8 - Es gibt andere Wege, das zu zeigen

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Drei Tage vor dem Treffen der Tränkemeister war Hermine mit den Nerven am Ende.
Ihre Präsentation war fertig, die Tränke gebraut, die benötigten Zutaten vorbereitet und konserviert — es war alles fein säuberlich in einer Tasche mit Ausdehnungszauber und ungefähr einem dutzend Schutzzaubern verstaut.
Und trotzdem fand sie immer wieder etwas, das sie noch verbessern und perfektionieren konnte.

Severus sah sich dieses Schauspiel den ganzen Tag lang an, doch als sie nach dem Abendessen noch einmal nach ihren Unterlagen greifen wollte, reichte es ihm. Wortlos nahm er ihr die Notizen ab, steckte alles ordentlich in die Tasche zurück und stellte diese demonstrativ weit oben in ein Regal ins Labor.
„Sev", jammerte Hermine, die ihm wie ein liebesbedürftiger Welpe nachgelaufen war und nun zur Tasche hochsah.
„Nein, Hermine", sagte er. In seiner Stimme klang unterdrückte Wut mit. Er drehte sich zu ihr um, verschränkte die Arme vor der Brust. „Es ist alles vorbereitet, also hör endlich auf damit", fuhr er sie ungehalten an und sie zuckte zurück.

Ihre Gedanken waren gerade noch bei ihrer Präsentation gewesen und nun sah sie sich vollkommen unvorbereitet mit seiner Wut konfrontiert. Sie blinzelte ihn an, wusste nicht, was sie falsch gemacht hatte. Sie wollte sich doch nur sicher sein, alles richtig gemacht zu haben.
„Was habe ich denn gemacht?", fragte sie leise und fand zumindest genug Mut, um ihn anzusehen, auch wenn seine Augen vor Wut zu brennen schienen.
„Du verlierst dich in deiner Arbeit! Du suchst Fehler, wo keine mehr sind! Es ist genug", erwiderte er und die letzten Worte waren etwas leiser gesprochen, jedoch nicht weniger schneidend.

Die Anspannung der letzten Wochen nagte an ihrem Nervenkostüm und Hermine trat erschrocken einen Schritt zurück, Tränen schossen ihr in die Augen und rollten ihre Wangen hinab. „Sev ... ich ..." Ihre Stimme brach und sie schluckte, doch sie führte den Satz nicht weiter.

Severus hatte bereits geahnt, dass sie mit den Nerven am Ende war und ein Wutausbruch seinerseits half sicherlich nicht dabei. Er schloss kurz die Augen, atmete tief durch und sah sie dann wieder an. Ihre Tränen bereiteten ihm beinahe körperliche Schmerzen, war er doch daran Schuld. Er fuhr sich mit der Hand durch das offene Haar.
„Hermine", seufzte er leise und sie wich zumindest nicht mehr vor ihm zurück, als er einen Schritt vortrat. „Verzeih, aber ich sehe dir seit Tagen dabei zu und es frustriert mich." Er hob die Hand und wischte ihr vorsichtig die Tränen von der Wange, ließ seine Finger auf ihrer Haut liegen. Sie lehnte sich in die Berührung hinein. Ihre Unterlippe zitterte, ihr ganzer Körper schien zu beben und sie nickte leicht. „Kannst du" — sie schluckte erneut — „kannst du mich jetzt umarmen, Sev?"
Er tat ihr den Gefallen und zog sie an sich, hielt sie fest. Er drückte die Nase in ihre Locken und strich ihr über den Rücken.

Hermine legte ihre Wange an seine Brust und schloss die Augen. Seine Ruhe war zurück gekehrt und die Wut war abgeklungen, sodass sie sich langsam in seinen Armen entspannen konnte. Ihre Tränen versiegten und sie wischte die letzten mit dem Handrücken fort, bevor ihr Arm wieder um seine Mitte wanderte, so als hätte sie Angst, er könnte gehen, wenn sie ihn nicht festhielt.

Nach einer Weile beugte Severus den Kopf noch weiter zu ihr hinab und sein Atem strich über ihr Ohr und ihren Hals. „Lass uns ins Haus gehen", bat er sie und sie nickte. Vorsichtig löste sie sich von ihm und er legte ihr eine Hand in den Rücken, führte sie ins Haus, wo er sie auf die Couch dirigierte, den Kamin noch einmal anheizte, da dieser bereits seit dem frühen Abend brannte und Tee machte.

Mit den Tassen in den Händen, kam er zu ihr zurück und setzte sich neben sie. Hermine lehnte sich sofort gegen ihn und er legte ihr den Arm um die Schultern, damit sie näher zu ihm rückten konnte.
„Schaffst du es, die nächsten zwei Tage etwas anderes zu tun?", fragte er leise in ihre Locken, in die seine Nase bereits wieder gewandert war.
„Ich weiß es nicht. Hast du Pläne?", hakte sie nach, ohne ihre Position zu verändern. Ihre Stimme klang noch ein wenig belegt.
Seine Hand an ihrer Schulter wanderte sanft daran auf und ab und er verlor sich, wie so oft, in der Betrachtung ihrer Locken im Schein des Feuers.
„Was wirst du anziehen?", fragte er schließlich.
Sie richtete sich plötzlich auf und sah ihn erschrocken an. „Bei Merlin! Daran habe ich noch gar nicht gedacht", rief sie aus, leichte Panik schwang in ihrer Stimme mit.
Severus schmunzelte und strich ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht, während sein Blick über ihr verweintes Gesicht huschte. Selbst jetzt war sie wunderschön.

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