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SAVIANO

„Verdammt!", fluchte ich laut auf.

Meine Augen waren stur auf mein Handy gerichtet, wobei ich noch immer versuchte ein wenig heranzuzoomen, um daraus schlau zu werden, wo Lejandro sich zuletzt aufgehalten hatte.
Wir alle wussten, dass er in großen Schwierigkeiten stecken musste, weil er uns sonst nicht einfach nur mit seiner Standortmeldung, die schon über vierundzwanzig Stunden her ist, alleine gelassen hätte.

„Ich glaube nicht, dass wir ihn hier noch finden werden", murmelte Alessio.

„Wir müssen es versuchen. Er ist unserer Freund.
Ich würde mich über Monate hinweg schlecht fühlen, wenn ich dabei versagt hätte, ihn zu finden. Vermutlich hat er irgendetwas herausgefunden, was für uns von Bedeutung sein könnte und hat dabei sein Leben riskiert", entgegnete ich.

„Weiß ich doch. Ich will ihn genauso sehr finden, wie du. Allerdings denke ich nicht, dass es sonderlich hilfreich ist, wenn du dieses Gebiet jetzt noch zum zehnten Mal abläufst. Hier ist niemand mehr. Das ganze Gebäude ist verlassen", sagte er sanft.

Alessio wusste, wie sehr ich mich um andere sorgte und das mich diese Gedanken fast schon umbrachten. Ich kickte eine leere Cola Dose vor mich hin, welche schon komplett eingedrückt war und war immer noch der Meinung, dass es nicht sein konnte, hier nichts mehr vorzufinden.
Wir wussten noch nicht einmal, mit was für Typen wir es zu tun hatten, ob diese ebenfalls Mafia Mitglieder waren oder nicht, ist ebenfalls fraglich.
Wer sich in solch verlassenen Gegenden sowie einem Gebäude, was fast schon einsturzgefährdend ist, aufhält, konnte gar nicht in solch hohen Kreisen verkehren.

Die logischste Erklärung für mich war eigentlich, dass es nur einfache Dealer waren, die ihre Ware in diesen Lagerraum geschmuggelt hatten und vermutlich gestern alles wegtransportieren wollten. Dabei musste Lejandro etwas entdeckt haben, denn ich fand im nächsten Moment eine Pistole ohne Munition vor, an welcher ein wenig Blut klebte.
Diese hob ich in die Luft, um Alessio darauf aufmerksam zu machen und ich versuchte mir den Ablauf bildlich vorstellen zu können, was nicht allzu einfach war.

Hatte er vielleicht herausgefunden, wer Asteria ins Krankenhaus befördert hatte und musste deshalb so nahe heran?
Wollte er einen entscheidenden Hinweis näher untersuchen und wurde dabei gefasst?
War Lejandro einfach nicht vorsichtig genug?

Fragen über Fragen türmten sich in meinem Kopf an und natürlich wollte ich genauso wie er, dass es Asteria schnellstmöglich besser ging. Sie würde auch morgen wieder entlassen werden, weswegen Ilario, mein Vater gerade bei ihr war und sich um sie kümmerte, während wir versuchten Lejandro ausfindig zu machen.
Später würde ich ihr auch noch einen kleinen Besuch abstatten wollen.

„Ich denke, er hat einen Hinweis gefunden. Vielleicht sogar herausgefunden, wer Asteria dies angetan hat und bevor er mit seinem neuen Wissen zurück kommen konnte, hat man ihn geschnappt", erklärte ich Alessio meine Vermutung.

„Dann habe ich eine böse Vorahnung, wer diese Männer sind", knurrte er.

„Sie arbeiten für den Mann mit der Rabenmaske", sprach ich seinen Gedanken laut aus.

Dann gab es mit einem Mal auch alles Sinn und ich ballte meine Hände zu Fäusten, denn wenn ich diesen Typ endlich in meine Finger bekam, würde dieser wochenlang die Hölle durchleben, bevor ich ihn kaltblütig umbringen würde. Denn ich würde mich an diesem Mann rächen, für das was er meinen Liebsten angetan hat.

„Ich möchte nochmal kurz dort hinten schauen", meinte ich zu ihm.

„Ich komme mit."

Wir beide zückten unsere Pistolen, um sicher zu gehen, falls uns doch jemand entgegen kommen sollte und ich trat die Tür mit meinem Fuß auf, wobei man feststellen konnte wie modrig das Holz schon war. Fast schon befürchtete ich, dass dies über uns zusammenstürzen würde und ich wollte in dieser Gebäudehalle nicht allzu viel Zeit verbringen.
Ich lief über das knarrende Holz und entdeckte weiter hinten im verborgenen eine Tür, welche noch weiter ins Innere führte.
Die Lampe an der Decke flackerte nur und spendete ein gedimmtes Licht, weswegen man nicht gut sah.
Ich bedeutete ihm mit einem Finger, dass ich mir den Raum anschauen würde.

Die Tür hatte jemand von innen verschlossen, was wirklich clever war und ich diese erst mit etwas Spitzem aufbekam. Ich fand dort ein altes Büro vor, wobei überall Spinnenweben im Weg waren und mittlerweile war ich mir sogar sicher, dass nicht mal die Männer des Rabenmannes diese Raum kannten.
Vermutlich hatte sie ihn nicht gesehen, weil er so versteckt lag.
Ich ging um den Schreibtisch herum und versuchte die Dokumente zu lesen, was mir nicht wirklich gelang, weil die Schrift total verblast war und es konnten auf jeden Fall keine aktuellen Dokumente sein.

Seufzend schloss ich die Tür wieder hinter mir, um auf Alessio zu zu gehen, der die Wandmalerei noch etwas genauer analysiert hatte. Erst dann fiel mir auch der Raben auf, welcher mit Grafiti dort hin gesprüht wurde und ich musste unbedingt herausfinden, zu welcher Organisation dieser gehörte, denn dann würden wir wissen, wem die Männer angehörten.
Ich zückte mein Handy, um ein Foto zu machen, weil ich zuhause noch weiter recherchieren würde.

„Nimm die Pistole mit. Die sollten wir vielleicht auch nochmal untersuchen", forderte ich Alessio auf, als wir auf dem Weg zurück zu unserem Auto waren.

Mein Bentley Continental stand noch immer unberührt in der Nebenstraße, in welchen wir einstiegen und diesem Gebäude den Rücken zukehrten. Nun würde es nur eine genaue Recherche benötigen, um Lejandro zu finden und wir würden uns ins Zeug legen, um seinen Aufenthalt bei diesen Leuten am besten so gering wie möglich zu halten.
Unsere Kontakte würden ihn finden.
Wir würden ihn finden, er musste nur solange durchhalten.

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Ich konnte ihr deutlich ansehen, dass sich ihr Zustand gebessert hatte und es freute mich zu hören, Asteria in den nächsten paar Tagen wieder zuhause zu wissen, denn dann durften wir sie wieder mitnehmen.
Sie saß aufrecht auf dem Bett, als ich das Zimmer betrat und ich setzte ein Lächeln auf.
Vielleicht war es gekünstelt, weil mir eigentlich nicht danach war, aber ich wollte nicht zum Ausdruck bringen, was für Sorgen ich mir eigentlich machte.
Keiner von uns hatte sie über Lejandro Verschwinden aufgeklärt, einfach weil es sie noch mehr aufregen würde.

Der Arzt meinte auch Asteria sollte die nächste Zeit nicht mit Stress in Berührung kommen, denn es konnte ihren Zustand verschlechtern und dies würde ich nicht riskieren wollen. Wir alle nicht und vielleicht würde er auch wieder da sein, wenn sie nach Hause durfte.

„Wie geht es dir?", fragte ich unser Mädchen.

„Gut und dir?", wollte sie wissen.

„Es freut mich, dass es dir besser geht. Mir geht es auch gut."

„Danke, dass ihr mich alle immer so regelmäßig besucht, was nicht so selbstverständlich ist", hauchte sie leise.

„Selbstverständlich."

Ich strich sanft über ihren Arm und setzte mich zu ihr aufs Bett, wobei ich über ihren Rücken strich.
Sie lehnte sich an meine Schulter und wir verharrten für einen Moment.
Es fühlte sich so sorglos an, so mit ihr hier zu sitzen, denn ich vergaß für einen Moment, was mich eigentlich so belastete.

In ihrer Nähe konnte ich mich entspannen, weil sie mir den Kopf verdreht hatte, sowie uns allen und ich genoss einfach nur diesen Augenblick mit ihm.

„Du bist wundervoll", raunte ich ihr zu.

„Du bist für uns ein wertvoller Diamant und wirst wohl immer meine Schwachstelle sein", fügte ich hinzu.

Es war falsch sie zu küssen, weil ich Asteria nur noch mehr verwirren würde, deshalb ließ ich es sein.
Doch der Drang danach blieb.

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Bin für alles offen❤️

Gerne Vermutungen anstellen😉

Mal sehen, ob sie Lejandro bald finden werden.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 31, 2023 ⏰

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