One

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Irgendwie hatte es sich ergeben, dass er mit Taddl alleine den Abend verbringen würde. Simon war bei Cathy in Frankfurt zu Besuch, Felix hatte ein Date - endlich mal - und Alex hatte keine Lust darauf feiern zu gehen. Vermutlich lag es daran, dass er dann mit ihnen beiden allein hätte weggehen müssen. Und darauf hätte Ardy selbst als Außenstehender auch keine Lust gehabt. Sie waren so verdammt eng verbunden, hatten hunderte geheime Insider, von denen keiner etwas wusste oder jemals erfahren würde und mit denen sie sich stundenlang unterhalten konnten, ohne dass die anderen überhaupt wussten, worum es gerade ging. Sie waren schon immer sehr aufeinander fixiert gewesen. Schon vor der gemeinsamen Zeit und der gemeinsamen Wohnung in Köln. Doch mittlerweile hatte sich das noch verschlimmert. Für Ardy war es nicht schlimm, ganz im Gegenteil. Taddl war sein bester Freund und er wusste, wie verdammt glücklich er sich schätzen konnte, dass jemand genauso auf ihn fixiert war, wie er auf ihn. Hatte er da in der Vergangenheit mit anderen Menschen eher weniger Glück und immer das Gefühl gehabt, er wäre nur zweite Wahl oder ein Lückenfüller, so konnte er sich bei Taddl sicher sein, dass er an erster Stelle stand.
In letzter Zeit jedoch.. ja, in letzter Zeit hatte sich etwas verändert. Er hatte sich verändert und seine Gefühle zu Taddl hatten sich verändert. Von reiner Freundschaft war nichts mehr zu sehen oder zu spüren und meist wünschte er sich, er könnte einfach wieder dorthin zurück kehren. Unbekümmert mit seinem besten Freund in einer Wohnung zu leben, Spaß zu haben und einfach eine tolle gemeinsame Zeit zu verbringen, ohne diese scheiß Gefühle. Sie sorgten dafür, dass er eifersüchtig wurde, wenn Taddl zu viel Zeit mit anderen Leuten verbrachte, wenn er Video-Projekte mit anderen Let's Playern plante, ohne ihn selbst zu fragen - selbst wenn er das Spiel hasste und eigentlich gar nicht hätte mitwirken wollen. Sie sorgten dafür, dass er keinen normalen Blick mehr auf Taddl werfen konnte. Es war alles so verdammt anders. Seine Augen glänzten ein wenig mehr, sein Lächel strahlte mehr, seine Haare schienen schöner gestylt und der Griff seiner großen Hand wärmer zu sein. Alles war besonders. Taddl war besonders. Genau deswegen wünschte er sich manchmal, er könnte Taddl einfach wieder als seinen normalen besten Freund sehen, der manchmal einfach genauso asozial war wie er selbst, keine Lust hatte, sich fertig zu machen und nicht immer nett zu jedem war, weil auch er einfach mal keinen guten Tag hatte. Eigentlich wäre es so viel einfacher. Doch in letzter Zeit hatte nicht nur er sich verändert. Sondern er hatte das Gefühl, dass sich auch etwas zwischen ihnen verändert hatte. Irgendwie war da etwas.. Ein kleiner Funke an mehr, der gerade so hell brannte, dass er ihn nicht loslassen konnte. Wüsste er nicht , dass er total verstrahlt war und mittlerweile wohl nichts mehr auf seine Eindrücke in Verbindung mit Taddl geben konnte, würde er sagen, dass es schlicht und einfach Anziehung war, die da zwischen ihnen pendelte. Sexuelle Spannung, die jede Situation zu etwas besonderem und jede noch so kleine Berührung zu etwas Schwerwiegenderem und Bedeutenderem machte als zuvor. Das Problem war nur, dass diese sexuelle Spannung nicht nur von ihm ausging, sondern auch noch von seinem besten Freund erwiedert, ja manchmal sogar initiert wurde. Dass er Taddl attraktiv fand und gerne noch wesentlich mehr tun würde, als ihn bei verschiedensten Gelegenheiten umarmen, ihm eine Hand auf die Schulter zu legen oder kurz seinen Oberschenkel zu berühren, wenn sie noch enger zusammen gepresst als früher schon immer irgendwo nebeneinander saßen, das war für ihn schon viel zu lange nichts Ungewöhnliches mehr. Doch dass es Taddl scheinbar genauso ging war durchaus neu. Und verdammt aufregend.
Besonders spannend fand er es, wenn sie wirklich in der Öffentlichkeit unterwegs oder zumindest bei ihren Freunden waren. Schon länger hatte es sich so eingependelt, dass sie beispielsweise immer nebeneinander oder zumindest gegenüber saßen, wenn sie Essen gingen. Ein anderer Platz schien schon damals nicht in Frage zu kommen. Doch mittlerweile verteidigte Taddl den Platz an seiner Seite sogar ziemlich heftig. Verpackte er es meistens doch in ein Spiel und fing plötzlich an, Alex zu kitzeln oder anderweitig zu stupsen oder Ähnliches, wenn der gerade Anstalten machte, sich neben ihn zu setzen. In diesem kurzen Moment, den er abgelenkt war, ließ Taddl selbst sich dann jedoch schnell auf den Platz neben ihn gleiten, warf ihm ein kurzes Grinsen zu und presste ihre Oberschenkel dann gegeneinander. Erst hatte Ardy es für ein Versehen gehalten oder für ein Anzeichen dafür, dass er sich nicht so breit machen oder rutschen sollte, damit Taddl mehr Platz hatte. Doch das war es nicht. Denn wenn er weggerutscht war, war Taddl ihm tatsächlich wie ganz selbstverständlich gefolgt und hatte sich wieder an ihn gepresst. Und ein Mal, als er nur sein Bein ein Stück zur Seite gezogen hatte, hatte Taddl ganz beiläufig seine Hand unter den Tisch und auf sein Knie gleiten lassen und hatte sein Bein wieder heran gezogen, so dass sie doch wieder aneinander gepresst waren. Ganz nebenbei und fast schon gedankenverloren, ohne ihn anzusehen.
Ardy war der letzte, der sich über sowas beschweren würde und mittlerweile machte er sich gar nicht mehr die Mühe, irgendetwas anderes zu versuchen, sondern setzte sich höchstens absichtlich so hin, dass Taddl sich eh gegen ihn drücken musste.
Den anderen schien jedoch nichts aufzufallen, denn keiner verlor ein Wort darüber. Aber sie verhielten sich ja auch schon sehr lange so und die kleinen Veränderungen waren mit Sicherheit eher etwas, das ihm auffiel und nicht jedem, der sie sah.
Auch wenn sie allein waren war es anders. Sahen sie gemeinsam Fern und saßen dazu auf dem Sofa, so legte Taddl manchmal seinen Arm hinter ihm auf die Lehne und Ardy rutschte dann ein Stück weiter nach unten, damit er seinen Kopf ganz leicht gegen den Arm seines besten Freundes lehnen konnte, ohne dass es zu sehr auffiel.
Nahmen sie eine neue Folge Brudicraft auf und einer der beiden hatte sich eine Klatsche eingehandelt, so hatte er damit angefangen, Taddls Gesicht besonders lange zu streicheln, bevor er ausholte und Taddl - Taddl hatte es ihm gleich getan. Die Leute in den Kommentaren schienen durchzudrehen, doch nichts war ihnen so egal wie das.
Lagen sie zusammen im Bett um fern zu sehen war es kaum anders. Und irgendwie eben doch. Die Blicke, die sie austauschten, waren häufiger und intensiver. Bei ihnen schwang mehr mit und wenn der eine den anderen dann berührte, dann war dies viel mehr als nur eine einfache Berührung. Es lag Spannung darin, Neugierde und Zurückhaltung. Es war so verdammt schwer zu beschreiben und Ardy konnte nur hoffen, dass er sich das alles nicht einbildete. Denn irgendwann begann er, solche Situationen und solche Blicke extra zu provozieren. Doch jedes Mal ließ sich Taddl darauf ein und jedes Mal wurde es schlimmer.

T zu dem ArdyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt