11 - Er liebt mich, er liebt mich nicht

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Auf der Bühne fand sich der nächste Anwärter ein. Ein schlaksiger junger Zauberer, der Hermine entfernt bekannt vorkam. Vielleicht hatte sie einmal einen Kurs an der Universität mit ihm zusammen besucht.
Er stellte eine Trankmodifikation vor, jedoch schnaubte Severus neben ihr nach wenigen Minuten bereits genervt. „Was für ein einfallsloser Dummkopf", murmelte er.
Sie sah zu ihrem Meister und stieß ihn sanft mit dem Ellbogen an. „Nicht jeder kann so ein herausragender Meister wie du sein." Die respektvollen Anrede ihres Meisters sollte sie sich zumindest in der Öffentlichkeit wieder angewöhnen, stellte sie im gleichen Augenblick fest.
Nun sah er zu ihr hinab. „Und nicht jeder kann so einen brillanten Lehrling bekommen", erwiderte er und seine Mundwinkel zuckten.
Sie grinste ihn an, richtete dann wieder ihre Aufmerksamkeit auf die Bühne, wo der Kessel gerade zu brodeln begann und sie wusste, dass er das in diesem Stadium nicht tun sollte — was für ein Dummkopf.

Einen beinahe-Unfall und einige hektische Rettungsversuche später, stand der Anwärter mit verschwitzter Robe und einem Trank auf der Bühne, den Hermine sogar von ihrem Platz aus als gerade so mittelmäßig eingestuft hätte.
Der Gildenmeister prüfte diesen, enthielt sich jedoch eines negativen Kommentars und fragte erneut, welchen Meister er wählen würde. Der Jüngere stotterte einen Namen und dieser Meister erhob sich sichtlich resigniert ob der mangelhaften Leistung, um auf die Bühne zu gehen und sich dem Zauber zu unterziehen.
„Er wird trotzdem aufgenommen?", fragte Hermine und lehnte sich ein wenig zu Severus hinüber, damit sie leiser reden konnte.
Dieser kam ihr ein Stück entgegen und seine Haarspitzen strichen über ihre Wange, als er ihr antwortete. „Er wurde der Gilde empfohlen und solange sich ein Meister findet, der ihn ausbilden möchte, wird jeder Anwärter genommen. Wir können leider nicht allzu wählerisch sein, sonst würde diese Gilde sehr bald aussterben", raunte er ihr zu. „Spätestens zur Meisterprüfung werden sie allerdings noch einmal genau auf ihre Kompetenz geprüft."
Hermine musste sich zusammenreißen, den Kopf nicht einfach an seine Schulter zu legen, so nah waren sie sich bereits wieder. Sie richtete sich daher gerade auf und nickte ihm zu, bevor sie dabei zusah, wie für den letzten Anwärter alles auf der Bühne vorbereitet wurde.

Dieser stellte sich etwas besser als der letzte an und er wirkte nahezu siegessicher, als er den Namen seines Meisters verkündete. Als wäre dies die ultimative Prüfung gewesen, die er bestanden hatte — noch ein einfallsloser Dummkopf, den sie nicht einmal als Konkurrenz betiteln konnte.

Hermine war ein wenig enttäuscht, dass diese Präsentation scheinbar gar keine so schwere Gewichtung besaß, wie sie angenommen hatte, doch Severus belehrte sie eines Besseren, als sie kurz darauf in den Speisesaal traten und sich mit den anderen zum Mittagessen zusammen setzten. „Diese Präsentation ist der erste Eindruck, den du bei der Gilde machst. Natürlich wirst du aufgenommen, doch wie wirkt es sich auf deinen späteren Ruf aus, wenn du bei deiner ersten Begegnung mit diesen Zauberern und Hexen kaum einen Trank ordentlich brauen kannst? Dieser Makel würde an dir haften — sehr lange", erklärte er ihr. „Deine Präsentation war perfekt und du konntest die meisten von ihnen mit deinem Können beeindrucken. Du wirst ihnen im Gedächtnis bleiben und du wirst von ihnen Wohlwollen und sogar Unterstützung erhalten." Das Essen wurde aufgetragen und er unterbrach sich kurz, bevor er fortfuhr: „Falls es dir mit mir zu langweilig werden sollte, kannst du dich auch einige Wochen lang bei einem anderen Meister einquartieren." Er sagte es beinahe beiläufig, doch Hermine sah ihm dabei in die Augen und sie erkannte darin die Gefühle, die er bei diesen Worten wirklich spürte: Er wollte nicht, dass sie ging.
„Sicherlich kann ich mir bei einigen Meistern etwas abschauen und am Abend wieder nach Hause kommen. Niemand kann schließlich deine umfangreiche Bibliothek schlagen", neckte sie ihn. „Und die würde ich sicherlich vermissen, wenn ich für einige Wochen weg wäre."
„Nur die Bibliothek?", raunte er ihr mit gefährlich leiser Stimme zu, sodass ihre Tischnachbarn nichts davon mitbekamen. Seine Augen fingen ihren Blick ein und ließen sie nicht mehr los.
Sie blinzelte ihn unschuldig an. „Nun, vielleicht auch deine Kochkünste — und das Labor!"
„Ah", machte er kurz angebunden und widmete sich wieder seinem Essen. Nun war ihr geschätzter Meister auch noch beleidigt.
Hermine ließ ihre Hand unter den Tisch wandern und klammerte sich an der Seite seines Umhangs fest, bevor sie sich ein wenig zu ihm streckte, um ihre Lippen nahe an sein Ohr zu bringen. „ Ich könnte das nicht und das weißt du, Sev", wisperte sie. „Ich habe gerade Gefallen an unseren kleinen morgendlichen ... Ritualen gefunden und ich möchte das nicht so schnell wieder aufgeben." Sie wich ein Stück zurück, sodass sie ihn ansehen konnte. Er drehte den Kopf zu ihr und sah sie mit neutraler Miene an, auch wenn seine Augen nun wieder wärmer wirkten.
„In Ordnung ... Es ist jedoch empfehlenswert, wenn du anderen Meistern — stundenweise — über die Schulter schaust, um mehr zu lernen."
Sie ließ ihn los, nickte ergeben und widmete sich nun ebenfalls ihrem Essen, das sie ein wenig an das Essen aus Hogwarts erinnerte. Gab es hier auch eine riesige Küche, in der dutzende von Hauselfen eifrig hantierten?

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