e l e v e n

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Lando

"Okay, was ist los mit dir?" Max, der neben mir auf der Couch saß, sah mich genervt an. Er verbrachte die paar Tage bis zum nächsten Rennen bei mir und hatte somit meine auch schlechte Laune abbekommen, die ich seit dem Essen vor zwei Tagen hatte.
Bis jetzt hatte ich mich davor gesträubt es ihm zu erzählen. Ich hatte keine Lust auf ein ich habs dir ja gesagt.
Ich wusste, dass es dämlich war sie anzulügen und spätestens als ich sie mit Charles im Paddock gesehen hatte, hätte mir klar sein müssen, dass sie es bald erfährt. Aber es war schön mal nicht nur als Rennfahrer gesehen zu werden. Ich hatte schon oft genug erlebt, dass mich Andere nur als Sprungbrett nutzen wollten oder über nichts anderes als die Formel 1 mit mir sprechen wollten.

Als ich Chloé mit Charles gesehen hatte, war mir das Herz in die Hose gerutscht. Ich hatte ehrlich vor es ihr bald zu beichten, aber ich wollte absolut nicht, dass sie mich zufällig in voller McLaren Montur sah. Also habe ich die Beine in die Hand genommen um mich zu verstecken. Was die Leute um mich herum in dem Moment dachten, war mir echt egal.
Als ich mich also zwischen zwei Gebäuden versteckte, entschloss ich mich dazu ihr am nächsten Tag alles zu erklären und zu hoffen, dass sie mir nicht all zu böse sein würde. Und bei der Gelegenheit war ich auch echt gespannt herauszufinden, was das zwischen ihr und Leclerc war.
Ich hoffte nichts ernstes, ich mochte sie wirklich gern.

Max sah mich noch immer abwartend an, was mich frustriert aufstöhnen ließ. "Chloé hat mich am Sonntag gesehen." Die Augen meines besten Freundes weiteten sich geschockt. "Beim Rennen?" "Beim Essen am Abend.", schüttelte ich den Kopf. "Und du brauchst jetzt gar nicht sagen, dass du mir es ja gesagt hast. Das weiß ich selbst." Er schloss den Mund wieder, was mir bewies dass ich recht hatte. "Und was machst du jetzt?" ich zuckte lediglich die Schultern. Ich hatte ihr gestern einen Korb mit Kaffee und ihren Lieblingsblumen vor die Tür gestellt, aber nichts von ihr gehört. Natürlich nicht. Vielleicht war sie auch gar nicht aus der Wohnung gegangen und die Tulpen welkten jetzt vor sich hin.
Gestern Abend war ich in meiner Verzweiflung Charles privates Instagram-Profil durchgegangen und hatte sie tatsächlich gefunden und war ihr gefolgt. Keine Ahnung was mich dazu gebracht hatte, vielleicht sollte ich sie erst mal in Ruhe lassen. Aber so konnte ich zumindest ein bisschen an ihrem Leben teilhaben. Und bei so vielen Follower wie sie hatte, würde ich ihr wahrscheinlich gar nicht auffallen.

"Aber wieso war sie überhaupt beim Essen dabei? War das nicht nur für Fahrer und die Freundinnen und Frauen? Ich durfte ja auch nicht mit!" Mit gespielter Empörung aber ehrlichem Interesse schaute er zu mir. "Sie war mit Charles da. Carlos meinte die beiden sind alte Freunde, aber mehr wusste er auch nicht." Ich hatte immer noch ein komisches Gefühl wenn ich an die beiden zusammen dachte. Sogar ich hatte gehört, dass Charles sich mit jemandem traf. Was wenn es Chloé war? Ich konnte es mir kaum vorstellen, sonst hätte sie bestimmt nicht so viel Zeit mit mir verbracht, oder?

Alles zwischen uns hatte sich einfach so unbeschwert angefühlt. Das fehlte mir jetzt schon.

_ _ _ _

Ich hatte mich wirklich dagegen gesträubt das Haus zu verlassen als Max und Kelly ein paar von uns zum grillen eingeladen hatte. Aber als Charles zusagte, wuchs die Hoffnung in mir, dass Chloé vielleicht auch kommen würde. Fehlanzeige.

Also saß ich den Abend über mit schlechter Laune auf der Dachterrasse von Max und wartete nur den richtigen Moment ab um wieder zu gehen. Was hatte ich auch erwartet? Dass sie mich ignoriert, aber dann doch hier her kommt und Gefahr läuft mich sehen zu müssen?
Ich wusste echt nicht was dieses Mädchen mit mir anstellte. Eigentlich war ich überhaupt nicht so, ich versuchte immer mich nicht so schnell von etwas so runterziehen zu lassen.
Aber als ich Chloé an diesem einen Tag fast über den Haufen gerannt hatte, da wusste ich gleich, dass ich sie wieder sehen will. Sie hatte mich sofort fasziniert. Ihre braunen Haare und die strahlend blauen Augen und dazu dieses ansteckende Lachen.

Ich hatte mich wirklich Hals über Kopf in sie verliebt.

Als plötzlich der Stuhl neben mir zurückgezogen wurde, schreckte ich aus meinen Gedanken auf. Ich rechnete damit in Carlos Gesicht zu sehen, der schon den ganzen Abend versuchte mich aufzuheitern. Und das obwohl er nicht mal wusste was los war. Allerdings saß plötzlich dessen Teamkollege neben mir und sah mich ernst an. Musste ich mich jetzt auf eine Standpauke gefasst machen? Er wusste alles, da sah ich an seinem Blick. Ich schluckte schwer und wartete darauf, dass er anfing etwas zu sagen. Aber er tat es nicht, er sah mich einfach nur an.
Ich konnte diese Stille echt nicht ertragen. Es war, als wäre die Luft um uns herum bis zum zerreißen gespannt.
"Hör mal, ich wollte sie echt nicht anlügen, ich..." Ich brach ab und sprach das aus, was mir schon die ganze Zeit durch den Kopf ging. "Meinst du sie hasst mich?" Nervös knetete ich meine Finger und sah auf den Teller, der noch immer unangerührt vor mir stand.

Charles seufzte und legte den Kopf in den Nacken, ehe er mich wieder ansah. "Sie hasst dich nicht. Dafür hat sie dich viel zu gern. Und genau das ist das Problem. Sie hat Angst nochmal jemanden zu verlieren, der ihr nahe steht." "Wieso nochmal jemanden..." Verwirrt sah ich den Monegassen an, bis mir auf einen Schlag alles klar wurde. Wieso war ich nicht früher darauf gekommen?
Sie kam aus Nizza, kannte Charles und... "Sie heißt Bianchi. Ist sie die Schwester von Jules?" Der junge Mann neben mir nickte lediglich. Verdammt wir blöd war ich eigentlich.
Ich stützte den Kopf in die Hände, während meine Gedanken verrückt spielten. Jetzt war mir alles klar. Sie sagte sie hatte seit Jahren kein Rennen mehr gesehen. Und sie hat mir vom Tod ihres Bruder erzählt. Warum hatte ich das nie auch nur in Erwägung gezogen?

"Ich bin ehrlich zu dir, Lando. Sie hat wirklich ein Trauma davon getragen. Das Rennen in Monaco war das erste, das sie seit dem Unfall gesehen hat. Ich habe echt oft versucht sie dazu zu bringen zumindest mal wieder eins anzuschauen, aber keine Chance. Und ich glaube zu Arthur und mir hat sie nur noch Kontakt, weil wir zusammen aufgewachsen sind und sie zur Familie gehört." Der kleine Funke Hoffnung, den ich noch hatte, wurde einfach so ausgepustet und in mir zerbrach etwas. Ich sollte mich freuen, dass zwischen den Beiden nichts lief, aber das war mir gerade egal. Aus Charles Worten hörte ich eigentlich nur heraus, dass es für Chloé und mich wohl keine Chance gab.
"Aber sie mag dich. Wirklich. Ich hab sie schon lang nicht mehr so glücklich gesehen wie die letzten Wochen." Er stand von seinem Stuhl auf, legte mir eine Hand auf die Schulter und blickte auf mich herab.

"Es wird nicht leicht sie zu überzeugen, sie ist stur. Aber sie es wert. Vertrau mir."

Hellooo 😊

So heute mal aus Landos Sicht.

Wie gefällt es euch bisher?

Was denkt ihr wie es weiter geht, bzw. was wünscht ihr euch?

racing hearts - LN4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt