„So in zwei Stunden bin ich dann weg. Aber geht ihr beide denn morgen auf das Laternenfest?", fragte seine Mutter an sie beide gewandt und hatte schon wieder diesen seltsamen Blick. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass ihr der Schelm aus den Augen blitzte. Aber das war natürlich Schwachsinn.
„Laternenfest?", fragte Taddl und nahm einen Schluck Wasser.
„Ach, das ist so ein Fest bei uns hier in der Stadt. Der ganze Park ist mit Laternen beleuchtet und es gibt verschiedene Stände und Musik, alles sehr herbstlich und romantisch."
Sie wechselt einen Blick zwischen ihnen beiden, während sie das sagte und jetzt war Ardy sich sicher, dass er sich vorher nicht getäuscht hatte. Sie machte das mit purer Absicht. Versuchte seine Mutter tatsächlich gerade, Taddl und ihn zu verkuppeln? Oh Gott, in welcher Soap war er denn hier gelandet?
Nur gut, dass Taddl nichts zu bemerken schien, denn der sah ihn jetzt fragend an und meinte dann:
„Klingt ja eigentlich ganz gut, oder?"
Schon wieder lief er komplett rot an, weil er sich irgendwie ertappt fühlte. Tatsächlich konnte er sich nämlich nichts Schöneres und Romantischeres vorstellen, als wirklich mit Taddl auf das Laternenfest zu gehen.
„Mhm, können ja mal hinschauen. Hier dürften auch nicht sooo viele Leute sein, die dich erkennen."
Das war nicht mal gelogen. Als Jugendlicher ging man bei ihnen nicht auf dieses Fest, außer man war furchtbar verliebt und hatte sowieso keine Augen für irgendjemand anderen. Ansonsten waren dort eigentlich fast nur Leute, die entweder schon zu alt oder noch zu jung waren, um Taddl irgendwie zu erkennen. Um sich selbst machte er sich da keine Gedanken, da er gerade mal ein Drittel von Taddls Abonnentenzahl erreicht hatte. Und wenn ihn hier jemand erkennen würde, dann höchstens noch von früher und diese Leute waren ihm dann eh so ziemlich egal.
„Wäre mir auch egal", war Taddls schlichte Antwort und er aß weiter.
Zum Nachtisch tischte seine Mutter doch tatsächlich Vanillepudding auf mit den Worten „Erst wollte ich ja einen Obstsalat machen, aber dann ist mir das mit der Fructose eingefallen. Da dachte ich mir, ich geh mal auf Nummer sicher und mach lieber einen Pudding."
Schon wieder lief er rot an. Das wurde langsam noch zur Gewohnheit und das gefiel ihm nicht. Doch er drehte seinen Kopf zur Seite, weil er aus dem Augenwinkel erkannt hatte, dass Taddl ihn ansah. Und sein Blick, sein Lächeln... einfach das pure Glück. Anders konnte er Taddl im Moment nicht beschreiben. Er wirkte einfach nur glücklich.
Irgendwie machte es langsam den Eindruck, als würde es Taddl freuen, dass er seiner Mutter so viel von ihm erzählt hatte.
Das Pudding-Essen verlief ziemlich schweigsam, bis auf einige Fragen, die Taddl Ardys Mutter beantwortete. Anfangs war er noch sehr angespannt gewesen, doch von Frage zu Frage war er lockerer geworden und war am Ende schon fast beim normalen Taddl angelangt, den Ardy immer noch am liebsten hatte.
Danach lehnten sie sich zufrieden zurück und Taddl und er tauschen einen Blick aus, der nichts anderes bedeuten konnte als: „Wenn wir doch nur kochen könnten...."
„Thaddeus, hast du eigentlich schon unseren Deich gesehen?" fragte seine Mutter jetzt und er wusste sofort, worauf sie wieder hinaus wollte.
„Ähm, nein. Noch nicht", antwortete Taddl und schielte schon zu ihm herüber.
„Ardian, den musst du ihm unbedingt noch zeigen!", stichelte sie ihn jetzt schon an. Seine Mutter legte es tatsächlich drauf an, dass Taddl und er gemeinsam bei romantischen Gelegenheiten unterwegs waren, oder wie sollte er das verstehen?
„Ja, hatte ich jetzt eh vor. Kommst du?", fragte er an Taddl gewandt und stand schon auf. Hastig folgte ihm Taddl, jedoch nicht ohne seinen dreckigen Teller an die Spüle zu stellen, ehe seine Mutter verkündete, dass er das bloß sein lassen sollte, sie würde das schon noch erledigen.
Dann wünschte sie ihnen viel Spaß und verabschiedete sich schon mal von ihnen, falls sie sich später, wenn sie zurück waren, nicht mehr sehen würden.
„Also ähm... Deich?", fragte Ardy leicht unsicher und steckte seine Hände in die Hosentaschen.
„Jo, lass mal sehen den Bruder", antwortete Taddl grinsend und endlich wieder in typischer Taddl-Manier.
Schnell zogen sie sich ihre Schuhe an und während Taddl sich noch seine Jacke vom Haken schnappte, steckte Ardy den Schlüssel ein und sie machten sich auf den Weg.
Schon nach einigen Metern wurde ihm klar, dass es keine gute Idee gewesen war, seine Jacke zu Hause zu lassen. Aber dazu war es jetzt wirklich schon zu spät und er wollte auf keinen Fall zurück. Also steckte er die Hände in die Hosentaschen und sagte nichts.
Ardy führte sie auf einem Feldweg Richtung Nordsee und er konnte spüren, dass Taddl schon richtig gespannt war. Der Wind war eisig und ihr Weg wurde nur durch einige Straßenlaternen erleuchtet. Ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, jetzt um diese Uhrzeit noch zum Meer zum Laufen? Er bezweifelte es wirklich stark.
Auch ihr Gespräch kam nicht so richtig in Gang und er wusste auch einfach nicht, über was er sprechen konnte, ohne irgendwie ihre gemeinsame Nacht anzusprechen oder wie es jetzt weitergehen sollte.
Doch Gott sei Dank redete Taddl einfach und tat so, als wäre alles wie immer. Er war ihm sehr dankbar. Doch nachdem sie kurz darüber gesprochen hatten, was sie als nächstes in Brudicraft bauen wollten, kam das Gespräch schon wieder ins Stocken.
Und wenn Ardy sich nicht völlig irrte, dann roch es auch noch nach Regen. Ganz wunderbar.
Die Situation war ihm irgendwie langsam so unangenehm, dass es ihm schon fast lieber wäre, wenn Taddl doch nicht hier wäre. Ein seltsamer Gedanke, aber er wusste wirklich nicht, worüber er sprechen sollte.
Irgendwann setzt er einfach an: „Taddl, ich..."
„Ja?", kam Taddls Antwort sofort und er sah ihn fragend an.
„Ich ähm... ich wollte...ähm... wir sind da." Sprach er aus, was er eigentlich gar nicht hatte sagen wollen. Doch es stimmte. Sie standen vor dem Deich, auch wenn man ihn noch nicht erkennen konnte.
„Und hier ist jetzt also die Nordsee?", sah Taddl ihn zweifelnd an.
„Abwarten", war seine kurze Antwort, er nahm Taddl am Arm und zog ihn die letzten Meter den Berg nach oben.
Oben angekommen erstreckte sich vor ihnen ein unglaublicher Anblick. Die unendliche Weite der Nordsee. Zumindest wusste er, dass man sie hätte sehen können, wenn es hell gewesen wäre. Jetzt sah man dank der Wegbeleuchtung nur ein Stück vom Strand und einige Wellen, die vom Wind aufgebauscht dagegen klatschten.
Plötzlich blieb Taddl stehen und schloss die Augen.
„Ich kann das Meer riechen", stellte er begeistert fest und das warme schnurrende Gefühl in Ardys Brust erwachte wieder, als er Taddl so ansah, wie er genießerisch die Augen geschlossen hatte und einfach nur völlig zufrieden aussah. Dann war sein Plan wenigstens nicht ganz so schief gelaufen wie befürchtet.
Eine ganze Zeit lang blieben sie so stehen, blickten auf die Wellen oder hatten die Augen geschlossen.
Dann wurde ihm jedoch bewusst, dass der Geruch nach Regen langsam stärker wurde und er legte sanft eine Hand auf Taddls unteren Rücken und schob ihn etwas weiter.
„Komm, gehen wir ein Stück, bevor es zu regnen anfängt."
Taddl nickte nur begeistert, steckte die Hände in seine Jacke und lief neben ihm her, den Blick unentwegt auf die Wellen gerichtet, die sich immer heftiger am Strand brachen.
Hoffentlich blieb es heute bei einfachem Regen und es kam nicht gleich zu einem Unwetter.
Doch weit kamen sie nicht, ehe es schon anfing zu tröpfeln.
„Oh shit, komm mit!"
Er lief los und zog Taddl mit sich. Wenn ihn seine Augen trotz Brille nicht enttäuschten, stand nicht weit von hier ein Strandkorb. Beziehungsweise wusste er, dass dort zumindest einer stehen sollte, der gehörte nämlich einem von ihren Nachbarn. Deswegen wusste er auch, dass er ihn benutzen durfte, wann immer er frei war. Und jetzt war dort mit Sicherheit niemand. Vielleicht nicht der beste Unterschlupf, aber gerade ausreichend, um nicht vollkommen nass zu werden.
Etwas außer Atem erreichten sie den Strandkorb und ließen sich hineinfallen. Das Dach schirmte den Regen, der allmählich stärker wurde, Gott sei Dank ganz gut ab.
Und von hier aus konnte man genau auf den Strand blicken und hörte das Rauschen der Wellen.
Zitternd zog er die Knie an die Brust und stellte sie auf der Sitzfläche ab. So langsam wurde ihm wirklich so richtig kalt.
„Shit, du hast ja gar keine Jacke an!", bemerkte Taddl Gott sei Dank erst jetzt. Sonst hätte er ihn mit Sicherheit gezwungen umzukehren und eine zu holen. Er passte immer auf ihn auf, einfach immer. Und daran hatte sich Gott sei Dank noch nichts geändert.
„Schon okay, ist nicht so schlimm", versuchte er ihm zu erklären.
Doch Taddl schüttelte den Kopf und murmelte: „Ja klar, ist nicht so schlimm. Mhm."
Dann zog er auch schon seine Jacke aus und hielt sie vor sie beide.
„Na los, komm her", forderte er ihn auf und klopfte auf das Stückchen freie Fläche, das sie zwischen sich gelassen hatten.
Nicht gerade ungern aber doch etwas angespannt rutschte Ardy näher zu Taddl, so dass er seine Körperwärme spüren konnte und sah seinem besten Freund dann dabei zu, wie er seine Jacke wie eine Decke über sie beide ausbreitete. Nur gut, dass Taddl seine Klamotten immer ein bisschen zu groß kaufte, so hatten sie beide locker Platz darunter. Und außerdem hatte er dank der Jacke einen Grund, sich noch ein bisschen näher an Taddl zu drücken.
Nach einem kurzen Moment des Schweigens wusste er, dass er jetzt reden musste. Jetzt oder nie.
„Es tut mir leid", sagte er, ohne Taddl anzusehen. Stattdessen ließ er seinen Blick auf den Wellen ruhen. Er konnte nur hoffen, dass Taddl wusste, was er alles in diese Aussage einschloss. Was ihm alles leid tat.
„Mir tut es leid", war Taddls Antwort und dann sahen sie sich in die Augen. Und ja, er wusste genau, was Taddl meinte.
Und irgendwie... ja irgendwie fühlte es sich seltsamerweise so an, als wäre jetzt schon alles gesagt und die Situation geklärt. Zwischen ihnen fühlte es sich plötzlich leichter an, unverkrampfter. Einfach besser. Als wären diese Sätze, diese wenigen Worte alles gewesen, was es gebraucht hatte. Damit sie sich beide sicher sein konnten, dass sie dem anderen nie hatten wehtun wollen.
„Ich habe nicht mit ihr geschlafen, weißt du?", fragte Taddl leise und sah ihn weiterhin an.
„Aber mit mir", war seine leise Antwort, die Taddl ein leichtes Grinsen auf sein wunderschönes Gesicht zauberte und ihn zustimmend nicken ließ.
„Und ich will auch mit niemand anderem schlafen", fuhr Taddl fort und sah ihn eindringlich an.
Und Ardy wiederholte sich:
„Aber mit mir."
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T zu dem Ardy
FanfictionKöln. Es sollte die Zeit ihres Lebens werden. Eine neue Stadt, eine neue Wohnung, eine gemeinsame Wohnung. Eine gemeinsame Zukunft mit den geilsten Menschen, die er sich vorstellen konnte. Und vor allem mit Taddl. Zumindest hatte er das geglaubt. Do...