Kapitel 6

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Durch das dichte Blätterdach des Waldes schlendern wir schweigend, unsere Gedanken verloren in der Natur. Als wir schließlich wieder zuhause ankommen, atme ich erleichtert auf. Die drei Männer gehen schnellen Schrittes zu ihrem Haus, doch ich halte sie zurück.
,,Danke fürs nach Hause bringen, das ist wirklich sehr nett gewesen von euch", sage ich mit einer etwas zu lauten Stimme, doch bevor ich weiter reden kann spricht einer der Brüder: ,,Haben wir gerne gemacht. Ich bin übrigens Felix, der Älteste und das ist Jonas der Mittlere. Noah, den Jüngsten kennst du ja schon.'' 

Felix ist groß, schlank und hat kurze braune Haare, strahlend blaue Augen und ein markantes Gesicht mit einem charmanten Lächeln. Jonas hat einen athletischen Körperbau und dunkelbraune Haare. Etwas unbeholfen sage ich schnell:,, Ich bin Selena.'' ,,Wissen wir schon'' sagt Jonas etwas genervt. Ich weiß einfach, dass sie mehr wissen, ich bin neugierig auf weitere Details vom Wald, aber ich weiß auch, dass direkte Fragen keine Antworten bringen würden. Also muss ich einen klugen Plan aushecken. ,,Esst ihr gerne Lasagne?" frage ich schließlich. Mit einem breiten Lächeln und leuchtenden Augen bejahen sie meine Frage sehr deutlich. ,,Als Danke würde ich euch eine kochen wollen, ohne euch, wäre ich da nie wieder rausgekommen. Ich bringe sie euch morgen Abend so 19 Uhr vorbei, meine Wohnung ist ein totales Chaos und mir fehlen noch ein paar Stühle.'' ,,Gerne'', kommt es von Felix und die drei gehen in ihr Haus.


In Gedanken gehe ich auch zum Haus. Sie Wissen etwas! Warum trauen sie sich nachts in den Wald, wenn es dort nicht sicher ist? Oder sind Sie dem Rätsel auch auf der Spur? Und was meinte Noah damit, dass er hört wie mein Herz schlägt?
Morgen, wenn ich die Lasagne vorbeibringe, lassen sie mich eventuell in das Haus. Vielleicht sehe ich dort irgendwelche Hinweise oder sie verraten sich, wenn wir zusammen essen. Ich beschließe nicht mehr weiter darüber nachzudenken.

Die goldenen Strahlen der aufgehenden Sonne kitzeln sanft meine Augenlider und wecken mich aus meinem Schlaf. Ich strecke mich genüsslich und lasse die warmen Strahlen mein Gesicht küssen, während ich langsam in den Tag gleite. Nach dem Frisch machen und einem ausgiebigen Frühstück, mache ich mich voller Tatendrang daran, meine neue Wohnung in ein gemütliches Zuhause zu verwandeln. Das Einrichten des Badezimmers geht mir zügig von der Hand. Als nächstes nehme ich die Küche in Angriff, damit ich für heute Abend eine köstliche Lasagne kochen kann.

Während des Kochens überlegte ich mir einen Plan für den Fall, dass sie mich tatsächlich in ihr Haus lassen. Zwar tut es mir leid, sie so hinterrücks zu befragen, dennoch muss ich der Sache auf den Grund gehen. Schon als Kind und Teenager hasste ich es Verbote und Aufgaben zu bekommen, die für mich willkürlich erschienen. Dieses ‚Genau wissen wollen' ist zwar oft, wie in meinem Beruf, von Vorteil, aber im Privaten ist es selbst für mich sehr anstrengend. Viel nervenaufreibender ist aber jedoch diesen Gedanken abzustellen und nichts heraus zu finden, es macht mich nervös. 

Endlich war die Köstlichkeit fertig und ich werde bei jedem Schritt aufgeregter, den ich Richtung Nachbarshaus gehe. Schon ein paar Sekundennachdem ich geklingelt habe wird die Tür schon aufgemacht. ,,Hallo Selena,komm doch rein, du isst doch mit uns oder?'' ,,Hallo Noah, ja werde ich, wenndas für euch OK ist.'' ,,Natürlich, wir haben schon gedeckt." Der Flur empfängtmich mit einer warmen, einladenden Atmosphäre, geprägt von dunklen Holztönenund einem majestätischen Wolfsgemälde an der rechten Wand. 

Als ich meine Schuhe ausziehe, fühle ich die weiche, gemütliche Teppichunterlage unter meinen Füßen und folge Noah in das Esszimmer. Noah schnappt sich frech die dampfende Lasagne und grinst mich herausfordernd an. Die anderen beiden Brüder, Jonas und Felix, sitzen bereits am Tisch und begrüßen mich herzlich. Ich nehme mir einen Moment, um die familiäre Atmosphäre zu genießen, bevor ich mich auf einen der gedeckten Plätze niederlasse. Selbst Jonas lächelt mich an, anscheinend war er nur gestern genervt von mir. Noah platziert großzügig ein saftiges Stück Lasagne auf jedem Teller und nimmt dann neben mir Platz.

Nachdem einige Minuten vergangen sind und Stille den Raum erfüllt, bricht Jonas plötzlich in Begeisterung über meine Lasagne aus. Seine Augen leuchten, als er von der köstlichen Kombination aus saftigem Fleisch, cremiger Sauce und goldenem Käse schwärmt. Ich muss lachen und Felix stimmt Jonas zu. ,,Ich hab euch erzählt, dass sie gerne kocht. Ich war mir schnell sicher, dass sie es auch kann,'' sagt Noah und spricht weiter: ,,Dass du mal für uns kochst habe ich mir erhofft.'' Jetzt muss ich noch mehr lachen: ,,Ach, ich freue mich, dass es euch schmeckt.'' Langsam beginnen wir mit leichtem Smalltalk. Ich kann schließlich nicht mit der Tür ins Haus fallen. Einen passenden Moment zum Fragen wird es sicherlich noch heute Abend geben. 

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