetzt nicht zu kommentieren, denn meiner Meinung nach war sie ganz genau das. Ein Monster.
„Ich muss deine Wunde reinigen. Ich bin vorsichtig, keine Sorge" sprach sie weiter und hob Gegenstände vom Boden auf, die sich, als ich genauer hinsah, als Mullbinden und Desinfektionsmittel herausstellten.
„Also...es gab nur das Normale bei dir im Schrank. Ich weiß nicht, ich glaube das wird ein bisschen weh tun?!" erklärte sie mir unsicher und ich schluckte.
Sie kam mir näher, tupfte leicht mit den Mullbinden auf meiner Schulter und ich hielt es kaum aus, dass sie mich berührte. Das fühlte sich so falsch und widerlich an, dass es mich schüttelte.
„Gleich vorbei" sagte sie beruhigend, öffnete die Flasche.
„Ich glaube, jetzt kommt der schlimmste Teil. Ich wird mich beeilen, ja?" Sie sah mich fragend an, weshalb ich einfach nickte und entschied, dass es nichts brachte, sie noch wütender zu machen.

Safe With Me | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt