t h i r t e e n

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Mein Kopf schien zu explodieren als ich meine Augen aufschlug und gegen das grelle Licht anblinzelte, das mein Schlafzimmer durchflutete. Mir war kotzübel und die Welt um mich herum drehte sich.
Was zur Hölle war gestern passiert? Als ob ich so viel getrunken hatte, dass der gesamte Abend wie ausradiert war.

Mit noch immer halb geschlossenen Augen tastete ich nach der Wasserflasche, die ich für gewöhnlich immer neben meinem Bett stehen hatte. Mein Mund war komplett ausgetrocknet und ich hatte auch die Hoffnung, dass diese verdammte Übelkeit etwas nachlassen würde.
Mit einem Schlag war ich allerdings hellwach als ich statt der Flasche plötzlich etwas weiches, wuscheliges in der Hand hatte. Vorsichtig hob ich meinen Kopf etwas und spähte über die Kante meines Bettes. Ein leiser Schrei entfloh mir als ich den schlafenden Jungen erkannte, der an das Bett gelehnt schlief. Augenblicklich schreckte auch er auf und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Lando stammelte etwas vor sich hin und fuhr sich durch seine verstrubbelten Haare, die ich vor wenigen Sekunden noch in der Hand hatte.

Was machte er denn hier?

"Ich...ähm...Ich wollte gestern Abend eigentlich wieder gehen, aber du hast mich festgehalten und gemeint ich soll bleiben." Ich kniff die Augen zusammen und dachte angestrengt darüber nach, was gestern Abend passiert war. Ich war mit Emilia etwas essen und danach sind wir in einen Club. Dort habe ich Lando gesehen und ab da war alles weg. Frustriert lies ich mich zurück in mein Kissen fallen. "Kannst du mich zufällig darüber aufklären, was passiert ist? Ich weiß nur noch, dass du plötzlich neben dem DJ gestanden bist." Der junge Brite setzte sich ans Fußende meines Bettes und sah mich mit schiefgelegtem Kopf an. "Nachdem du mich gesehen hast bist du mit deiner Freundin zur Bar. Ich hab von DJ-Pult aus gesehen wir der Barkeeper irgendwas in deinen Drink gemischt hat das nicht so aussah als würde es da rein gehören. Bis ich bei dir war wars aber zu spät und du hast schon davon getrunken." Stöhnend schlug ich die Hände vors Gesicht. "Ich hab dich dann gepackt und heimgefahren." "Und Emilia?" "Die hat ein Taxi genommen weil ich keinen Platz für sie hatte." Ich setzte mich etwas auf und sah ihn an. Es war eine komische Situation gerade. Wir verhielten uns als würden wir uns nicht kennen. Wobei, so ganz stimmte das nicht. Selbst als wir uns noch nicht kannten, gingen wir vertrauter miteinander um als jetzt in diesem Moment. In meinem Inneren schrie alles danach mich einfach in seine Arme zu werfen. Aber ich tat es nicht. Stattdessen rutschte ich etwas auf ihn zu und legte meine Hand auf seine.

"Danke, Lando. Wirklich. Ich weiß nicht was ohne dich passiert wäre." Seine Augen funkelten mich an und für einen kurzen Moment huschte ein Lächeln über seine Lippen.

"Ich würde alles dafür tun, dass es dir gut geht."

_ _ _ _

Das klärende Gespräch zwischen uns beiden blieb aus. Zum einen weil mein Kopf einfach nicht bereit dazu war logisch zu denken, zum anderen weil Lando los musste. Ich würde lügen wenn ich sagen würde, dass ich es nicht schön fand ihn hier zu haben. Aber ich war ganz froh darüber, dass ich die ganze Situation erst mal sacken lassen konnte.

Ich hatte mich ein paar Stunden später zusammen mit Emi auf meinen Balkon gesetzt, wo wir die Sonnenstrahlen genießen konnten und den Yachten dabei zusahen, wie sie aufs offene Meer schipperten. "Ich kann verstehen, was du in ihm siehst, Chloé.", meinte Emi aus heiterem Himmel und sah mich über den Rand ihrer Sonnenbrille hinweg an. "Er hat sich gestern wirklich rührend um dich gekümmert. Und ich war wirklich froh, dass er dich heimgebracht hat. Ich hab eigentlich vorgeschlagen, dass ich dich mit dem Taxi heimbringe, aber keine Ahnung wie ich dich bis in deine Wohnung gebracht hätte." Sie begann zu schmunzeln als sie bemerkte, dass ich rot wurde. "Er hat dich wirklich gern. Als ich nochmal nach dir schauen wollte saß er vor deinem Bett und hat gemeint du wolltest nicht dass er geht, aber er wollte es auch nicht ausnutzen und in dein Bett liegen." "Ich weiß, er hat auch so geschlafen." Augenblicklich machte sich wieder das schlechte Gewissen in mir breit. Nur weil ich in meinem Dämmerzustand nicht alleine sein wollte, hatte er die Nacht auf meinem Boden verbracht.
"Der Kerl ist absolut perfekt für dich. Das einzige Problem ist..." "...sein Beruf.", fiel ich ihr seufzend ins Wort. "Ich würde so gern einfach über meinen Schatten springen. Aber ich hab einfach so Angst irgendwann in der Box zu stehen und dabei zuzusehen wie er einen Unfall hat. Es war so schlimm da zu stehen und einfach nichts tun zu können. Darauf zu warten und zu hoffen, dass er antwortet."

Mein Blick wanderte in die Ferne und meine Gedanken schweiften ab. Ich hatte mich so hilflos gefühlt als der Unfall auf den Bildschirmen in der Box zu sehen war und die Stille die sich auf einem ausbreitete war gruselig.
Ich konnte mich noch daran erinnern, wie Andrea, der damals der Trainer von Jules war, noch versuchte mich aufzuhalten aber ich war irgendwann einfach aus der Box gestürmt. In dem Moment brach alles über mich herein. Ich war komplett verloren und verstört durch die Boxengasse geirrt, was natürlich auch total gefährlich war. Das war auch der Moment in dem mich Lewis abgefangen hatte. Jules hatte mich ihm mal vorgestellt, weil ich schon immer ein riesen Fan war, daher wusste er auch wer ich war. Er hat sich mit mir hingesetzt und war einfach da, ohne viel zu reden. Bis das Rennen dann tatsächlich weiter ging und Andrea mich wieder aufgegabelt hatte.

Diese gruselige Stille verfolgte mich bis heute und die besorgten Blicke hatten sich tief in mein Gedächtnis gebrannt. Sowas würde ich nicht nochmal überstehen. Auch wenn Lando vielleicht der Eine für mich war, womöglich meine große Liebe oder aber vielleicht auch nur ein wirklich guter Freund, musste ich mich nicht erst mal selbst schützen? Wäre es fair mich, egal auf welche Art und Weise, auf ihn einzulassen aber mir insgeheim immer zu wünschen, dass er seinen großen Traum an den Nagel hängen würde? Nur damit ich glücklich war und kein Angst haben musste?
Ich wusste, dass Charles recht hatte. Die Autos waren seit dem Unfall von Jules deutlich sicherer geworden, aber trotzdem war das Risiko jedes Mal da.

"Ich glaube ich muss mit Lando reden."

racing hearts - LN4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt