Als er ihre Wohnungstür aufschloss sah er, dass noch Licht aus dem Spalt unter Taddls Zimmertüre drang. Also war er noch wach. Sehr gut.
Nachdem er Schuhe, Schlüssel und alles Unnötige abgelegt hatte, wischte er sich noch die schwitzigen Hände an seiner Jeans ab, bevor er sich auf den Weg zu Taddls Zimmer machte. Im Kopf zählte er leise bis drei, dann klopfte er wieder an die Tür, öffnete sie wie immer ohne Vorwarnung und trat ein.
Doch dieses Mal, nur dieses eine Mal, wünschte er sich wirklich, er hätte ein bisschen Anstand und hätte gewartet, bis er hereingebeten wurde. Denn was er sah war... nun ja, definitiv nicht das, was er erwartet hatte.
Taddl lag auf seinem Bett, jedoch nicht alleine. Unter ihm lag irgendeine Frau, schwarze Haare, mehr sah er nicht und mehr interessierte ihn auch nicht. Die beiden küssten sich und Taddl hatte seine Hand unter ihr Oberteil geschoben und fummelte gerade an ihren Brüsten rum.
Taddl brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass er geklopft hatte und eingetreten war. Dann schreckte er jedoch hoch und zog sofort reflexartig seine Hand unter dem Oberteil hervor.
Wie eingefroren stand er da und wusste erst nicht, was er tun sollte, was er sagen sollte, um das, was er gerade gesehen hatte, jemals aus seinem Gedächtnis zu löschen. Wie sollte er es anstellen, dass jetzt alles wieder gut wurde? Wie?
Das nächste was er tat war nämlich plötzlich wütend zu fluchen:
„Scheiße! Verdammte Scheiße!"
„Ardy, ich...", stammelte Taddl während er vom Bett aufstand.
„Fick dich, Taddl!"
Schnell drehte er sich um und lief aus dem Zimmer, wurde jedoch bereits nach zwei Schritten von Taddls Hand an seinem Arm aufgehalten.
„Hey Ardy, das ist..."
„Das ist scheiße, Taddl! Das ist sowas von scheiße!"
„Was... warum regst du dich jetzt so auf?"
Mit einem verächtlichen Schnauben sah er Taddl wütend an, wie er da vor ihm stand mit leicht geröteten Wangen, in alle Richtungen abstehenden Haaren und seinem Shirt, das irgendwie ganz schief auf seinen Schultern hing.
„Warum ich mich so aufrege? Huh... warum ich mich so aufrege? Du bist so ein Arschloch, Thaddeus!"
Als er seinen vollen Namen gehört hatte, weiteten sich Taddls Augen vor Schreck, da er spätestens jetzt wusste, dass er so richtig verschissen hatte. Ardy benutzte den Namen nur manchmal, wenn sie etwas besonders Lustiges erlebten oder aber, wenn er verdammt sauer war. So wie jetzt gerade eben.
„Ardy, das ist doch... das hat doch nichts mit uns zu tun.", versuchte Taddl sich zu erklären und machte damit alles nur noch schlimmer.
„Klar, stimmt ja." Seine Stimme war mittlerweile leiser geworden, niedergeschlagener, resignierter.
„Das hat natürlich nichts mit uns zu tun. Ich war ja nur zum Ficken gut genug, schon verstanden."
Mit einem letzten Blick in Taddls Augen drehte er sich um, zog so schnell es ging Schuhe und Jacke an und verschwand mit lautem Türknallen aus der Wohnung. Nicht einmal sein Longboard hatte er mitgenommen, gar nichts. Er musste einfach nur weg. So schnell es ging. So weit es ging. Während er nach draußen rannte, stiegen ihm Tränen in die Augen, doch er drängte sie vehement zurück. Er würde jetzt bestimmt nicht rumheulen. Oh nein. Schon gar nicht wegen seinem eigentlich besten Freund, der ihn jedoch nur für gut genug hielt, um einmal mit ihm Sex zu haben und das wars dann.
Dieses Mal stieß er mit niemandem zusammen und traf auch niemanden. Gott sei Dank, denn das hätte er jetzt wirklich nicht ausgehalten.
Nachdem er einige Zeit gerannt war, ging ihm jedoch relativ schnell die Puste aus. Sportlich war eben einfach was anderes. Also lief er schwer atmend langsam weiter. Hauptsache er blieb nicht stehen. Bloß immer weiter laufen. Weg von zu Hause, weg von Taddl und seinen beschissenen Gefühlen, die drohten, ihm die Luft abzuschnüren.
Gerade als er sich dazu durchgerungen hatte, endlich mit ihm zu reden, hatte Taddl sich genau für die andere Richtung entschieden. Gegen ihn.
Als er so weit gelaufen war, dass er sich nicht mehr auskannte. hatte er das erste Mal das Gefühl, dass er weit genug weg war. Mit schmerzenden Beinen setzte er sich auf einen großen Stein und als sein Handy ihm dabei unangenehm gegen seinen Oberschenkel drückte, zog er es aus der Tasche. Vermutlich hätte er es nicht tun sollen, doch er checkte trotzdem, ob er irgendwelche Nachrichten hatten.
Die erste, die er abrief, war von Simon: „Hab das Türknallen gehört. Komm vorbei wenn du was brauchst."
Simon war in den letzten Tagen so unfassbar toll zu ihm gewesen, das war unglaublich. Wie sollte er das nur jemals wieder gut machen?
Die nächsten Nachrichten waren von seinen Brüdern in ihrer WhatsApp-Gruppe, von Dner, Izzi, Ju und noch drei Freunden außerhalb von Youtube. Doch nichts interessierte ihn so sehr wie die grüne „5" neben Taddls Namen.
„Super Auftritt Ardy. Was soll der Scheiß?"
„Jetzt komm wieder runter und komm nach Hause!"
„Ich will mit dir reden."
„Wo bist du hin?"
„Ardy?"
Oh, jetzt wollte er also mit ihm reden, ja? Erst hatte er Sex mit seinem besten Freund, ignorierte ihn dann die ganze Zeit bis er sich gleich zwei Abende später irgendeine Tusse suchte, um mit der ins Bett zu steigen und jetzt plötzlich wollte er mit ihm reden? Um ihm was genau zu sagen? Dass er sich jetzt eine neue Freundin angelacht hatte und dass sie in Zukunft bei allem was sie taten immer mit dabei sein würde und Ardy nachts mit ihrem Gestöhne wach halten würde? Nein, das musste er sich nun wirklich nicht antun.
Stattdessen nahm er sich Zeit und antwortete ausgiebig auf alle anderen Nachrichten, was er sonst eher selten tat.
Während seiner Nachricht an Ju kam die nächste Nachricht von Taddl an, der vermutlich gesehen hatte, dass er gerade online war.
„Ardy bitte, komm einfach nach Hause."
Doch wieder antwortete er nicht, sondern schickte seine Nachricht an Ju ab.
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T zu dem Ardy
FanfictionKöln. Es sollte die Zeit ihres Lebens werden. Eine neue Stadt, eine neue Wohnung, eine gemeinsame Wohnung. Eine gemeinsame Zukunft mit den geilsten Menschen, die er sich vorstellen konnte. Und vor allem mit Taddl. Zumindest hatte er das geglaubt. Do...