[Louis]
„Baby Ich bin zuhause!"
Das war Harry. Ich konnte mich nicht bewegen. Wie versteinert starrte ich das Blatt an, hockte inmitten des von mir angerichteten Chaos und stumme Tränen flossen meine Wangen hinab, bildeten nasse Flecken auf dem Papier in meiner Hand.„Lou?" rief er wieder, ich konnte seine Schritte hören, doch ich brachte keinen Ton hervor. Schlussendlich betrat er den Raum, in dem ich war.
„Louis!" rief er erschrocken aus und hockte sich neben mich, drückte meinen Kopf mit seiner Hand in seine Richtung. „Sieh mich an, Baby, was ist los? Was ist passiert?"
Ich sah mich selbst ja nicht, doch Harry's Miene war so erschrocken, dass ich wusste, wie ich aussehen musste.
„Grace..." flüsterte ich.
Er sah sich um und dann wieder zu mir. „Was ist mit ihr? Wo ist sie?" fragte er eindringlich.
Ich wollte antworten, doch es ging nicht. Der Schock saß zu tief und ich fühlte mich, als würde ich innerlich zerrissen.„Lou, rede mit mir! Wo ist Grace?" Er wirkte alarmiert.
„Sie schläft." Dann hielt ich ihm das Blatt in meiner Hand hin. Harry nahm es und las es sich durch.
Als er am Ende ankam, riss er die Augen auf und sah mich an. „Nein..?"
Ich nickte. „Doch..."
„Warte...wie...ich dachte ihr habt einen Test machen lassen?" fragte er verwirrt.
Stumm stand ich auf und ging zu meinen Unterlagen, Harry folgte mir.
Ich kramte den Test heraus, den Stacey mir gegeben hatte. Er war identisch, das sah ich sofort.
Bis auf den letzten, entscheidenden Satz.
„Der hier sagt, du bist der Vater." stellte er fest und ich fing an, zu zittern.
„Ja..." hauchte ich, stützte mich am Schreibtisch ab.„Lou!" Harry ließ den Zettel fallen und fing mich auf mit seinen Armen, hielt mich fest.
Mir wurde schwarz vor Augen und ich bekam nur am Rande mit, dass er mich zur Couch bugsierte, auf die er mich schließlich setzte und sich neben mich fallen ließ.
„Wie ist das möglich?" fragte er fassungslos und ich starrte auf den Boden.Grace. Meine Grace. Doch das war sie nicht, sie war biologisch nicht meine Tochter.
„Sie hat den Zettel gefälscht und dann hat sie diese Lüge einfach gelebt." erklärte ich ihm schlicht. „Sie hat mir weiß gemacht, dass ich der Vater bin, sie hat mein Leben auf den Kopf gestellt und mir ein Kind untergejubelt." flüsterte ich.
Harry hockte sich vor mir auf den Boden und legte die Hände auf meine Oberschenkel. „Lou, sieh mich an."
Ich sah ihn an, doch mein Blick war emotionslos. Harry wirkte besorgt und er strich mir über die Wange. „Wie fühlst du dich?"„Was mache ich denn jetzt?" sagte ich leise. „Ich liebe sie. So sehr. Sie ist doch meine Gracey."
„Lou, ich bin gerade...sie bleibt deine Gracey, das ist doch klar. Wir müssen rausfinden, was hier passiert ist." stammelte Harry und schien überfordert mit der Situation. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Mir ging es genau so.
Das nächste, was ich hörte, war Grace. Sie weinte und war offensichtlich wach geworden.
Wie automatisiert stand ich auf und ging zum Babybett, nahm sie auf den Arm und sah sie an. Das hier war mein Kind. Es fühlte sich kein bisschen anders an, das war klar.
Was sie geweckt hatte, konnte ich riechen, also wechselte ich ihre Windel.Die Griffe waren selbstverständlich, ich tat das gefühlt zum tausendsten Mal. Dann nahm ich sie auf den Arm und ging ins Wohnzimmer, wo Harry saß und zu uns sah.
„Kannst du sie einen Moment nehmen?" fragte ich ihn, denn ich traute mir selbst nicht. Er nickte und nahm sie mir ab.
Das Zittern hörte nicht auf. Verloren stand ich im Raum für einen Moment, dann nahm ich mein Handy, ignorierte Stacey's verpasste Anrufe und rief meine Schwester an.
Lottie nahm jedoch nicht ab.
Ich legte das Handy nieder und sah zu Harry, der Grace beschäftigte.„Haz?" sagte ich leise und er sah zu mir.
„Was soll ich nur tun?" fragte ich ihn hilflos. Er stand auf und kam zu mir.
„Erstmal solltest du dich setzen. Du bist ganz blass, mein Schatz."
Ich nickte leicht, dann lief ich jedoch ins Schlafzimmer und ließ mich in die Kissen sinken. Nochmal wählte ich Lottie's Nummer und diesmal nahm sie ab.
„Wo brennt's denn?" sagte sie fröhlich.
„Lottie..." sagte ich leise.
Kurz war es still. „Was ist passiert Lou?" fragte sie dann ebenso leise wie ich.Ihre Stimme ließ meine Barrieren brechen. Ich schluchzte auf und bekam keinen Ton heraus. Lottie fragte immer wieder, was passiert war, doch ich konnte nur stammeln.
Irgendwann nahm mir Harry das Handy sanft aus der Hand und hielt es ans Ohr.
„Lottie, ich bin's Harry." sagte er. „Nein, es ist was Schlimmes passiert...Ja, nein uns geht's gut....Stacey hat den Vaterschaftstest gefälscht..."Mehr bekam ich nicht mit. Mein Kopf schaltete in einen Notmodus, so fühlte es sich jedenfalls an und ich zog mir die Decke über den Kopf. In diesem Moment brach meine Welt wie ein Kartenhaus über mir ein. Ich hatte schon einmal gedacht, dass es so wäre, doch das hier fühlte sich tausend mal schlimmer an. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, in meinem Kopf war kein einziger Gedanke mehr.
Es fühlte sich an, als wäre mein Leben vorbei.„Lou?"
Harry's sanfte Stimme holte mich aus den Gedanken und ich steckte den Kopf hervor und sah ihn an. „Baby, nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst, okay? Ich kümmere mich. Lottie ist auch auf dem Weg."
„Sie soll nicht kommen..." flüsterte ich.
Er sah mich fragend an. „Wie?"
Ich schüttelte den Kopf. „Sie soll sich keine Mühe machen, bitte. Ich will niemanden sehen."
Er musterte mich. „Lou, bitte verkriech dich nicht. Wir finden eine Lösung."Ich schüttelte wieder den Kopf. „Hierfür gibt es keine Lösung." flüsterte ich und war absolut hoffnungslos.
Er strich mir durch die Haare. „Die gibt es immer, mein Engel."
Grace quengelte und ich sah sie an. Sie streckte ihre Arme nach mir aus.Seufzend setzte ich mich und nahm sie Harry ab, der unsicher wirkte, sie mir aber nicht vorenthielt. Ich legte mich mit ihr hin und die Kleine kuschelte sich an mich und versteckte ihr Gesicht an meiner Halsbeuge. Mir brach beinahe wieder das Herz.
„Wir müssen uns einen Plan überlegen. Ich recherchiere jetzt erstmal." sagte er und verließ das Schlafzimmer.
Ich schloss die Augen und blieb mit Grace in meinen Armen liegen.
„Ich liebe dich doch." flüsterte ich leise. Die letzten fünfeinhalb Monate hatte ich mich vierundzwanzig Stunden an jedem Tag um sie gekümmert. War das umsonst gewesen? Würde ich meine Tochter verlieren?
Erschöpft blickte ich aus dem Fenster, wünschte mich auf die Terrasse zurück, zurück zum Morgen und zu all dem Glück, dass ich gefühlt hatte.
Doch es klappte nicht, ich war noch hier und die Situation würde sich nicht verändern. Es würde weiter so sein: Stacey hatte mich nach Strich und Faden verarscht. Traurig dachte ich an den Moment zurück, an dem sie mir den Test gegeben hatte.Mit triumphierendem Lächeln legte sie den Brief vor mir auf den Küchentisch und sah mich an. „Wie ich es gesagt habe."
Ich öffnete den Brief und las ihn mir durch, sah das positive Testergebnis. Lächelnd sah ich zu Grace. Natürlich hatte ich mich sofort in sie verliebt, es fühlte sich richtig an, sie zu haben. Und nun durfte ich sie wirklich meine Tochter nennen. Wie auch immer es passiert war, ich hatte ein Kind und ich liebte sie abgöttisch.
„Danke für den Test." sagte ich zu Stacey und sie nickte. „War zwar unnötig, aber da hast du deine Bestätigung. Du kannst dich freuen." antwortete sie mir.
Das tat ich. Wirklich. Ich hatte Angst gehabt, es könnte nicht so sein, denn als ich sie nach der Geburt das erste Mal im Arm gehabt hatte, war es schon um mich geschehen.
„Dann reden wir morgen mit meinem
Anwalt. Wegen dem Unterhalt und dem Sorgerecht."
„Machen wir. Gut, dass du mir endlich glaubst. Deine Zweifel haben es unnötig kompliziert gemacht, Louis."Ich schluchzte leise und schüttelte den Kopf. Sie hatte mir dreist ins Gesicht gelogen, die ganzen vielen letzten Monate und bereits davor. Sie war fremdgegangen. Dafür konnte ich sie schlecht verantwortlich machen, war ich doch genauso untreu gewesen wie sie. Doch ich hätte niemals gedacht, dass sie zu so einer großen Lüge fähig gewesen wäre.
Harry riss mich erneut aus meinen Gedanken, als er zu mir kam und sich an die Bettkante setzte. „Lou, ich telefonier gleich mit meinem Anwalt. Wir brauchen hier definitiv rechtliche Beratung. Aber wir kämpfen, okay? Du musst kämpfen für deine Familie." sprach er sanft und strich mir über die Wange.
Ich sah ihn emotionslos an. „Was, wenn es sinnlos ist? Wer gibt mir schon ein Kind, dass mir nicht gehört..."
„Vertrau mir, wir schaffen das." antwortete er und seine Stimme war belegt. Es ging ihm auch nah.
„Lass mich bitte kurz schlafen, ja?" flüsterte ich und er nickte. Dann schloss ich meine Augen.Ich stand in den kommenden Stunden nur auf, um mich um Grace zu kümmern, denn trotz Harry's Bitten, dass er das übernehmen würde, half es mir, mich über Wasser zu halten, weshalb ich es lieber allein tat.
Den Rest der Zeit verbrachte ich im Bett und starrte an die Wand oder schlief. Immer im
Wechsel.
Und so verging die Zeit, und mein Zustand verschlechterte sich zusehends.
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How To Love Your Enemy | Larry Stylinson
FanficTeil 2 zu How To Fuck Your Enemy Louis Tomlinson ist in einer schwierigen Situation. Seine Exfreundin ist schwanger. Der Sänger entscheidet sich für das Kind, lässt dafür alles hinter sich. Während er dieses neue Leben führt, holt ihn sein altes Leb...