Kapitel 18

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Felix fragt besorgt: ,,Geht es dir schon etwas besser? Kannst du dich erinnern, was passiert ist?" Ich nicke stumm und lasse meinen Blick durch den abgedunkelten Raum schweifen. Das Zimmer hat ein klinisches und steriles Aussehen, mit seiner weißen Einrichtung und dem Geruch von Desinfektionsmittel, der in der Luft hängt. Es vermittelt ein Gefühl von Reinheit und Genesung, aber auch von Kälte und Distanz. Ich frage Felix: ,, Wo bin ich eigentlich?" ,,In meiner Praxis am Dorfrand. Ich habe ein paar Krankenzimmer und behandle nicht nur Menschen, sondern auch die Wölfe, ich bin deren Rudelarzt." Ich nicke wieder nur stumm.

,,Laura kommt gleich und bringt dir etwas zu essen. Ich bitte dich im Bett liegen zu bleiben, du musst dich noch ausruhen." Er wirbelt herum und schreitet entschlossen zur Tür. Doch in dem Moment, als er sich abwendet, schießt mir Fragen durch den Kopf, die mich fast zum Ersticken bringen. ,,Was ist mit Finn? Habt ihr ihn umgebracht? Wird er wieder versuchen, mich zu töten?" Er wendet sich erneut mir zu, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen, und erwidert: ,,Wir haben ihn zwar verletzt, aber er ist entkommen. Das Gebäude ist gut bewacht, er wird keine Chance haben, an dich heranzukommen." Nun geht er und lässt mich allein.

Nachdem nur wenige Minuten vergangen sind, erklingt ein sanftes Klopfen an der Tür und Laura tritt mit einem strahlenden Lächeln herein, ein Tablett voller köstlicher Speisen in den Händen. ,,Ich freue mich so sehr, dass du endlich wieder bei Bewusstsein bist", sagte sie herzlich. Sie jongliert geschickt mit dem Tisch, so dass eine schwebende Plattform direkt über meinem Bauch entsteht, auf die sie das Tablett mit einem eleganten Schwung platziert. Ich bedanke mich lächelnd und greife nach einem köstlichen Käsebrötchen. Beim ersten Bissen spüre ich, wie mein Magen vor lauter Hunger jubiliert.

Laura schiebt sich einen Stuhl heran und lässt sich neben mir nieder, während ich genüsslich mein Essen verzehre. Mit einem Lächeln fragt sie mich: "Gefällt dir, was du isst?" Ich nickt und antwortete: "Ja, es schmeckt hervorragend. Du hast die perfekte Wahl getroffen." ,, Und wie geht's dir?" ,,Die Schmerzmittel helfen" ,,Das ist gut, aber wie geht's dir Psychisch? Es muss für dich viel gewesen sein die letzten Wochen. Wenn du mit mir darüber reden möchtest, bin ich für dich da." Ich starre sie nur an, ich weiß gar nicht genau was ich sagen soll. Kann ich ihr vertrauen? Natürlich kümmern sie sich hier gut um mich, aber dennoch sind sie Monster.

,,Was hältst du davon, wenn ich dir erstmal erzähle wie es für mich war als ich erfahren habe, das Werwölfe real sind?" ,,Du bist ein Mensch?" frage ich drauflos. Sie lacht leicht und nickt. Sie fängt an zu erzählen: ,, Ich bin medizinische Fachangestellte und nach Abschluss meiner Ausbildung war ich auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung. Schließlich fand ich eine Anstellung in der Praxis von Felix, der mich sofort einstellte. Doch bald begann er, mir Avancen zu machen. Obwohl ich mich zu ihm hingezogen fühlte, war mir wichtig, Berufliches und Privates voneinander zu trennen. Als ich endlich nachgab und wir ein paar Dates hatten, war er so fürsorglich und liebevoll, als ob ich das Zentrum seines Universums wäre - obwohl wir noch nicht offiziell zusammen waren. Eines Tages gingen wir gemeinsam durch den Wald spazieren und er schien etwas Bedeutendes auf dem Herzen zu haben. Er offenbarte mir sein Geheimnis, dass er ein Werwolf ist und beobachtete gespannt meine Reaktion. Ich konnte nicht anders, als anfangs lauthals zu lachen, doch tief in mir machte ich mir ernsthafte Gedanken über seinen geistigen Zustand.

Sein Blick war voller Trauer, doch plötzlich begann er sich auszuziehen. Ich war schockiert und dachte, wie kann ein Arzt so verrückt sein? Bevor ich mich abwenden konnte, verwandelte er sich vor meinen Augen in einen hellbraunen Wolf. Mein Herz raste und meine Beine zitterten, als ich in Panik davonrannte. Doch nach ein paar Tagen kam Luan zu mir und nahm sich die Zeit, mit mir über das Geschehene zu sprechen. Er beruhigte mich und gab mir den Mut, mich erneut mit Felix auszusprechen. Und so tat ich es schließlich. Er erzählte mir von seiner Welt, mit all was dazu gehört. Trotzdem fühlte ich mich weiterhin unaufhaltsam zu ihm hingezogen, und er erklärte mir auch den Grund dafür. Ich bin seine Seelenverwandte. Ich ließ mich darauf ein, und nun sind wir seit 2 Jahren ein Paar und planen bald zu heiraten."

Ihre Geschichte hat mich wirklich beeindruckt. Es scheint, als hätte sie eine Menge durchgemacht, aber sie strahlt jetzt so eine unglaubliche Stärke aus. Ich kann gar nicht aufhören, über all die Fragen nachzudenken, die mir durch den Kopf gehen. ,,Das war bestimmt viel für dich. Ich komme später wieder, um nach dir zu sehen. Ruh dich gut aus, du bist hier in Sicherheit." Ich glaube ihren Worten. Ich vertraue ihr, mein Bauchgefühl sagt es mir. Sie erhebt sich und verlässt den Raum. Ich lasse mich tief in die flauschigen Kissen sinken und schließe meine Augen. Erschöpft von all meinen Gedanken, schlafe ich schnell ein.

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