Nervös ballte ich meine Hände zu Fäusten während ich auf die Bildschirme in der Ferrari-Box sah. Ich spürte wie mein Puls raste und mir die Wärme ins Gesicht stieg. Joris Blick lag besorgt auf mir, aber ich nickte ihm mit einem schwachen Lächeln zu. So nervös wie ich war könnte man meinen ich würde gleich selbst das Rennen fahren.
Ich hielt die Luft an als sich das letzte Auto in der Startaufstellung positionierte. Die Luft in der Box war zum zerreißen gespannt. Jeder hoffte auf einen guten Start der beiden Ferraris. Ich hingegen hoffte einfach, dass es nicht gleich ein der ersten Kurve krachen würde.Charles hatte, wie leider immer bei seinem Heimrennen, schon von Anfang an nicht all zu viel Glück. Er hatte eine Strafe kassiert und musste von weiter hinten starten. Ich wusste, dass trotzdem jeder Fan und jeder auf ein kleines Wunder für ihn hoffte. Ich natürlich auch, er hatte es verdient. Aber mir war es erst mal wichtiger, dass er es heil über die Ziellinie schaffte.
Es beruhigte mich tatsächlich ihn immer mal wieder über den Funk hören zu können. So lange war nämlich alles in Ordnung.Um so weiter das Rennen voranschritt, desto mehr wurde mir wieder klar, wie sehr ich es immer geliebt hatte zuzusehen. Und wie sehr ich es vermisst hatte dabei zu sein. Jedes mal als ich damals mit Jules mitdurfte, war ich wie im siebten Himmel. Ich war damit aufgewachsen. Jules war schon Kart gefahren als ich auf die Welt gekommen war. Es war genauso ein Teil von meinem Leben wie von seinem.
Es war ein ganz besonderes Gefühl in der Box zu stehen. Zusammen mit dem Team mitzufiebern, das so hart arbeitete und alle Emotionen live mitzuerleben.Trotz dem mulmigen Gefühl im Bauch, das mich schon den ganzen Tag begleitete, ging es mir überraschend gut. Natürlich war ich nervös und musste immer wieder an das letzte Rennen denken, auf dem ich war. Aber die erwartete Panikattacke blieb bislang immerhin aus. Und wenn Charles jetzt nicht in den letzten Runden noch in die Mauer fahren würde, standen die Chancen, dass das auch bis zum Rennende so bleiben würde, ganz gut.
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Mit einem fetten Grinsen im Gesicht breitete Charles seine Arme aus. Trotz dass er nur sechster geworden war, war er bei bester Laune. „Du glaubst gar nicht wie froh ich bin, dass du heute da warst." Lächelnd sah ich zu ihm auf und ließ mich in eine lange Umarmung ziehen. Auch wenn ich es nie für möglich gehalten hatte, ich war auch froh, dass ich mich überwunden hatte und über meinen Schatten gesprungen war. Vielleicht war es tatsächlich noch das letzte Teil, das mir gefehlt hatte mit allem was passiert war abzuschließen. Ich werde mir trotzdem immer Sorgen machen, wenn Charles und Arthur auf die Strecke fuhren. Aber es war okay.
Ich konnte so oder so nichts daran ändern, ihnen nicht verbieten Rennen zu fahren und ich konnte sie erst recht nicht aus meinem Leben streichen. Aber jetzt konnte ich sie vielleicht tatsächlich so unterstützen wie sie es verdient hatten.„Kommst du jetzt eigentlich mit zum Essen? Kika würde sich echt freuen und vielleicht freundest du dich noch mit ein paar von den Fahrern und den Freundinnen an. Einige von denen wohnen auch in Monaco. Du wirst sie mögen." Skeptisch sah ich ihn an. „Ich hatte ehrlich gesagt nicht vor noch mehr Menschen in mein Leben zu lassen, die jedes zweite Wochenende in eine Mauer krachen könnten. Es reicht mir schon, dass ich mir um euch zwei Idioten Sorgen machen muss." Belustigt sah er mich an während ich mich auf die Couch in seinem Drivers Room fallen lies.
„Dann eben nicht anfreunden. Obwohl du die Leute auf der Yacht ja ganz nett fandest..." Er machte sich über mich lustig! „Aber zu Essen wirst du doch wohl nicht nein sagen, oder?" Der Monegasse zog eine Augenbraue hoch und sah mich abwartend an. Verdammt, er wusste wie er mich rumbekam. Mit einem Seufzend rollte ich die Augen, was ihn triumphierend grinsen lies. „Wann muss ich fertig sein?" „Ich hol dich in zwei Stunden ab."Geschlagen machte ich mich also kurze Zeit später auf den Weg durch das Paddock zu meiner Wohnung. Ich hatte es glücklicherweise nicht all zu weit, weshalb ich zu Fuß gehen konnte und trotzdem noch genug Zeit hatte mich fertig zu machen.
Wie schaffte Charles es eigentlich immer wieder mich zu Dingen zu überreden, auf die ich eigentlich gar keine Lust hatte? Das war schon so als wir noch Kinder waren. Er hatte es sogar geschafft, dass ich mit Inlinern, deren Bremse schon so gut wie kaputt war, einen Berg runter fuhr. Natürlich ist passiert was passieren musste und mich hat es aufs Übelste auf die Fresse gelegt. Blutige Nase und gebrochener Ellenbogen inklusive. Man hatte er dafür Ärger bekommen.Es dauerte nicht lang bis ich meine Haustüre hinter mir geschlossen hatte und mich auf den Weg in mein Ankleidezimmer machte, um mir die Frage aller Fragen zu stellen. Was ziehe ich an? Ich durchwühlte die weiten meines Kleiderschranks und war unendlich froh darüber, dass ich es zwischenzeitlich auch geschafft hatte meine ganzen Klamotten aus den Kartons auszupacken. Das hätte die ganze Situation nämlich nochmal um einiges erschwert.
Irgendwann sprang mir ein smaragdgrünes Seidenkleid aus meiner letzten Kollektion ins Auge. Ich hatte es schon lange nicht mehr an, aber ich hatte schon immer geliebt wie es meiner Figur schmeichelte.Auch wenn ich nicht vorhatte neue Freundschaften zu schließen, es konnte nie schaden einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
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Genervt hatte ich mich durch die Menge an Fotografen und Fans gedrückt, die sich vor dem Restaurant versammelt hatten. Immer wieder bekam ich Fragen zu Charles und mir an den Kopf geworfen und die Tatsache, dass wir gemeinsam in seinem Ferrari vorgefahren waren, machte die ganze Situation natürlich nicht besser. Entweder würde morgen tatsächlich überall zu lesen sein, dass ich die Schwester von Jules Bianchi war oder dass Charles und ich ein Paar waren. Vielleicht aber auch beides, wer wusste das schon.
Zumindest ich hatte es bis zum Eingang geschafft und wartete im Inneren auf Charles, der noch immer fleißig Bilder machte und Autogramme verteilte. Zwar wusste ich, dass Kika auch hier sein würde, aber ich hatte definitiv keine Lust mich alleine auf die Suche nach einem Tisch voller lebensmüder Rennfahrer zu machen.
Also stand ich noch mindestens geschlagene 10 Minuten wie bestellt und nicht abgeholt in der Gegend herum, bis Charles dann endlich, mit seinem Teamkollegen im Schlepptau, den ich vorhin auch schon kennengelernt hatte, zu mir stieß.Ein Kellner brachte uns in einen etwas abgeschirmten Bereich des Restaurants. Kika warf mir ein strahlendes Lächeln zu und schien sich wirklich zu freuen mich zu sehen.
Ich blieb noch etwas unschlüssig neben den beiden Ferrari-Fahrern stehen und sah mich etwas um. Pierre und Kika kannte ich schon, genauso wie Alex und Lily. George hatte ich ebenfalls auf der Yacht kennengelernt, die hübsche junge Frau neben ihm kannte ich aber noch nicht.
Was mich ganz besonders freute, war das Gesicht von Lewis zu sehen. Ich hatte ihn schon früher durch Jules kennengelernt und er war auch derjenige, der mich abgefangen hatte, als ich komplett verstört durch die Boxengasse gerannt war. Er schien mich zu erkennen. Sein überraschtes Gesicht wandelte sich in ein Strahlen, ehe er aufstand, zu mir kam und mich einfach in eine herzliche Umarmung schloss. „Es ist schön dich wieder zu sehen. Wie geht's dir?"Ich unterhielt mich noch etwas mit Lewis, bis Charles sich wieder zu mir gesellte und mir einen Arm um die Schulter legte. „Leute, darf ich euch Chloé vorstellen? Sie ist meine Beste Freundin seit... Eigentlich schon immer." Dann wandte er sich mir zu und begann mir alle vorzustellen, die ich noch nicht kannte. Und das obwohl er ganz genau wusste, dass ich mir die Namen sowieso nicht merken konnte.
Als hinter uns Schritte näher kamen drehte er seinen Kopf nach hinten um zu sehen wer kam. „Oh perfekt, da sind die letzten Zwei." Ich drehte mich ebenfalls etwas unter seinem Arm um und erstarrte.Genau so wie der junge Brite mir gegenüber.
„Das sind Oscar und Lando."
Fuck.
Soooo, das Geheimnis scheint wohl raus zu sein.
Was denkt ihr wie es mit Lando und Chloé weitergeht?
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racing hearts - LN4
FanfictionNach dem Unfall ihres Bruders hatte Chloé es erfolgreich geschafft der Welt der Formel 1 jahrelang den Rücken zu kehren. Zumindest bis zu dem Tag an dem plötzlich dieser Unbekannte junge Mann vor ihr steht, der ihr Herz zum rasen bringen wird.