15 - Diese Unterhaltung

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Die Tage nach diesem Gildentreffen hatten etwas von einem Traum: Severus überhäufte sie geradezu mit seiner Aufmerksamkeit und sie genoss jeden Augenblick.
Sie ließen das Labor kalt und er apparierte mit ihr jeden Tag an einen anderen wunderschönen Ort, wo sie stundenlang spazieren gingen oder sich irgendwo niederließen. Meist fand er ein kleines Muggelrestaurant, in dem sie essen konnten und sich in Gesprächen verloren.
Hermine sprach über ihre Zukunft, redete darüber, wie sie sich zukünftig ihre Zusammenarbeit vorstellte. Severus stimmte ihr in den meisten Punkten zu und brachte ihr viele Dinge näher, die sie noch nicht bedacht hatte.

Sie fanden einen Weg, um auch weiterhin miteinander zu arbeiten und zwei Wochen nachdem sie ihren Meistertitel erhalten hatte, heizte sie zum ersten Mal den Kessel wieder an.
Severus stand neben ihr und schmunzelte bei diesem Anblick. „Nun, Master Granger. Welchen Trank werden wir nun brauen?", fragte er sie und sie strahlte ihn an, während sie ihr Haar mit dem lila Glitzer Zopfgummi bändigte.
„Eine meiner Kreationen, Master Snape. Sind Sie gewillt, mir dabei zu assistieren?", erwiderte sie frech.
„Womit beginnen wir?", fragte er statt einer Antwort und stellte sich an das bereits bereit liegende Schneidebrett.
Hermine spürte, dass Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzten und ihre Hände ein wenig zitterten. Sie war überglücklich und aufgeregt und wenn das hier ihre Zukunft war, so hoffte sie, dass sie sich niemals daran gewöhnen und es immer so aufregend sein würde.


Es vergingen fünf Monate, in denen sie intensiv miteinander arbeiten. Sie verbrachten Stunden im Labor, in der Bibliothek und seit Kurzem auch in seinem Bett, in das er sie endlich eingeladen hatte.
Hermine wusste nicht, ob sie noch glücklicher sein konnte, bis Severus sie an einem arbeitsreichen Tag nach dem Abendessen ins Wohnzimmer rief.

Er saß auf dem Sessel und sah sie ernst an. Viel zu ernst.
Sie schluckte und dachte bereits an das Schlimmste. Wollte er ihr Zusammenarbeit beenden? Musste sie gehen? Er deutete auf den anderen Sessel, auf den sie sich nun setzte. Nur ein kleiner Beistelltisch trennte sie voneinander.
Er starrte in die Flammen und machte sie damit nur noch nervöser, bis sein Blick plötzlich auf sie fiel. „Nun ... Miss Granger."
Severus hatte sie schon lange nicht mehr so genannt, wenn sie allein waren. Was kam jetzt?
„Es gab da noch eine Sache zu klären", sagte er und sein Mundwinkel zuckte. „Eine Unterhaltung, die bisher noch nicht stattgefunden hat."

Hermine nickte und fühlte sich plötzlich wieder wie die Absolventin von damals, die einfach an die Tür zu seinen privaten Räumen geklopft und ihrem gerade so ehemaligen Professor ihre Gefühle gestanden hatte, als würde sie ihm lediglich mitteilen, dass sie ihren Aufsatz etwas später abgab.
„Sie haben gelebt und Erfahrung gesammelt, haben neue Menschen kennengelernt." Er sah sie eindringlich an und sie nickte erneut. „Sie sind nun eine respektable Tränkemeisterin und auf dem besten Weg, eine beeindruckende Karriere vorweisen zu können." Sie nickte wieder. „Daher frage ich Sie nun, Miss Granger: Wie steht es um Ihre emotionale Befindlichkeit Ihres einstigen Tränkemeisters gegenüber?", fragte er mit dunkler Stimme.
Hermine biss sich auf die Lippe und überlegte einen Moment. „Nun ... Sir", sagte sie schließlich und wiederholte das, was sie ihm bereits vor sieben Jahren gesagt hatte: „Ich respektiere Sie sehr und es war mir eine Ehre, von Ihnen unterrichtet zu werden." Sie holte leise Luft. „Allerdings hat sich herausgestellt, dass ich mehr empfinde, als nur das. Sehr viel mehr."
„Ist das so?", fragte er mit erhobener Augenbraue und lehnte sich ein wenig zu ihr. „Und was soll das bedeuten?"
„Dass ich Gefühle für Sie habe, Sir. Gefühle ... romantischer Natur."
Beim letzten Mal ging ab hier alles schief und sie sah ihn etwas nervös an, auch wenn dieses Gefühl absolut unbegründet war. Schließlich wussten sie beide um ihre Gefühle zueinander.
„Gefühle romantischer Natur also. Interessant ..." Seine Stimme verlor sich und er hielt noch immer ihren Blick fest. Dann atmete er durch und wieder zuckte sein Mundwinkel. „Welch ein Zufall."
„Sir?" Sie sah ihn fragend an.
„Sie wohnen in meinem Haus, Miss Granger", sagte er und sie runzelte die Stirn. „Sie forschen mit mir." Ihre Stirn glättete sich wieder. „Sie sind nun eine Meisterin der Tränkekunst." Ein kleines Lächeln zupfte an ihren Lippen. „Und diese Gefühle romantischer Natur ... beruhen auf Gegenseitigkeit, Miss Granger." Das Lächeln breitete sich weiter auf ihrem Gesicht aus. „Welche logische Konsequenz ergibt sich daraus?", fragte er nun in einem Ton, als würde er sie nach den Zutaten des Wolfsbanntrankes fragen.
Hermine biss sich auf die Lippe. „Ich weiß es nicht, Sir", sagte sie leise.
„Dass ich das noch einmal erleben darf", säuselte er und klang dabei ganz wie der alte Professor Snape. „Sie ... wissen etwas nicht?" Sein Mund verzog sich zu einem halben Grinsen und er lehnte sich noch etwas weiter vor. „Dabei ist es so einfach." Nun wurde seine Stimme leiser, weicher, nahm wieder diesen Ton an, den sie so mochte — den sie nur hörte, wenn sie allein waren. „Sie bleiben hier, Miss Granger. Allerdings", er machte eine Pause und sah sie nun nachdenklich an, „bedarf es der Anpassung eines Details."
„Und welches wäre das?", fragte sie nach, ein kleines Lächeln im Gesicht und lehnte sich ebenfalls ein wenig zu ihm.
„Ihr Name, Miss Granger."
„Was gefällt Ihnen denn an meinem Namen nicht, Sir?"
„Oh, es hat weniger etwas mit Gefallen zu tun. Es ist ein ... praktischer Aspekt", widersprach er ihr leise und in seinen Augen begann er zu funkeln.
„Inwiefern?" Sie spielte das Spiel mit und versuchte, einen ernsten Gesichtsausdruck zu wahren.
„Forschungsergebnisse, Zeitungsartikel, Patente ... all diese Dinge bedürfen unserer beider Namen bei Veröffentlichung."" Er machte eine Handbewegung, die ihr zeigte, dass er diese Liste noch fortführen könnte. „Außerdem teilen wir uns bereits ein Labor und eine Bibliothek. Warum nicht auch ... einen Namen, Miss Granger?", fragte er mit dieser samtigen Stimme.
„Eine interessante Überlegung", gab sie zurück. „Allerdings erscheint mir Ihre Argumentation noch ein wenig ... lückenhaft."

„So? Nun ..." Er hob die Hand eine kleine Schatulle fand magisch ihren Weg zu ihm. Er öffnete sie und stellte sie auf den kleinen Tisch zwischen ihnen, sodass sie den Inhalt sehen konnte. „Überzeugt Sie dieses Argument, Miss Granger?"
Sie lächelte ihn an. „Eine annehmbare Grundlage. Erläutern Sie mir noch einmal die Vorteile, die dieses ... praktische Arrangement mit sich bringt?" Sie musste sich ein Kichern verkneifen.
„Natürlich." Er schmunzelte nun selbst, doch er konnte sich beherrschen und fiel nicht aus der Rolle. „Sie wohnen hier: wir teilen die Bibliothek ... das Labor ... ein Bett — wenn es Ihnen beliebt. Wir ergeben uns den romantischen Anwandlungen."
„Romantische Anwandlungen? Was stellen Sie sich darunter vor, Sir?", fragte sie nun mit strahlenden Augen.
„Das lässt sich wohl am Besten demonstrieren", stellte er fest und erhob sich, um vor ihren Sessel zu treten, sich hinab zu beugen, seine Finger an ihre Wangen zu legen und sie zu küssen, sodass sie ganz weiche Knie bekam.
Er beendete den Kuss und entfernte sein Gesicht nur einen Hauch von ihrem. Diese Nähe machte den Blick seiner dunklen Augen noch viel intensiver und Hermine glaubte für einen Moment, sich darin zu verlieren.
„Was sagst du, Hermine?", fragte er sie nun leise.
„Deine Großzügigkeit, das alles mit mir teilen zu wollen, lässt gar keine andere Antwort zu, Sev", sagte sie lächelnd.
„Und wie fällt diese Antwort aus?", hakte er sanft nach. „Darf ich meine Forschung, mein Haus, meinen Namen und mein Leben mit dir teilen?"
„Ja, das darfst du", erwiderte sie und er küsste sie erneut.

„Ist diese Unterhaltung nun zu Ihrer Zufriedenheit ausgefallen, Miss Granger?", fragte er, sobald er seine Lippen sich von ihren löste.
„Sie haben noch etwas vergessen, Sir", sagte sie und ihr Blick wanderte zum Tisch.
Er schmunzelte, richtete sich auf und nahm den Ring, den er ihr sanft auf den Finger schob.
Es war der, den sie damals, vor ihrem ersten Gildentreffen, in der Winkelgasse ausgesucht hatte — war er deswegen länger dort stehen geblieben? Hatte er ihn damals schon gekauft? Das Gefühl, wie das kühle Metall sich ihrem Finger anpasste und seine Finger noch einen Moment auf ihren lagen, war das gleiche wie vor zweieinhalb Jahren — als hätten sie es damals schon einmal geprobt.
„Jetzt ist diese Unterhaltung zu meiner Zufriedenheit ausgefallen." Sie erhob sich und fiel ihm um den Hals, küsste ihn und strahlte ihn an. „Und es hat sich gelohnt, sieben Jahre zu warten", sagte sie leise.
„Dabei ist Geduld nicht die Stärke einer Gryffindor", spottete er milde.
„Manche Dinge lernt man eben erst nach Hogwarts."
„Und manche Dinge aus Hogwarts begleiten uns ein Leben lang", erwiderte er.
Wieder dieses unendlich warme Lächeln von ihr. „Glücklicherweise."
Er schmunzelte. „Glücklicherweise", stimmte er zu.

Diese Unterhaltung [Eine Sevmione Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt