Kapitel 5

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Einige Kartons sind ausgepackt und ich fühle mich erleichtert. Ich brauche dringend eine Auszeit von all dem Chaos, das mit dem Umzug verbunden ist. Also schnappe ich mir meine Jacke und mache mich auf den Weg in den Wald, der direkt hinter dem Haus liegt.
Die Bäume umhüllen mich mit ihrer majestätischen Präsenz, während die Vögel fröhlich zwitschern. Ein sanfter Wind streicht durch mein Haar und lässt mich tief durchatmen. Das Laub raschelt leise unter meinen Füßen, während ich dem kleinen Pfad folge. Ich genieße die Stille und die Ruhe, die der Wald mir schenkt. Ich setze mich auf einen moosbedeckten Felsen und lasse meinen Blick über die Baumwipfel schweifen. Die Sonnenstrahlen kämpfen sich durch das Blätterdach und zaubern ein magisches Lichtspiel auf den Waldboden. Ich lächle und weiß, dass ich hier einen Ort der Entspannung und Inspiration gefunden habe.

Durch ein knacken eines Zweiges fällt mir ein, warum ich eigentlich hier im Wald bin. Ich drehe mich zu dem Geräusch, doch ich sehe nichts, außer Bäumen und Sträuchern. Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken hinunter und ich spüre, wie sich meine Sinneschärfen, dennoch lasse ich mich nicht abschrecken. Jeder Schritt im Dickichtist ein Kampf gegen die Natur, aber ich lasse mich nicht aufhalten. Meine Augensuchen fieberhaft nach Hinweisen, meine Ohren lauschen auf jedes Geräusch. Plötzlich entdecke ich eine Spur im Schlamm, es sind Pfotenabdrücke. Adrenalin schießt durch meine Adern, während ich den Spuren folge. Meine Entschlossenheit ist stärker als meine Angst, und ich bin bereit, dem Geheimnis des Waldes auf den Grund zu gehen.

Das Knistern der Blätter unter meinen Füßen begleitet mich schon seit Stunden. Ich habe nach etwas gesucht, irgendetwas, was mich der Lösung weiterbringt. Aber bisher habe ich nichts gefunden. Noch dazu habe ich mich verlaufen und der Handyempfang in Deutschland lässt auch zu wünschen übrig. Die Sonne sinkt langsam hinter den Bäumen und es wird immer dunkler. Sogleich höre ich ein unheimliches Heulen in der Ferne. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Panisch schaue ich mich um, aber ich sehe nur die dunklen Baumstämme, die sich im Schatten der Nacht zu verbergen scheinen. Das Heulen wird lauter und näher. Ich renne los, ohne zu wissen, wohin. Ich muss hier raus, bevor es zu spät ist.

Als ich an einer kleinen Lichtung halt mache, wird mir bewusst, dass ich mich komplett verlaufen habe. Die Stille um mich herum ist fast greifbar und ich spüre eine leichte Gänsehaut auf meinen Armen. Plötzlich erblicke ich auf der anderen Seite der Lichtung einen majestätischen schwarzen Wolf, der mich mitseinen leuchtenden Augen fixierend zu beobachten scheint. Die Dunkelheit umgibt uns langsam und ich stehe wie erstarrt, fasziniert von der Schönheit und Wildheit dieses Tieres. Ein unheimliches Knurren durchbricht die Stille und ich spüre, wie sich mein Herz vor Angst zusammenzieht. Ich bin gefangen in einem Moment der Furcht und Bewunderung, während der Wolf langsam näherkommt.

Plötzlich beginnt er wieder zu knurren und ich bemerke, wie sich eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper ausbreitet. Doch dann geschieht etwas Unerwartetes. Der Wolf wendet sich ab und verschwindet lautlos im Dickicht. Ich atme tiefdurch und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Vielleicht war es nur ein Zeichen, dass ich hier nicht bleiben sollte. Ich setze, noch mit Angst in meinen Knochen, meinen Weg fort, in der Hoffnung, bald wieder auf den richtigen Pfad zu gelangen.

Gerade als ich mit meiner Lampe vom Telefon einen kleinen Weg sehen konnte höre ich Menschen reden. Ich bin versucht nach ihnen zu rufen, doch irgendetwas hält mich davon ab.
Mein Herz schlug schnell und fest, meine Hände fingen an zu zittern und ich spürte wie meine Angst einen neuen Höhepunkt erreicht.

Die Stimmen verstummen und ich blicke nochmal in alle Richtungen. Als ich mich nochmal umdrehe steht auf einmal jemand, den ich kenne, direkt vor mir und ich schrei ihn an: ,,Verdammt Noah, erschreck mich nicht immer so. Ich bekomme irgendwann noch einen Herzinfarkt." Noah lacht leicht und spricht amüsiert: ,,Oh Selena dafür schlägt dein Herz viel kräftig und gleichmäßig, wenn auch schnell. Was machst du hier Mitten im Wald während der Dunkelheit?" Ich versuche meinen noch unregelmäßigen Atem zu kontrollieren und zu verlangsamen bevor ich spreche: ,, Ich habe einen Spaziergang gemacht und habe mich verlaufen."

Er muss nicht die ganze Wahrheit wissen, er selber verschweigt mir anscheinend auch etwas. Wieso sollten die Leute nur mir sagen ich solle nicht in den Wald? Da er hier aufgewachsen ist und die Dorfbewohner kennt, sollte man meinen, dass er davon doch auch schon gehört hat. Ich werde ihm auch nichts von dem Wolf sagen, den ich gesehen habe. ,,Na komm Kleine, wir bringen dich nach Hause." ,,Wir? Wer ist dennoch hier?" ,,Meine Brüder, sie warten vorne an einer kleinen Gabelung." Ich bin nicht sicher ob ich ihn vertrauen sollte, aber das war meine beste Chance aus dem Wald rauszukommen.

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