Kapitel 7

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Nachdem wir uns satt gegessen haben, machen wir uns daran, den Tisch abzuräumen. Bisher habe ich keine Anhaltspunkte gefunden. Jonas hatte von seinem Job als Fachinformatiker erzählt und Felix von seinem Job als Arzt. Zwar ist Felix mit seinen 26 Jahren sehr jung dafür aber man merkt, er hat Ahnung von dem was er tut.

Wir entschieden uns, noch gemütlich auf dem Sofa zu entspannen und uns dabei ein Bier zu gönnen. Plötzlich wurde die Stimmung angespannter. Ich schaue die drei an und sie scheinen angestrengt nachzudenken, bis Felix mich fragt:,, Selena, warum bist du hier her gezogen?'' Ich bin etwas verwirrt, meinte Noah nicht noch vorhin, das er es ihnen gesagt hat? ,,Weil ich in Nebelburg einen neuen Job gefunden habe, mein Alter gefiel mir nicht mehr.'' ,,Ja das hatte uns Noah auch gesagt, aber warum in dieses Dorf, welches noch 20 km von Nebelburg entfernt liegt?'' ,,Weil die Miete der Wohnung von Frau Müller erschwinglich ist, ich werde keine acht Stunden am Tag arbeiten, deswegen verdiene ich auch nicht so viel wie üblich'', erzähle ich etwas unsicher obwohl ich eigentlich kein Problem habe, so etwas offen zuzugeben. ,,Oh warum Arbeitet eine junge Frau nicht in Vollzeit?'', fragt mich Jonas etwas verwirrt.

,,In meiner Schulzeit wurde ich von anderen Schülern stark gemobbt, was mich dazu veranlasste, mein Leben auf kreative Weise zu gestalten. Anstatt mich den Erwartungen an eine junge Frau zu beugen, entschied ich mich dafür, mein Leben in vollen Zügen zu genießen und meinen eigenen Weg zu gehen'', fing ich an und erzähle weiter: ,,Finn, der schlimmste Mobber von allen, hatte mich einmal mit seiner Gang, so schlimm verprügelt, dass ich im Krankenhaus landete. Meine Pflegefamilie hat es nicht interessiert, sie waren froh, dass sie sich in der Zeit nicht kümmern mussten. Als ich wieder nach Hause kam und die Rechnung der Krankenkasse eintraf, schrien mich meine Pflegeeltern an, ich solle gefälligst selber für die Rechnung aufkommen. Von da an war ich komplett auf mich alleine gestellt und habe mir geschworen, wenn ich ausziehe den Kontakt abzubrechen und mein eigenes Ding zu machen, was mir leicht viel, da ich eh früh erwachsen werden musste. Ich fing auch mit Selbstverteidigung an, ich wollte nicht mehr die Opferrolle annehmen, ob zuhause oder den Schulhof. In der Schule hatte ich sowieso keine Freunde, ich war der weibliche Nerd. Alles musste ich mir selber erkämpfen und das machte mich zu der, die ihr vor euch seht.''

Die drei gucken mich mit großen Augen an. Ich konnte selber nicht glauben, dass ich ihnen meine Lebensgeschichte erzähle. Klar bin ich ein offener Mensch, dennoch muss nicht jeder dieses Detail von meiner Vergangenheit wissen. Noah sieht mich mitleidig an: ,,Scheiße Selena, das tut mir richtig leid. Eine frage hätte ich noch, wenn das Ok ist, wenn nicht beantworte sie nicht.'' Ich ahne schon was kommt. ,,Warum warst du in einer Pflegefamilie?'' Ich beschließe darauf zu antworten, aber nur kurz und knapp. Das ist eine Schwäche, der Tod meiner Eltern. ,,Als ich 5 Jahre alt war, starben meine Eltern bei einem Raub in unserem Zuhause. Ich wurde erst entführt und dann irgendwann vor die Tür eines Waisenhauses abgegeben. Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern, ich weiß eigentlich nur was mir gesagt wurde. Ich mag auch nicht mehr darüber reden.''

Die drei sind wieerstarrt, ich kann förmlich das Rattern ihrer Gedanken hören. Und ich fragemich wieder, warum ich ihnen das erzähle. Normalerweise wusste niemand davon.Nicht mal meine einzige Freundin, die ich hatte, die sich im Nachhinein dochnicht als solche herausstellte. Ich kam gut mit Menschen klar, ich war immerfreundlich, solange sie auch freundlich waren aber ich konnte nie eine richtigeFreundschaft aufbauen, die sich auch gut anfühlte. Hier und Jetzt fühlt sich das anders an, nämlich verdammt richtig. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass sie es Wert sind, meine Geschichte zu kennen.

Einen Moment schweigen wir alle, denn es brauche genau genommen nichts gesagt werden. Doch dann meldet sich Jonas zu Wort: ,,Verdammt, den Ablauf des Abends hätte ich nicht erwartet.'' Da bin ich ganz seiner Meinung. ,,Danke, dass du uns das erzählt hast. Wir brauchen auch nicht weiter darüber reden. Lasst uns noch den Abend genießen'', meint Felix. Wir stimmen ihm zu und verbringen den restlichen Abend noch mit lustigen Kindheitsgeschichten über die drei. Es fühlt sich an, als ob ich endlich angekommen bin und ich genieße die Gesellschaft der Brüder in vollen Zügen. 

Trotz meiner Neugierde beschließe ich, nicht weiter in ihrem Zuhause herumzuschnüffeln, denn das wäre unfair. Sie sind so herzlich und humorvoll, dass ich weiß, ich darf ihre Gastfreundschaft nicht ausnutzen. Ich will nicht riskieren, dass unsere neue Freundschaft aufgrund meiner Mission zerbricht.

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