s e v e n t e e n

1.1K 57 1
                                    

Nach dem Essen durchstöberte ich zusammen mit Carla sämtliche Gossip Seiten der Formel 1. Gefühlt überall waren Bilder von Lando und mir zu finden, glücklicherweise alle ohne mich wirklich zu erkennen. Einmal als ich im Auto auf ihn wartete als er die Pizzen holte, einmal als wir zusammen zu Charles Yacht gingen und dann die von heute vom Flughafen.
Man sah mich nur von hinten oder aber mit der Cap tief ins Gesicht gezogen, aber es gab genügend Bilder wie Lando mich umarmt und vor allem gab es einige Bilder von meinem Auto. Jetzt bekamen Landos Worte von der absolut unauffälligen babyblauen G-Klasse plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Das Auto an sich war nicht das Problem, davon gab es in Monaco mehr als genug. Die Farbe, die ich eigentlich so liebte, war viel schlimmer. Das Blau sah man nicht all zu häufig und ich hatte jetzt gar keine Lust darauf, dass die Leute eins und eins zusammenzählten. Ich glaube das Auto sollte erst einmal eine Weile in der Tiefgarage bleiben.

Frustriert warf ich den Kopf in den Nacken. "Also, was läuft da wirklich?" Carla sah mich interessiert an. War ja klar, dass die Frage kommen würde. Als Alex vorhin die Sache auf den Tisch gebracht hatte, hatte ich es mit einem wir sind nur Freunde abgetan. Charles war mir da glücklicherweise auch zur Seite geeilt, er hatte schließlich alles irgendwie mitbekommen. Nur dass ich tatsächlich Gefühle für seinen Rennfahrer-Kollegen hatte, das wusste er nicht.
"Du magst ihn, oder?", grinste Carla und stieß mich leicht mit dem Ellenbogen an. Wiederwillig und mit verzogenem Gesicht nickte ich. So rot wie ich die ganze Zeit wurde, brachte leugnen sowieso nichts.
Ich sah mich kurz um und zog Carla kurzerhand hinter mir her auf die Terrasse.
"Lass mich raten, du machst dir Gedanken wegen dem Unfall oder?" Nickend sah ich sie an. "Ich hab auch jedes Mal Angst wenn Arthur ins Auto steigt. Klar, bei dir ist das nochmal eine ganz andere Ausgangsituation, aber wenn du ihn wirklich magst, wird es dich auf Dauer mehr verletzten dich von ihm fernzuhalten. Und außerdem sind die Autos mittlerweile viel sicherer. Ich glaube es ist wahrscheinlicher von einem Bus überfahren zu werden." Ich lachte, weil es genau das war, was Charles gesagt hatte.
Ich wusste ja auch, dass die Beiden recht hatten. Charles wäre das ein oder andere Mal sicher auch nicht so glimpflich davon gekommen, wenn es nicht so wäre.

Wir saßen noch eine Weile auf der Terrasse und ich erzählte ihr ein wenig davon wie ich Lando kennengelernt hatte und was wir die letzte Woche so unternommen hatten. Sie bestärkte mich auch nochmal darin, dass es richtig war nicht mit nach Kanada zu fliegen und die Zeit in der weg war zu nutzen mir über alles klar zu werden.

_ _ _ _

"Hast du die Bilder gesehen?" Landos Gesicht auf meinem Handydisplay sah besorgt aus. Er hatte mir gleich angerufen, nachdem sie im Hotel angekommen waren.
Ich nickte. "Ja, nachdem mich Charles neue Freundin darauf aufmerksam gemacht hat." Er sah kurz erstaunt aus, sagte aber nichts weiter. "Wir hätten vorsichtiger sein sollen, sorry.", meinte er schuldbewusst. "Quatsch alles gut. Wir sind beide erwachsen und ich steh ja auch in der Öffentlichkeit. Außerdem kann man mich nirgends richtig erkennen. Nur sollte ich wahrscheinlich erst mal ein anderes Auto nehmen." Er begann zu lachen. "Ich sag ja, mega unauffällig." Ich streckte ihm die Zunge entgegen, was ihn nur noch mehr zum Lachen brachte.

Jetzt, nachdem die Leute auf dem Schirm hatten, dass Lando sich mit jemandem zu treffen schien, war ich noch ein wenig glücklicher über die Entscheidung nicht mit nach Kanada gekommen zu sein.
Es gab bestimmt genug Leute, die den Briten und die Leute in seiner Umgebung jetzt mit Adler-Augen beobachteten. Selbst wenn ich nicht ins Paddock mitgegangen wäre, auch außerhalb liefen in der Rennwoche genug Fans herum, die ein Interesse daran haben könnten.

Es war Mitten in der Nacht als wir aufgelegt hatten. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die Zeit so schnell vergangen war.  Ich wälzte mich ein paar Mal in meinem Bett herum, bis ich bemerkte, dass ich absolut nicht müde war.
Ich war noch nie jemand, der dann einfach liegen bleiben konnte um darauf zu warten endlich einzuschlafen. Vor allem nicht seit ich mein Label hatte. Besonders am Anfang war jede Minute die ich hatte Gold wert. Mittlerweile hatte sich das etwas entspannt, da ich nicht mehr alles alleine bewältigen musste.
Ich schlüpfte also in einen Hoodie der noch herumlag, schnappte mir in der Küche etwas zu trinken und ging in mein Arbeitszimmer, wo ich noch einiges an unerledigten Aufgaben hatte. Nichts davon war wirklich dringend und manche Sachen wollte ich einfach nur mal testen, aber ich hatte die letzten Tage so viel Zeit mit Lando verbracht, das alles irgendwie in den Hintergrund gerückt war.

Mein Blick fiel auf meine Schneiderpuppe, auf der ein Kleid darauf wartete fertiggestellt zu werden. Es war genau das von dem Lando gesagt hatte, ich würde es tragen, wenn er Weltmeister wird.
Ich hatte es tatsächlich für mich entworfen. Eigentlich wollte ich es zu einer Gala tragen, bin aber nicht damit fertig geworden.
Ich strich über den schwarzen, weichen Stoff und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen als ich daran dachte das Kleid anzuhaben während Lando neben mir stand.

Es war schon fast gruselig wie oft ich mich selbst dabei ertappte an ihn zu denken und mir eine Zukunft mit ihm vorzustellen. Dabei wusste ich eigentlich nicht mal genau, wie er die Sache zwischen uns sah. Klar ich konnte es mir schon irgendwo denken, aber vielleicht war ihm auch klar geworden, dass es nur Freundschaft war. Wer wusste das schon, außer er?

Seufzend ließ ich den Ärmel aus meiner Hand gleiten und setzte mich an meinen Schreibtisch um an ein paar Entwürfen weiter zu arbeiten und ein paar Stoffmuster für die nächste Kollektion durchzugehen.
Tatsächlich schaffte ich es mich ein paar Stunden zu konzentrieren und den Briten aus meinen Gedanken zu verbannen. Ohne es wirklich zu merken, hatte ich die Nacht durchgemacht und sah erstaunt aus dem großen Fenster, durch das ich den Sonnenaufgang beobachten konnte.

Ich spazierte in die Küche um mir einen Kaffee zu machen und trat dann nach draußen auf meine Terrasse, die kühle, morgendliche Luft umhüllte mich während ich auf die noch leeren und ruhigen Straßen unter mit blickte. Die Sonne färbte das Meer in einen goldenen Schimmer und ein paar Möwen krähten am Hafen. Es war wahnsinnig was für ein Glück ich hatte, das hier mein Zuhause nennen zu dürfen.
Manchmal fragte ich mich wirklich womit ich so ein Leben verdient hatte.
Ich ließ mich auf die Bank auf meiner Terrasse fallen, umklammerte die Tasse in meiner Hand und kuschelte mich weiter in den Hoodie, den ich Lando noch immer nicht zurückgegeben hatte.

Auch wenn ich es mir noch nicht eingestehen wollte, war mir tief im Inneren klar, was ich wollte. Wen ich wollte.
Ich wusste, dass ich noch viel an mir arbeiten musste, aber ich wollte Lando weiterhin in meinem Leben haben. Und da gehörte sein Beruf nun mal dazu. Ich musste lernen damit klarzukommen und es zu akzeptieren. Ansonsten würde ich uns beiden nur weh tun und das wollte ich nicht.

Dass mir diese Erkenntnis jetzt doch so schnell kam, damit hatte ich nicht gerechnet. Jetzt musste ich es nur noch schaffen diese Woche ohne Lando irgendwie hinter mich zu bringen.

racing hearts - LN4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt