s i x t e e n

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"Du und Lando also?" Kika zog grinsend eine Augenbraue hoch und sah mich abwartend an. Auch wenn sie und Pierre nicht in Monaco wohnten, waren sie irgendwie trotzdem andauernd hier. Energisch schüttelte ich den Kopf. "Nein, nichts Lando und ich. Das ist irgendwie kompliziert." "Ach komm schon. Ihr taucht hier zusammen auf, du in Hoodie und Cap von ihm, beide mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Ihr mögt euch. So kompliziert kann es nicht sein." Ich drehte mein Glas etwas in den Händen herum und sah aufs offene Meer. "Wir haben uns kennengelernt und er hat mir nicht erzählt, dass er Rennfahrer ist. Dann stand er bei dem Essen plötzlich vor mir und ich habe wieder die Angst bekommen nochmal jemanden so zu verlieren wie meinen Bruder. Wir haben uns zwar ausgesprochen und die letzten Tage viel Zeit miteinander verbracht, aber ich weiß noch nicht, ob ich das schaffe." Kika hörte mir aufmerksam zu und warf mir einen mitfühlenden Blick zu. "Ich mein das nervt mich selbst total. Er ist wirklich so süß und versteht mich. Aber ich bring es einfach nicht über mich, mich wirklich auf ihn einzulassen. Das ist ja auch nicht fair ihm gegenüber." Kika legte mir eine Hand auf den Arm und sah mich ernst an. "Lando ist erwachsen und weiß worauf er sich einlässt. Sowas braucht Zeit und geht nicht von heute auf morgen. Aber wenn ihr beide etwas füreinander empfindet, wär es schade es nicht zu probieren. Wer weiß, vielleicht wird da etwas ganz großes draus."
Mein Blick wanderte nachdenklich zu dem jungen Briten, der ein paar Meter weiter bei den Jungs stand und mit ihnen redete und lachte. Wahrscheinlich hatte Kika recht. Er wusste worauf er sich eingelassen hatte und zumindest bis jetzt schien er es auch zu akzeptieren, dass ich meine Zeit brauchte.

Als hätte er bemerkt, dass ich ihn anschaute drehte er sich in meine Richtung, beobachtete mich kurz und kam dann auf mich zu. Er lies sich neben mich fallen, legte einen Arm hinter mich auf die Rückenlehne und sah uns beide an. "Okay, über wen lästern wir?" "Über dich und deine lausigen Fahrkünste.", grinste ich ihn leicht an, woraufhin er schnaubte. "Über mich dürft ihr gerne herziehen, aber über meine Fahrkünste, das ist gemein. Außerdem, hab ich vorhin fast meine Felge zerkratzt oder warst das du?" Ich kniff meine Augen zusammen. "Werd nicht unfair, Norris. Was kann ich denn dafür, dass mir dieser beschissene Rollerfahrer die Vorfahrt nimmt und ich ausweichen muss." Lachend schlang Lando seinen Arm um meinen Hals, zog meinen Kopf zu sich und wuschelte mir durch die Haare. Kika neben uns beobachtete alles amüsiert, ehe sie aufstand. "Ich hol mir noch was zu trinken." Ja ne ist klar, sie wollte mich nur mit ihm alleine lassen. Verräterin.

"Okay, aber jetzt mal im Ernst. Irgendwas bedrückt dich doch?" Verdutzt sah ich ihn wegen des plötzlichen Themenwechsels an. Woher wusste er das? "Jetzt schau nicht so. Wir haben die letzten Tage viel Zeit miteinander verbracht. Ich merke, dass du ruhiger bist als sonst." Eindringlich sah er mich an und ich versank sofort in seine Augen. Es war mir immer wieder ein Rätsel, wie sie scheinbar einfach so die Farbe wechseln konnten. Hatte ich jemals schon einmal so schöne Augen gesehen? Ich könnte stundenlang in sie hineinschauen und dabei zu sehen, wie sie je nach Licht anders funkelten.
Ich nahm gar nicht wirklich wahr, dass er scheinbar auf eine Antwort zu warten schien.
Denn genau in diesem Moment brach die Erkenntnis über mich herein und ich wusste nicht wie ich mit ihr umgehen sollte.

Ich hatte mich tatsächlich in Lando verliebt.

_ _ _ _

"Bist du sicher, dass du nicht mit willst?" Ich sah Lando an, wie schwer es ihm fiel aus meinem Auto auszusteigen und alleine den Flughafen zu betreten.
Ich hatte mir viele Gedanken gemacht. Wir hatten gestern noch den ganzen Tag zusammen verbracht und er hatte mir immer wieder von Max und Jon erzählt, die mitkommen würden und was sie so geplant hatten. Ich war wirklich kurz davor einzuwilligen, aber ich glaube es war erst mal besser ein paar Tage Zeit für mich selbst zu haben. Ich musste meine Gedanken sortieren und mir über meine Gefühle klar werden. Und das ging nun mal nicht, wenn die Ursache für das Chaos in mir die ganze Zeit neben mir war.
Ich nickte und lächelte ihn leicht an. "Ich hab hier gerade so viel zu tun und außerdem ist es nur eine Woche." Es war nicht mal gelogen, dass ich viel zu tun hatte. Wir wollten den Shop hier so schnell wie möglich eröffnen, weshalb ich mich mit einem Architekten und einer Inneneinrichterin traf um alles zu besprechen.
"Holst du mich dann zumindest wieder in deiner absolut unauffälligen babyblauen G-Klasse ab?" Gespielt empört schnappte ich nach Luft und schlug ihm auf den Oberarm. "Hey nicht so frech. Sonst musst du mit dem Taxi heim fahren." Abwehrend hob er die Hände und lachte. "Hey, ich hab nie gesagt, dass ich die Farbe nicht mag." "Idiot.", murmelte ich grinsend und stieg aus. Lando kam kurz nach mir zum Kofferraum und zog seinen Koffer und seinen Rucksack heraus.
Ohne lange zu überlegen ob uns irgendjemand sehen könnte öffnete er seine Arme und zog mich in eine lange Umarmung. "Ich weiß es ist nur eine Woche, aber ich hab das ganz dumme Gefühl, dass ich dich vermissen werde." Nuschelte er in meine Haare. Das dumme Gefühl hatte ich auch. Die letzten Tage hatten wir so viel Zeit miteinander verbracht, dass es wahrscheinlich erst mal wirklich komisch sein würde, wieder alleine zu sein. "Ich dich auch, Lan."

Seufzend löste er sich von mir und rückte die Cap auf meinem Kopf, von der ich nicht vorhatte sie ihm zurückzugeben, wieder zu recht.
Der Brite steuerte den Eingang des Flughafens an und drehte sich nochmals kurz um, ehe er im Inneren des Gebäudes verschwand. Ich blieb noch kurz stehen und sah ihm nach, bevor ich mich wieder ins Auto setzte und mich auf den Weg zurück nach Monaco machte.

Das würde eine lange Woche für uns beide werden.

Der Verkehr heute war schlimmer als üblich und ein Blick auf die Uhr in meinem Auto verriet mir, dass es mir nicht mehr reichte nach Hause reichte. Familie Leclerc hatte zum essen eingeladen und Pascale schlug man keinen Wunsch aus. Meine Eltern würden auch vorbei kommen und Charles hatte erwähnt, dass seine neue Freundin womöglich auch da sein würde.
Früher, bevor Jules fast jedes Wochenende unterwegs war, hatten wir das beinahe jeden Sonntag gemacht. Gemeinsames Familienessen. Irgendwie hatte sich das aber dann immer mehr verlaufen, weil die Jungs Sonntags immer ihre Rennen hatten. Und nachdem Jules den Unfall hatte und ich mich nach Italien verkrümelt hatte, hatte sich das leider sowieso erledigt. Umso mehr freute ich mich heute auf das Essen.

Etwa zwanzig Minuten später parkte ich also vor Pascales Wohnung neben dem Auto meiner Eltern. Auch Arthur hüpfte gerade zusammen mit Carla aus seinem Auto. Man, die hatte ich ja schon lange nicht mehr gesehen. Strahlend lief ich an Arthur vorbei und viel ihr in die Arme. Die paar Male die wir uns gesehen hatten, hatten wir uns immer gut verstanden.
"Darf ich auch noch Hallo sagen oder werde ich jetzt links liegen gelassen?" Arthur schmollte, was uns beide nur zum lachen brachte. Ich begrüßte ihn also schnell und zusammen gingen wir zur Wohnung.
Ein wenig Wehmut vermischt mit meinem schlechten Gewissen machten sich in mir breit. Ich war schon ewig nicht mehr hier. Pascale hatte ich zwar beim Rennen kurz gesehen, aber wenn ich nicht dort hingegangen wäre, wäre es auch gut ein Jahr her gewesen, dass ich sie das letzte Mal gesehen hatte.

Kaum hatten wir die Wohnung betreten wirbelte Pascale schon um uns herum, meine Mutter spähte aus der Küche und wank uns kurz zu und mein Vater hatte es sich bereits am Esstisch gemütlich gemacht und plauderte mit Lorenzo. Also alles wie früher.
Ich liebte es die Leclercs zu meiner Familie dazuzuzählen. Egal was war, wir konnten uns immer aufeinander verlassen. Auch wenn es etwas nervig war, dass ich das einzige Mädchen war und sich nicht nur mein richtiger Bruder als großer Bruder aufspielte, sondern die anderen drei Idioten auch. Aber irgendwie liebt ich sie auch dafür.

Carla und ich wollten eigentlich fragen ob wir noch etwas helfen konnten, wurde aber gleich an den Esstisch geschickt, damit wir Zitat nicht im Weg stehen. Also verzogen wir uns wieder aus der Küche, setzten uns an den bereits gedeckten Tisch und fingen an uns über die letzte Zeit zu unterhalten. Carla war total begeistert, als ich ihr von dem Laden in Monte Carlo erzählte und innerlich machte ich mir eine Notiz sie zur Eröffnung einzuladen.

Ein paar Minuten später stand auch Charles im Esszimmer. Hinter ihm ein bildhübsches Mädchen, dass Carla und mich interessiert aber auch irgendwie etwas skeptisch musterte. Charles kam gut gelaunt auf den Tisch zu, begrüßte erst meinen Vater und seine Brüder und kam dann auf unsere Seite um uns beide in eine herzliche Umarmung zu ziehen. "Chloé, Carla, das ist Alex, meine Freundin. Alex, das ist Carla, die Freundin von Arthur und das ist Chloé. Die Schwester die ich mir immer gewünscht, aber nie bekommen hab." So hatte er mich früher schon immer genannt und gleichzeitig hatte er immer Arthur damit aufgezogen, dass er gehofft hatte eine kleine Schwester statt ihn zu bekommen.
Wir stellten uns nochmal richtig vor und die beiden setzten sich ebenfalls zu uns. Ich konnte Alex nicht ganz einschätzen. Keine Ahnung ob sie einfach schüchtern und etwas vorsichtig war oder ob sie so gar keine Lust auf uns hatte, aber das würde sich schon mit der Zeit noch zeigen. Es gab genug Menschen, die einfach etwas brauchten um aufzutauen.
Meiner Meinung nach ging es schon relativ schnell, dass Charles jemanden neues datete, aber im Endeffekt war das ja nicht meine Sache und so lange er glücklich war, war ich fein damit.
Ich hatte ihm aber auch von Anfang an klar gemacht, dass ich, egal wie das mit ihm und Charlotte weiter gehen würde, mit ihr befreundet bleiben würde. Wir kannten uns schon lange bevor die beiden ein Paar wurden und weil wir im selben alter waren hatten wir uns auch angefreundet.
Bei ihr sollte ich mich wirklich auch mal wieder melden. Konnte ja nicht sein, dass ich meine ganze Zeit hier gefühlt nur mit Rennfahrern verbrachte.

"Chloé?" Ich sah zu Charles Freundin die mich immer noch von oben bis unten musterte. "Bist du auch mit einem der Fahrer zusammen?" Verwirrt sah ich sie an. "Nein, wie kommst du da drauf?" Jetzt lag die Aufmerksamkeit des ganzen Tisches auf uns und ich wurde wirklich neugierig auf was sie gerade hinauswollte.

"Naja, ich habe vorhin auf so einer Klatschseite ein paar Bilder von Lando Norris mit einem Mädchen gesehen. Auch heute vom Flughafen und die war gleich angezogen wie du gerade."

racing hearts - LN4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt