Dass sie den Halloween-Abend allein verbringen würden, störte so also keinen von ihnen beiden. Sie hatten abgesprochen, dass sie sich zu Hause verkleiden würden - jeder für sich, dann ein bisschen vorglühen wollten und dann wollten sie mit der Bahn zu einer Party in einem Club. Nichts Privates, wo sie jemand kannte, einfach ein großer, anonymer Club mit großer Halloween-Party.
Anders hätten sie auch nicht feiern gehen können und Ardy war sich sicher, dass Taddl ebenso wie er eine Verkleidung gewählt hatte, bei der man sie nicht sofort oder am besten gar nicht erkannte. Hielt es sich bei ihm noch in Grenzen, auf der Straße erkannt zu werden, so wurde es bei Taddl schon langsam richtig heftig. Und kreischende und schreiende Fans waren nicht gerade das, was sie wollten, wenn sie einfach nur feiern wollten. Klar, die meisten der wirklich Schlimmen waren noch weit von der Volljährigkeit entfernt und hatten in solchen Clubs definitiv nichts zu suchen, doch sicher war sicher. Mit etwas Glück sprachen sie mit ihren Videos nicht nur Menschen unter 18 an, sondern auch Ältere. Und die würden sie dann auch erkennen. Auf das schummrige Licht im Club wollte sich keiner von ihnen verlassen.
Eine seltsame Nervosität brachte seine Finger leicht zum Zittern, als er mit einer großen Menge Gel versuchte, seine Haare in eine ganz bestimmte Form zu zupfen. Er brauchte lange, sehr lange und verglich immer wieder sein Werk mit dem ausgedruckten Foto neben seinem Spiegel. Irgendwann klopfte Taddl an die Tür und erinnerte ihn daran, dass er sich beeilen sollte, damit sie noch genügend Zeit hatten, zu Hause vorzuglühen. Mit einem Wattebausch verteilte er noch die letzte schwarze Farbe auf seinem Gesicht und trat dann einige Schritte zurück, um sich ganz im Spiegel sehen zu können. Oh ja, er sah gut aus. Verdammt gut. Soras Halloweenkostüm stand ihm perfekt. Zwar war es vielleicht nicht ganz so sexy wie er das gern gehabt hätte, aber es war immer noch Halloween, da ging es nicht ums sexy sein. Zumindest nicht nur. Auf dem Weg zu Taddls Zimmer schnappte er sich noch die Flasche Wodka und den Maracujasaft, den er heute extra noch besorgt hatte, bevor er Taddls Zimmer betrat und sich plötzlich einem Creeper gegenüber wiederfand.
Als sie sich sahen, Sora und der Creeper, fingen beide an zu lachen. Ardy stellte die Flaschen ab und sie gingen beide lachend um den jeweils anderen herum und beklopften sich an erschieden Stellen ihres Kostüms.
Scheinbar war Taddl nur halb so faul gewesen wie er, der sein Kostüm einfach im Internet bestellt hatte. Taddl trug eine schwarze Hose, einen Creeper-Hoodie, sein Gesicht hatte er mit grün-schwarzen Quadraten bemalt und seine fülligen Haare unter einer grünen Creeper-Mütze versteckt, darüber noch die Kapuze des Hoodies. Hätte er nicht gewusst, dass er seinem besten Freund gegenüber stand, er hätte ihn nicht erkannt.
„Das mit den Fans hat sich für heute Abend dann wohl erledigt", grinste Ardy und ließ sich aufs Bett fallen.
Taddl ließ sich grinsend neben ihn fallen, drehte mit der Fernbedienung die Musik lauter und öffnete dann die erste Flasche - er hatte passend zu seinem Kostüm grünen Wodka gekauft.
Nachdem sie den ersten Shot gekippt hatten, kam Ardy endlich so richtig in Feierlaune. Gute Laune hatte er zwar vorher auch schon gehabt, aber er merkte erst jetzt, wie viel Lust er eigentlich hatte, endlich mal wieder feiern zu gehen und wie sehr er sich freute, dass sie heute Nacht absolut unerkannt unterwegs sein konnten. Mit einem breiten Grinsen reichte ihm Taddl das erneut grün gefüllte kleine Glas und nach einem kurzen Gläserklirren hatten sie den zweiten Shot intus.
Ein Blick in Taddls Augen, ein Satz mit seiner tiefen Stimme und eine kurze Berührung seiner Hand auf seinem Knie und er war er sich sicher, dass der Abend gut werden würde.
Zwei Stunden später waren sie dann schon im Club angekommen, hatten getrunken, getanzt und gelacht, als Taddl auf die Toilette gehen und ihnen danach noch etwas zu Trinken mitbringen wollte. Gut, dass sie irgendwie ein stilles Übereinkommen hatten, nicht zu viel zu trinken. Wirklich viel vertrugen sie beide nicht.
Ausgerechnet als Taddl verschwunden war, lief da plötzlich ein altes Lieblingslied von Ardy. In der Dunkelheit, die nur von verschiedenen Neonlichtern zum Teil erhellt und durch künstliche Nebelschwaden wieder verzerrt wurde, versuchte er auszumachen, ob sein bester Freund eventuell schon wieder auf dem Weg zu ihm zurück war. Doch er konnte ihn nirgends entdecken und so machte er sich - beflügelt vom Alkohol, der tollen Stimmung und dem Wissen, dass ihn absolut niemand außer Taddl erkannte - auf den Weg auf die Tanzfläche. Anfangs war es wirklich etwas seltsam, so ganz allein zu tanzen. Besonders da er auch hier mit Taddl schon ein richtig eingespieltes Team war und sie immer irgendwie aufeinander reagieren konnten. Dennoch bewegte er sich in der Dunkelheit und sang den Text leise mit, so dass niemand ihn hören konnte.
Dann legte sich jedoch eine warme Hand auf seine Schulter. Mit einem Grinsen drehte er sich zu Taddl um - nur dass vor ihm kein Creeper stand, sondern sein Kingdom Hearts-Partner Riku. Für einen Moment sahen sie sich an, bevor sie beide lachen mussten. Wie wahrscheinlich war es denn, dass man sich als Videospielcharakter verkleidete und dann genau sein Gegenstück in einem Club traf?
„Na Sora, wo sind denn Donald und Micky?", kam es von Riku und er konnte die Stimme nicht zuordnen und wusste nicht, ob sich unter der Verkleidung ein Mann oder eine Frau befand. Aber gut, im Grunde war das auch egal.
Da die Musik so laut war, hatten sie sich zueinander beugen müssen, um sich verstehen zu können und passenderweise war Riku auch noch ein Stück größer als er.
Schnell kamen sie ins Gespräch, ein einfacher Smalltalk, nichts besonders Interessantes, doch es genügte, um die Zeit zu überbrücken, bis Taddl wieder kam.
Nach kurzer Zeit presste sich von hinten ein Körper an ihn und zwei Hände legten sich an seine Hüfte. Dieses Mal brauchte er sich gar nicht umdrehen, um zu wissen, dass es Taddl war.
„Na, gehst du mir fremd?", lachte Taddl mit seiner tiefen Stimme direkt neben seinem Ohr. Doch es war nicht nur Belustigung in seiner Stimme.
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T zu dem Ardy
FanfictionKöln. Es sollte die Zeit ihres Lebens werden. Eine neue Stadt, eine neue Wohnung, eine gemeinsame Wohnung. Eine gemeinsame Zukunft mit den geilsten Menschen, die er sich vorstellen konnte. Und vor allem mit Taddl. Zumindest hatte er das geglaubt. Do...