Fifteen

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Es war richtiger Luxus hier zu sein. Scheinbar war seine Mutter gestern einkaufen gewesen, da sie tatsächlich noch Brötchen im Brotkorb und alle möglichen verschiedenen Belage im Kühlschrank fanden. Auch an Getränken mangelte es nicht und wenig später saßen sie mit belegten Brötchen, Tee und Kakao am Frühstückstisch. Ihre Beine berührten sich unter dem Tisch und sie konnten endlich ein vernünftiges Gespräch führen.
„Sag mal, wie ist das hier eigentlich? Haben dich hier jetzt irgendwelche Leute erkannt?", fragte Taddl nach einiger Zeit interessiert und sah ihn über seine Tasse hinweg an, während er einen Schluck Tee nahm.
Ahnungslos zuckte Ardy mit den Schultern, schluckte den Rest seines Brötchens runter und antwortete ihm dann: „Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung."
Taddls Stirn kräuselte sich.
„Wie du hast keine Ahnung? Warst du hier nicht draußen unterwegs?"
Ardy konnte nur mit dem Kopf schütteln.
„Alter, was hast du denn die ganze Zeit gemacht? Ich hab ne ganze Woche gebraucht, um mir einzugestehen, dass ich dich will. Und was hast DU die ganze Zeit gemacht?"
Irgendwie machte ihn Taddls Aussage plötzlich richtig wütend. Er hatte im Grunde nichts sonderlich Schlimmes gesagt, aber dieser anklagende Tonfall hatte einfach einen Nerv getroffen. Als wäre er hier das Opfer in der ganzen Geschichte und Ardy der Bösewicht gewesen, der herumlief und mit anderen vögelte.
„Ich lag im Bett und hab versucht, mir endlich klar zu machen, dass du mich nicht willst. Und weißt du auch wieso? Weil du zwei Tage - zwei Tage, Taddl - nachdem wir beide Sex hatten, schon jemand anderen mit nach Hause gebracht hast. Also habe ich eine Woche lang versucht mir einzureden, dass du mich gar nicht wollen kannst, wenn du gleich so kurz danach jemand anderen fickst. - DAS habe ich die ganze Zeit getan!"
Wütend schmiss er sein angebissenes Brötchen auf den Teller und sah Taddl an. Dessen Augen hatten sich vor Schreck geweitet und er musste schlucken.
„Scheiße... sorry...", stammelte Taddl vor sich hin, stand hastig auf und rammte bei seinem Weg um den Tisch herum einen Stuhl.
„Ich bin so ein Arschloch. So ein riesiges, verdammtes Arschloch... es tut mir leid!" Entschuldigend streckte er ihm die Hand hin. Ardy ergriff sie und ließ sich von ihm nach oben und in seine Arme ziehen. Taddls Umarmung war heftig, aber nicht unangenehm fest.
„Es tut mir leid, wirklich. Das hätte ich einfach nicht tun sollen...", nuschelte er in Ardys Haar.
„Ja, komm schon. Lass gut sein", versuchte Ardy ihn wieder zu beruhigen. So sauer war er auch nicht mehr, er hatte es nur einfach aussprechen müssen, da dieses Thema ihn scheinbar doch noch nicht so ganz losgelassen hatte. Aber jetzt ging es ihm besser.
Taddl hielt ihn ein Stück weit von sich weg und sah ihm tief in die Augen:
„Du weißt, dass ich nichts mit ihr hatte, oder?"
„Naja...", antwortete Ardy ausweichend. Denn ganz so konnte man es auch wieder nicht sagen. Nichts sah definitiv anders aus.
„Okay, ja. Ich habe mit ihr rumgemacht. Aber ich habe sie nicht gefickt. Das weißt du doch, oder?" Ein Hauch Verzweiflung lag in seiner Stimme und der fahrigen Bewegung seiner Hand, die ihm eine lange Strähne aus der Stirn strich.
Einen kurzen Augenblick überlegte Ardy. Wusste er es? Ja, er wusste es. Er wusste es, weil Taddl sofort aus dem Bett gesprungen und ihm hinterher gelaufen war. Er wusste es, weil er danach stundenlang versucht hatte, ihn zu erreichen, ihn in der ganzen Stadt gesucht hatte, einen Zettel für ihn an die Badezimmertür geklebt und Simon und Felix ganz wahnsinnig gemacht hatte, weil er ihn nicht hatte erreichen können. Ja er wusste es.
Also nickte er langsam.
Taddl sah erleichtert aus und zog ihn wieder an sich. Ardy schmiegte seinen Kopf an seine Schulter, während er erklärte:
„Ich weiß es. Aber es war einfach so eine beschissene Aktion."
„Mehr als beschissen", murmelte Taddl in sein Ohr.
„Es tut mir leid."
Noch einen Augenblick genoss Ardy die Nähe und wartete, bis sie beide nicht mehr so angespannt waren und sich wieder perfekt aneinander schmiegten. Dann richtete er sich auf und lächelte Taddl an.
„Genug Rumgeheule jetzt. Wenn du dich für mich entschieden hast... sollen wir dann jetzt vielleicht rausgehen?", fragte Ardy und wartete Taddls Reaktion ab.
Der schüttelte nur grinsend den Kopf: „Spinner hey. - Nein, ich will nicht rausgehen. Wir gehen heute Abend raus. Bis dahin will ich lieber mit dir allein sein."
Genau das war es, was er hatte hören wollen und so beugte er sich vor und gab Taddl einen Kuss auf die Wange, ehe er sich aus seinen Armen löste und sich wieder auf seinen Stuhl fallen ließ, um fertig zu frühstücken.
Als Taddl sich grinsend wieder auf den Platz gegenüber sinken ließ und ebenfalls wieder in sein Brötchen biss, wurde Ardy bewusst, dass sie sich tatsächlich immer noch nicht geküsst hatte. Also, sie hatten sich schon geküsst in der Halloween-Nacht. Aber noch nicht seit Taddls hier bei ihm war. Er freute sich wirklich schon darauf und wenn heute Abend auf dem Laternenfest nicht die perfekte Gelegenheit dazu war, dann wusste er auch nicht.
Während sie sich jeder noch ein weiteres Brötchen schmierten, entschieden sie sich dafür, dass sie nach dem Essen etwas für sie ganz Untypisches machen wollten: Zocken.
Ardy hatte richtig Lust, seine alte N64 wieder einmal aus dem Schrank zu holen und gegen Taddl einige Runden in Mario Kart zu drehen.

T zu dem ArdyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt