Undurchdacht

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OSMO:

„Ich, ich glaube, ich hab ziemlich Scheiße gebaut", grummelte Jukka in seinen nicht vorhandenen Bart. Verwirrt sahen wir auf. „Naja, ich", stammelte er und schob schließlich sein Handy über den Tisch, auf dem ein Chat geöffnet war. „Hapa", war der Empfänger eingespeichert. Ich zog die Augenbrauen hoch. Jukka hatte doch sonst immer so einfallsreiche Namen für uns. Ich las den Chat und sah geschockt auf. „W-warte", stammelte ich. „Das ist nicht Rikus Handy, oder?"

„Doch", nuschelte Jukka und wurde auf seinem Stuhl immer kleiner. „Sag mal, hast du sie noch alle?!", schrie ich ihn an, dass sich einige Gäste nach uns umdrehten. „Beweg deinen verdammten Hintern darauf und klär das!", fügte Sami genauso aufgebracht hinzu. Jukka zögerte, doch als er unsere tötenden Blicke bemerkte, zog er das Handy vom Tisch und kroch zur Treppe.

SAMU:

Es klopfte schon wieder. „Ja", rief ich genervt. Dieses Mal steckte Jukka den Kopf zu mir herein. „Was gibt's?", fragte ich ungeduldig. „Samu, also, Riku, Riku kann nichts dafür", murmelte er und streckte mir ein Handy – Rikus Handy – hin. Unser Chat war geöffnet. Seine Hand zitterte. „Ich wollte wissen, ob ihr wirklich zusammen seid", gab er kleinlaut zu. „Alter, Jukka!", sprang ich auf. Schneller als ich denken konnte, landete meine Hand an seiner Wange. Ich riss ihm das Handy aus der Hand und war zur Tür heraus. Ohne zu klopfen stürmte ich bei Riku rein. Er lag auf seinem Bett und hob erschrocken den Kopf. Ich schlug die Tür hinter mir zu und blieb knapp vor ihm stehen. „Tut mir leid. Jukka hatte mal wieder eine dämliche Idee", streckte ich ihm schluckend sein Handy hin. Rikus Blick wechselte ungläubig zwischen dem Bildschirm und mir hin und her. „Oh mein Gott, da muss dir überhaupt nichts leidtun! Ich hätte mindestens genauso reagiert", kniete er sich hin. Seine Hände legten sich an meine Wangen und zogen mich zu ihm. Beruhigend sanft küsste er mich. „Ich bin so froh", murmelte ich. „Ich auch, ich hab schon die paar Stunden ohne dich nicht ausgehalten", erwiderte Riku.

„Wie ist Jukka eigentlich an dein Handy gekommen?", fragte ich, als wir auf dem Weg nach unten waren, um doch noch etwas zum Essen zu bekommen. „Er meinte, er wollte etwas recherchieren, sein Handy hatte angeblich keinen Akku mehr. Ich hab ihm gesagt, er soll es mir später zurückbringen", verzog er den Mund. Ich schüttelte den Kopf, so unglaublich dumm war diese Aktion. Da nutzte er einfach Rikus Gutherzigkeit aus. Dreist und absolut undurchdacht.

Während dem Essen herrschte großes Schweigen. Jukka saß schuldbewusst zusammengesunken am Tisch und konzentrierte sich auf seinen fast leeren Teller. Mikko distanzierte sich auch noch immer und die anderen drei wussten genauso wenig wie Riku und ich, was sie sagen sollten. Im Grunde war jetzt offensichtlich, dass zwischen uns was lief. Nur wusste keiner, wie er das Thema beginnen sollte.

„Rik", sprach ich meinen Freund an, bevor er in seinem Zimmer verschwinden konnte. Er drehte den Kopf zu mir. Seine blaugrauen Augen musterten mich aufmerksam und brachten mich ziemlich aus dem Konzept. „Ähm", stammelte ich. Er hob schmunzelnd die Augenbrauen. „Können wir noch reden?", stellte ich meine Frage. Riku nickte lächelnd und öffnete einladend seine Tür. Ich folgte ihm ins Zimmer. Wir setzten uns an den kleinen Tisch vor dem Fenster und schwiegen zunächst. „Worüber wolltest du reden?", fragte Riku schließlich. Ich atmete tief durch. „Die Jungs wissen ja jetzt, dass wir ..., dass da was läuft und ja. Ich weiß nicht, wie wir damit umgehen wollen", erklärte ich vorsichtig. Riku nickte langsam. „Willst du's ihnen sagen?", fragte er. „Das kommt doch jetzt komisch, oder?", meinte ich. „Also warten wir bis sie uns ansprechen?", hakte Riku nach. Ich hob die Schultern. Wieso musste es immer kompliziert sein.

If You Love Somebody Like MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt