Spurlos

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SAMU:

Mikkos Worte hatten mich wie ein Blitz durchfahren. Mir tat alles weh. Mit einem Mal fühlte ich mich so verwundbar wie noch nie in meinem Leben. Ich stürmte aus dem Bus, raus in die kühle Nacht, verschwand irgendwo in den Straßen, der mir unbekannten Stadt. Wieso hatte keiner der Jungs was gesagt? Sahen sie es genauso? Wieso hatte Riku nichts gesagt? Tränen rannen über meine Wangen. Was, wenn er es sich jetzt anders überlegte? Was, wenn er mich jetzt nicht mehr liebte?

Im nächsten Supermarkt kaufte ich Kippen und eine Flasche Bier. Ich exte sie beinahe, schmiss sie dann achtlos in oder neben den nächsten Mülleimer. Mit zitternden Händen kramte ich nach meinem Feuerzeug und steckte die erste Zigarette an. Der Qualm beruhigte mich. Ich konzentrierte mich darauf, wie die grauen Wölkchen im dunklen Himmel verschwanden. Die Luft war kühl, stellte ich nach der fünften Kippe fest. Ich blieb stehen. Die schmale Straße, in der ich stand, war verlassen. Die Wohnhäuser, die sie säumten, waren dunkel. Ich tastete nach meinem Handy, nur um festzustellen, dass ich es nicht bei mir hatte. Ich sah mich um, drehte mich im Kreis, es änderte nichts. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war.

RIKU:

„Sag mal, geht's noch?!", sprang Jukka auf. Er war der erste von uns, der sich rührte. Mikko sah ihn verständnislos an. „Und wie das Sex ist, verdammt!", schnaubte der Keyboarder außer sich. Mikkos Blick wurde nur wieder angeekelt. Ich sank immer mehr auf meinem Platz zusammen. Ich wollte zu Samu, wollte wissen, wo er war, dass er keinen Scheiß baute, zu oft war er wegen Janne schon kurz davor gewesen. „Wo zur Hölle ist Haber eigentlich schon wieder hin?", wich unser Manager dem Thema aus. „Keine Ahnung, ist aber ehrlich gesagt deine Schuld und damit dein Problem", mischte nun auch Raul sich ein. „Der wird schon wiederkommen, spätestens morgen früh", meinte Sami und erhob sich. „Dass das wesentlich zu spät ist weißt du, oder?", knurrte Mikko. „Ja", zuckte Sami jedoch nur mit den Schultern, um die Treppe rauf zu verschwinden. Wir anderen folgten ihm und ließen Mikko alleine sitzen. An Einschlafen war kein Stück zu denken. Ich wälzte mich in meiner Koje hin und her. Samu kam nicht. Ich stand auf, schnappte mein Handy und ging vor den Bus, doch er ging noch immer nicht ran. Aufgewühlt, mit Tränen in den Augen starrte ich in die Nacht. 

If You Love Somebody Like MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt