Am nächsten Morgen wachte ich völlig gerädert auf. Ich war die halbe Nacht lang wach, hatte mich von einer Seite auf die Andere und wieder zurück gedreht, während meine Gedanken sich die ganze Zeit nur um Lando und den Schock unserer Begegnung drehten. Charles hatte mit allem was er gesagt hatte recht und trotzdem brachte ich es nicht fertig auf eine von den unzähligen Nachrichten des Briten zu antworten.
Ich konnte Lando ja sogar verstehen. Er hatte es wahrscheinlich nicht mal böse gemeint und war einfach froh jemanden kennenzulernen, der nicht nur den Rennfahrer in ihm sah. Ich hatte ihm ja auch das ein oder andere verschwiegen. Er konnte gar nicht wissen, was ich für eine Vergangenheit mit der Formel 1 hatte.Die heiße Dusche hatte nur bedingt geholfen mich wieder ein Mensch fühlen zu lassen und die Tatsache, dass ich wenig später merkte, dass mein Kaffee leer war machte den Morgen auch nicht besser. Da fiel mir wieder ein, dass ich heute eigentlich mit Lando frühstücken wollte. Er wollte wieder gut machen, dass er die letzten Tage wenig Zeit hatte sich zu melden. Jetzt war mir natürlich auch klar warum.
Und ich hatte bei der Gelegenheit vor ihm alles zu erzählen. Immerhin war meine Befürchtung berechtigt gewesen und sämtliche F1 Klatsch und Tratsch Seiten waren voll mit Bildern von Charles und mir und den wildesten Theorien dazu. Eigentlich wollte ich ihm die ganze Situation erklären, aber das hatte sich ja erledigt.Etwas frustriert wegen der gesamten Situation schnappte ich mir meine Tasche um mir beim Café um die Ecke meinen Kaffee zu holen. Gerade jetzt war auch noch meine Kaffee leer gegangen und ich musste mich aus dem Haus quälen. Am liebsten würde ich einfach wieder ins Bett liegen und meinen Gedanken im Schlaf entkommen. Allerdings hatte ich in ein paar Stunden ein Meeting, da musste ich einigermaßen fit sein. Da ich bis jetzt weder Zeit noch Lust hatte die dunklen Schatten unter meinen Augen abzudecken schob ich mir eine große Sonnenbrille auf die Nase und öffnete meine Wohnungstür.
Beinahe wäre ich über einen kleinen Korb gestolpert, der auf meiner Fußmatte stand. Verwirrt legte ich meinen Kopf schief, ging in die Hocke und begutachtete den Strauß weißer Tulpen. Auch ein Becher Kaffee und eine kleine Tüte vom Bäcker um die Ecke fand ich. Zwischen den Tulpen steckte ein kleiner gefalteter Zettel, den ich behutsam herauszog und öffnete.Hey Chloé,
ich weiß das gestern ist echt blöd gelaufen und ich hätte dich nicht anlügen dürfen. Das tut mir ehrlich leid.
Ich hoffe du gibst mir irgendwann die Chance es dir zu erklären.Lando
P.S. ich dachte mir schon, dass du nicht mehr mit mir frühstücken willst, aber ich hoffe du freust dich über den Kaffee.
Das versetzte mir einen Stich ins Herz. Mit einem dumpfen Schlag ließ ich mich einfach auf meinen Hintern plumpsen und starrte auf diesen verdammten Korb.
Warum machte er es mir nur so schwer?
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Ich glaube zum ersten Mal in meiner Karriere war ich während eines Meetings absolut nicht bei der Sache. Jedes Mal wenn jemand etwas wiederholen musste, sah mich Emilia besorgt an und währe vermutlich am liebsten durch den Bildschirm geklettert um mich einmal richtig durchzuschütteln.
Ich wusste, dass alles was heute besprochen wurde wichtig war. Es ging um die neue Kollektion und die damit verbundenen Shows und Shootings. Aber mein Kopf wollte einfach an nichts anderes denken als an diesen verdammten Rennfahrer mit den braunen Locken.Irgendwann hatten wir es für heute aufgegeben. Frustriert klappte ich meinen Laptop zu und stütze seufzend meinen Kopf in die Hände. Ich hatte beschlossen diese Woche nach Mailand zu fliegen, hier konnte ich mich im Moment einfach nicht konzentrieren.
Schon witzig eigentlich. Ich war nach Monaco gezogen um wieder ein wenig abschalten zu können und jetzt war mein Kopf so voll mit anderen Sachen, dass ich nichts mehr auf die Kette bekam.Mein Blick schweifte irgendwann aus dem Fenster meines Arbeitszimmers. Erstaunt stellte ich fest, dass es bereits dämmerte. Hatten wir wirklich so lange versucht das Meeting durchzuziehen? Kein Wunder dass mein Kopf beinahe zu platzen drohte.
Ich musste hier raus, sonst fällt mir noch die Decke auf den Kopf. Fest entschlossen sprang ich also auf, schnappte mir einen Hoodie und meine Autoschlüssel und fuhr mit dem Aufzug nach unten in die Tiefgarage. Ich steuerte auf mein Schätzchen zu und augenblicklich hob sich meine Laune etwas. Ich war zwischen Rennfahrern und Auto-Fanatikern aufgewachsen, kein Wunder also, dass ich nicht nur einen Wagen hier unten stehen hatte. Aber mein absoluter Liebling war der schwarze, auf Hochglanz polierte Mustang-Oldtimer.
Jules hatte mir mal von seinem Taschengeld ein kleines Modell davon gekauft, weil er gesehen hatte wie begeistert ich von dem kleinen Spielzeug war. Als ich dann mein eigenes Geld verdiente wusste ich welches Auto ich als erstes kaufen würde.Ein angenehmer lauer Wind zog durch die geöffneten Fenster als durch die engen Straßen von Monte-Carlo fuhr. Die Menschen schlenderten durch die Stadt. Einige genossen ganz entspannt den Abend, andere schossen begeistert Bilder von teuren Autos, die am Straßenrand parkten. Ich schmunzelte als ich den Ferrari von Charles erkannte, der mittlerweile bald genauso berühmt war wie er selbst. Ein paar Leute hatten sich darum versammelt, wahrscheinlich in der Hoffnung, noch ein Bild mit dem Rennfahrer zu ergattern. Lachend schüttelte ich den Kopf als ich bemerkte, dass sich an den lausigen Parkkünsten von Charles die letzten Jahre wohl nichts geändert hatte. Gott sei dank musste er seinen Rennwagen nur fahren, fürs Parken würde er nie einen Pokal bekommen.
Ohne Plan oder Ziel fuhr ich durch die Gegend. Ich wollte einfach nur meinen Kopf etwas freibekommen, was tatsächlich auch ganz gut funktionierte. Leise spielte Musik im Hintergrund zu welcher ich im Takt mit den Fingern auf das Lenkrad trommelte.
Als ich an einer Ampel halten musste und mich etwas umsah, sprang mir ein leeres Schaufenster in die Augen. War hier nicht bis vor ein paar Tagen noch eine kleine Boutique drin. Ich legte den Kopf etwas schief und dachte nach. Ich hatte zwar erst vor kurzem einen Shop in Paris eröffnet, aber Monaco wäre auch nicht übel. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht, aber der Gedanke gefiel mir
Da musste ich gleich morgen Emilia darauf ansetzen.Wie schon an meinem ersten Abend hier hatte es mich irgendwann auf den kleinen Aussichtspunkt verschlagen. Wieder setzte ich mich auf die Mauer und lies meinen Blick über die Stadt und das angrenzende Meer schweifen.
Ich fischte mein Handy aus meiner Tasche um ein Bild von dem Anblick der sich mir bot zu machen. Die Stadt schien durch die vielen Lichter zu glitzern und der Mond spiegelte sich auf der glatten Oberfläche des Wassers. Es war einfach wunderschön.
Die Aussicht war einfach zu atemberaubend um sie der Welt vorzuenthalten, weshalb ich den Schnappschuss in meiner Story postete.Gedankenverloren begann ich ein wenig durch Instagram zu scrollen, bis mir ein Bild von dem offiziellen F1 Account vorgeschlagen wurde. Lando grinste fröhlich in die Kamera und mit einem mal brachen diese beschissenen Emotionen wieder über mich herein.
Im Nachhinein war es mir ein Rätsel wie wir beide doch so blind sein konnten. Ich hatte mir nie die Mühe gemacht irgendwo im Internet nach ihm zu suchen und er hatte bei meinem Nachnamen wohl auch nicht so weit gedacht - immerhin es der in Italien auch gar nicht so selten.Gerade als ich seufzend die App schließen wollte, bekam ich eine Mitteilung, die mich innehalten lies.
landonorris folgt dir jetzt
Hey hey ☺️
Unglaublich dass wir schon über 1k Reads haben. Dankeschön!
Wie gefällt euch die Story bislang?
Was denkt ihr wie es mit den Beiden weiter geht?
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racing hearts - LN4
FanfictionNach dem Unfall ihres Bruders hatte Chloé es erfolgreich geschafft der Welt der Formel 1 jahrelang den Rücken zu kehren. Zumindest bis zu dem Tag an dem plötzlich dieser Unbekannte junge Mann vor ihr steht, der ihr Herz zum rasen bringen wird.