12 - Bibbidi Bobbidi Boo!

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Der Nachmittag ging in den Abend über und sie versammelten sich wieder in dem anderen Saal, in dem schon das Mittagessen serviert worden war. Dort labten sich die ersten bereits an den hochprozentigen Getränken, bevor überhaupt das Abendessen gereicht wurde.
Hermine sah, dass einige Meister sich sogar umgezogen und nun scheinbar die richtigen Festroben herausgeholt hatten: Noch prunkvoller, noch pompöser strahlten und glänzten die feinen Stoffe und Schmuckstücke.
Sie entdeckte unter ihnen auch Master Weatherhurst und ihre Damen, die sich ebenfalls umgezogen hatten und nun in Ballkleidern durch den Raum flanierten. Die blutrote Robe hatte die ältere Hexe gegen ein ebenso farbiges ausladendes Kleid getauscht und schwebte nun erneut zu ihnen.
„Ich kann es einfach nicht mit ansehen, Severus", beklagte sie sich, sobald sie bei ihnen war. Hermine erkannte, dass die ältere Hexe dabei maßlos übertrieb und sichtlich ihren Spaß dabei hatte. „Du hast deinem Lehrling jede wichtige Information vorenthalten!" Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn an, als wäre er ein Lehrling, der einfach nicht dazulernte.
Severus runzelte die Stirn. „Die da wäre?", fragte er gelangweilt nach.
Die Meisterin seufzte erneut und griff nach Hermines Hand. „Komm, mein Kind." Damit zog sie Hermine einfach aus dem Saal und führte sie eine Etage höher in einen großen Raum — eines von sicherlich unzähligen Schlafzimmern in diesem Schloss. Die anderen vier Damen folgten ihnen mit vor Vorfreude strahlenden Augen. Was ging hier vor sich?

„Die erste Regel einer Tränkemeisterin: Sei stets gut gekleidet, auch wenn du gerade vor dem Kessel stehst", begann Master Weatherhurst sogleich zu dozieren, während sie den weiten Raum voll ausnutzte, um mit ihrem ausladenden Kleid umher zu stolzieren. „Und bei einem Gildentreffen ist es äußerst wichtig, angemessen gekleidet zu sein — nimm dir bitte kein Beispiel an anderen Meistern, die in ihren Laborroben hier auftauchen." Sie verzog pikiert den Mund. „Und dein Meister ist leider auch kein gutes Vorbild, sieht er doch in allem unverschämt gut aus und ist in seinen ewig schwarzen Roben stets angemessen gekleidet", betonte sie wohlwollend, wenn auch ein wenig bedauernd.
Dann glitt ihr Blick über ihre Robe. „Diese Robe ist bereits ein guter Anfang. Trotzdem musst du daran denken, dass du eine Hexe bist, Kind!" Nun zog sie ihren Zauberstab. „Wenn ich richtig informiert bin, besitzt du sogar einen Abschluss in Fortgeschrittener Verwandlung. Warum nutzt du dieses Wissen nicht?"
Hermine sah sie ertappt an und schrumpfte sogleich ein Stück unter ihrem fordernden Blick. Bei dieser Hexe fühlte sie sich wieder wie die Zwölfjährige, die ab und zu vergaß, dass sie eine Hexe war und Dinge auf Muggelart erledigte. „Ich ..." Sie stockte und begann noch einmal: „Ich bin muggelgeboren und manchmal siegen die alten Gewohnheiten. Kleidung war mir nie wichtig und im Alltag trage ich meistens Jeans und T-Shirt", gab sie zu und die Damen um sie herum keuchten empört auf.
„Mit dir haben wir wirklich noch ein gutes Stück Arbeit vor uns, aber du bist noch jung, also sei dir verziehen", seufzte Master Weatherhurst und schwang elegant ihren Zauberstab, den sie aus den Tiefen ihres Kleides gezogen hatte.

Hermine fühlte sich für einen Moment wie Cinderella, die von der guten Fee ihr Ballkleid angezaubert bekam. Fehlte nur noch das Bibbidi Bobbidi Boo!
Natürlich geschah alles ohne Worte und ohne den Glitzer und im nächsten Moment war ihre Robe zu einem richtigen Kleid geworden.
Das Oberteil sah noch genauso aus, doch nun war da ein bodenlanger Rock mit einem Beinschlitz, der bei jedem Schritt Haut hervor blitzen ließ. Ihre Hose war verschwunden und ihre Stiefel durch filigrane, offene Pumps in Gold und Blau ersetzt, die ihre Füße schlank und elegant wirken ließen.
„Jetzt bin ich dran!" Master Wonders trat vor und zückte aus ihrer Handtasche eine dieser altmodischen Sprühflaschen, mit der sie Hermine in einen leicht parfümierten Sprühnebel einhüllte.
„Darf ich die Haare machen? Sie sehen nach einer echten Herausforderung aus", meldete sich Meredith Hatcher zu Wort, eine schlanke, große Hexe in einem purpurfarbenen Kleid mit einer außergewöhnlich verspielten Frisur.
Sie zückte ebenfalls eine Phiole aus ihrer Handtasche und dazu ihren Zauberstab. Hermine sah nicht, was sie da tat, doch es fühlte sich gut an, wie ihr Haar sich scheinbar der Prozedur unterwarf und folgsam die gewünschte Form annahm.

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