Die letzten Tage die ich in Mailand verbracht hatte, taten gut. Ich konnte mein Gefühlschaos in Monaco lassen und mich voll und ganz auf die Arbeit konzentrieren. Mit Emilia hatte ich die Idee von einem Store in Monte Carlo weiter ausgearbeitet und der leerstehende Laden den ich gesehen hatte, konnte man tatsächlich mieten.
Auch wenn ich früher nie Designerin werden wollte, sondern so wie Jules Rennfahrerin, fühlte es sich trotzdem an, als würde mein Kindheitstraum in Erfüllung gehen. Ich hatte in so einer kurzen Zeit so viel erreicht und es schien einfach immer weiter zu gehen.Emi hatte kurzerhand ihren Koffer gepackt und war mit mir zurück nach Monaco gekommen, um den Laden zu besichtigen. Ich vertraute auf ihre Meinung, egal um was es ging. Wir kannten uns schon recht lange und waren ein paar Jahre in der selben Klasse, bis sie mit ihrer Familie zurück nach Italien zog. Sie war glaube ich der einzige Mensch, der bis heute so ziemlich alles über mich wusste.
Wir waren immer in Kontakt geblieben und als ich nach Mailand gegangen war, hatten wir uns wieder öfter gesehen. Als ich dann plötzlich wegen den ganzen Anfragen und Aufträgen kaum noch durchblickte, war sie es die Ordnung in das ganze Chaos brachte. Ohne sie wäre ich heute nicht da wo ich bin.Da ich vor ein paar Tagen keine Lust hatte mit dem Flugzeug nach Mailand zu fliegen, hatte ich meine Koffer kurzerhand in mein Auto geworfen und war losgefahren. Auf langen Fahrten hatte ich schon immer den Kopf am besten frei bekommen. Einfach die Musik laut aufdrehen, mitsingen und drauf los fahren.
Jetzt wurde mir die Entscheidung allerdings zum Verhängnis. Emilia hatte so jetzt nämlich jede Menge Zeit mich auszufragen und mir auf die Nerven zu gehen. Klar hatte ich ihr von Lando erzählt. Allerding noch nichts von unserem Treffen beim Essen. Das wollte ich selbst erst mal sacken lassen."Wann erzählst du mir, wo du die ganze Zeit mit deinem Kopf bist? Etwa bei deiner kleinen Bekanntschaft?" Ich warf ihr nur einen schnellen Blick zu und verdrehte die Augen als ich ihr breites Grinsen sah. Sie war total begeistert gewesen, als ich ihr das erste Mal von Lando erzählt hatte und konnte erst gar nicht glauben, dass ich ihn so schnell hinter meine Mauer habe blicken lassen. Die war nach der Sache mit meinem Ex-Freund nämlich noch höher und dicker als zuvor. Aber der Brite hatte es geschafft mit seiner unbeschwerten Art und dem ansteckenden Lachen zumindest ein Loch rein zu reißen.
"Das ist vorbei." Auch wenn ich nicht zu Emi sah, konnte ich ihren schockierten Blick erahnen. Die plötzliche Stille im Auto wurde nur von der Musik im Hintergrund durchbrochen.
"Wieso das denn?", fand sie irgendwann ihre Stimme wieder. "Du hast doch so von ihm geschwärmt. Hat er was angestellt?" "Er hat nicht ganz die Wahrheit gesagt was seinen Job angeht." "Jetzt sag mir nicht, du lässt ihn fallen nur weil er nicht für eine Luxus-Automarke arbeitet. Komm schon Chloé." "Du weißt ganz genau, dass mir das egal wäre. Der Typ könnte Tellerwäscher sein, so lange er selbst für sein Geld arbeitet." "Und wo liegt dann das Problem? Schläft er mit alten, reichen Schachteln? Oder ist er kriminell?""Schlimmer. Er ist Rennfahrer."
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"Also dann, auf den nächsten Shop!" Feierlich hielt mir Emilia ihr Glas entgegen um anzustoßen. Die Besichtigung ging schneller als gedacht und der Besitzer war so begeistert von unserer Idee und vor allem meiner Geschichte, dass er uns ohne zu zögern den Vertrag vorgelegt hatte.
Ich mochte es solche Dinge selbst in die Hand zu nehmen und mich zu vergewissern, das alles auch zu meiner Marke passte. Das wäre schon längst nicht mehr nötig und ich könnte entweder nur Emilia alleine schicken, oder auch gleich einen Makler beauftragen. Aber das alles war mein Baby und so lange ich die Möglichkeit hatte eine Besichtigung selbst zu machen, dann würde ich das auch machen.
Das Geschäft war fantastisch. Groß, hell und in der Nähe des Casinos. In dem Moment in dem ich durch die Tür gegangen war, wusste ich genau wie es später aussehen sollte.
Der Vertrag musste nur noch von unserem Anwalt gegengelesen werden und dann konnte es losgehen.Emilia und ich hatten uns danach kurzerhand in Schale geworfen und waren in ein Restaurant gegangen, das mir Charles empfohlen hatte. Nach allem was die letzte Woche passiert war, brauchte ich Ablenkung.
"Was hältst du davon, wenn wir nachher noch ein wenig feiern gehen?" Skeptisch beäugte ich sie und dachte über ihren Vorschlag nach. Das letzte Mal als wir gemeinsam feiern waren, endete es in einem ordentlichen Kater und einer Taxifahrt von Lando. Ach man, warum konnte ich diesen Kerl einfach nicht aus meinem Kopf verbannen? "Wir sehen viel zu gut aus um die Outfits nicht noch weiter auszuführen." Ihr Blick brachte mich dann zum einknicken. Eigentlich hatte ich auf einen entspannten Abend gehofft, aber was solls.So kam es also, dass wir knappe zwei Stunden später an einer wartenden Schlange vorbeihuschten und vom Türsteher reingelassen wurden. Mein großes Glück, dass er einer von Jules besten Freunden aus der Schule war und ich immer noch sporadisch Kontakt mit ihm hatte. Er hatte uns auf die Gästeliste gesetzt und wir konnte das lästige Anstehen überspringen.
Ich wusste ganz genau, warum die Schlange so lang war. Hier ging die High Society ein und aus und vor allem Touristen hatten die Hoffnung hier den ein oder anderen Promi zu treffen. Dementsprechend schwer war es allerdings auch überhaupt da rein zu kommen.
Während wir in das schummrige Licht eintauchten, hämmerte uns der Bass unnachgiebig entgegen und die tanzende Menge erschwerte uns den Weg zur Bar. Ich selbst war noch nicht all zu oft in diesem Club, aber ich wusste dass Jules seine freien Wochenenden gerne hier verbracht hatte.Auch wenn ich es anfangs nicht gedacht hätte, verging die Zeit wie im Flug. Emilia und ich stürzten uns in die Masse auf der Tanzfläche, bewegten uns zum Takt der Musik und sangen lauthals mit. Ich glaube die Mädelsabende mit Emi waren mit eine der Sachen, die ich an Italien am meisten vermisste.
Den ganzen Abend über hatte ich tatsächlich keinen Gedanken an den Jungen mit den braunen Locken verschwendet.
Zumindest bis zu dem Zeitpunkt an dem ich ihn hinter dem DJ-Pult stehen sah und sich unsere Blicke kreuzten.Verdammt.
Ich schaffte es einfach nicht wegzusehen und blieb wie versteinert mitten auf der Tanzfläche stehen. Er zog mich viel zu sehr in seinen Bann. Ein unsicheres Lächeln legte sich auf seine Lippen, während auch er seine Augen nicht von mir lassen konnte. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass er mich zwischen so vielen feiernden Menschen entdecken konnte?
Erst Emilia schaffte es mich wieder in die Realität zurückzuholen. Ich wirbelte zu ihr herum als sie mich an der Schulter berührte und begegnete ihrem fragenden Blick, ehe sie über meine Schulter sah und zu verstehen schien, was gerade abging. Natürlich hatte ich ihr ein Bild von Lando gezeigt, sie wusste also wer gerade da oben stand und mich vermutlich noch immer ansah.
Sie packte meinen Arm und zog mich durch die Menge zur Bar, weg von dem DJ-Pult und weg von dem Rennfahrer der dahinter stand. Wieso zur Hölle löste dieser Junge solche Gefühle in mir aus? Wir haben uns nicht mal geküsst aber ich hatte Liebeskummer als wären wir seit Jahren zusammen gewesen.
Ich konnte seinen stechenden Blick noch immer in meinem Rücken spüren als wir uns von ihm entfernten und mein Herz wurde mit jedem Schritt ein bisschen schwerer. Eigentlich wollte ich umdrehen und zu ihm rennen, aber die Angst nochmal einen Menschen der mir wichtig war zu verlieren hielt mich davon ab.An der Bar bestellte Emi ein paar Shots, die wir uns mit verzogenem Gesicht runterkippten. Ich war noch nie ein Fan von purem, harten Alkohol. Lieber einen Cocktail, den ich auch gleich noch bei dem grinsenden Barkeeper vor mir bestellte. Ich wollte heute Abend einfach an nichts mehr denken. Jetzt im Nachhinein wäre es vermutlich schlauer gewesen in ein Taxi zu steigen und heimzufahren. Aber ich wollte nachher nicht im Bett liegen und die ganze Zeit an ihn denken müssen.
Langsam spürte ich wie der Alkohol begann zu wirken. Meine Gedanken waren etwas vernebelt und mein Körper entspannte sich wieder etwas. Ich schnappte mir meinen Mojito und Emilias Hand und suchte mir wieder einen Weg auf die Tanzfläche. Nicht mehr ganz so weit vorne wie vorhin, aber trotzdem soweit um wieder in der Menge unterzutauchen. Ausgelassen ließ ich meine Hüften kreisen und wollte gerade noch einen Schluck aus meinem Glas nehmen, als mir genau dieses aus der Hand gerissen wurde. Empört drehte ich mich um und blickte plötzlich in das wütende aber zugleich besorgte Gesicht von Lando. "Was soll das?!" Empört blickte ich in seine Augen, die ich noch nie so dunkel und gefährlich schimmerten wie in diesem Moment. „Ich schaffe es schon nicht die aus meinem Kopf rauszubekommen. Kannst du mich dann nicht einfach im echten Leben in Ruhe lassen?" Die Verzweiflung in mir mischte sich mit dem Alkohol der mir zu Kopf gestiegen war und eine einzelne Träne kullerte mir über die Wange. Ich konnte sehen, dass es ihn verletzte, trotzdem gab er mir das Glas nicht wieder zurück.
"Hast du schon was davon getrunken?", schrie er mir über die laute Musik hinweg zu. Ich nickte lediglich und sah ihn abwartend an. Ja hatte ich und ich hatte auch vor dieses verdammte Glas noch leer zu machen."Der Barkeeper hat dir was reingemischt."
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racing hearts - LN4
FanfictionNach dem Unfall ihres Bruders hatte Chloé es erfolgreich geschafft der Welt der Formel 1 jahrelang den Rücken zu kehren. Zumindest bis zu dem Tag an dem plötzlich dieser Unbekannte junge Mann vor ihr steht, der ihr Herz zum rasen bringen wird.