Kapitel 26

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Vor der majestätischen Villa stehe ich in einem eleganten schwarzen Ballkleid, mein Gesicht verborgen hinter einer geheimnisvollen Maske. Als ich die Tür öffne und eintrete, erkenne ich sofort das prächtige Interieur des Hauses, das mir irgendwie vertraut vorkommt. Im festlich geschmückten Saal tummeln sich viele elegante Gäste, alle in ihren feinsten Roben gekleidet. Das Ambiente strahlt in einem opulenten Farbenspiel aus Gold und Rot, das mich in seinen Bann zieht.

Zwei elegante Herren mit kontrastierenden Haarfarben und Anzügen nähern sich mir, ihre Gesichter hinter mysteriösen Masken verborgen. Sie fordern mich zum Tanz auf und ich lasse mich auf das Abenteuer ein. Unsicher, wie ich mit beiden gleichzeitig tanzen soll, lasse ich mich von ihrer Anmut und Geschicklichkeit verzaubern. Sie wechseln sich ab, mich elegant durch den Raum wirbelnd, und ich fühle mich wie in einem faszinierenden Traum gefangen.

Die Berührung ihrer Hände lässt mich auf Wolke sieben schweben, ein Gefühl von Freiheit und Glück durchströmt meinen Körper. Jeder Kontakt lässt ein prickelndes Feuer in mir entfachen, das mich nach mehr verlangen lässt. In diesem Moment wünsche ich mir, dass die Zeit stehen bleibt und ich für immer in dieser magischen Umarmung verweilen könnte. Doch plötzlich sind sie verschwunden, und ich stehe alleine inmitten des Ballsaals, umgeben von Menschen, die mir ausweichen. Die Stille um mich herum ist ohrenbetäubend.

Plötzlich taucht aus der Menschenmenge ein Mann in einem leuchtend roten Anzug auf, der mir sofort bekannt vorkommt - es ist Finn, der mir schon so oft Ärger bereitet hat. Sein Gesicht ist unverhüllt, sein fieses Grinsen macht mir Angst, als er sich langsam auf mich zubewegt. Ich frage ihn, was er will, doch er schweigt und seine Augen nehmen eine unheimliche, schwarze Farbe an. Er beginnt sich vor meinen Augen zu verwandeln, und ich spüre, wie die Panik in mir hochsteigt.

Ich versuche zu fliehen, doch meine Beine sind wie gelähmt und ich kann mich nicht bewegen. Ein markerschütternder Schrei entfährt mir, als ein brauner Wolf auf mich zustürzt und mich mit seinen scharfen Zähnen angreift. Der Schmerz ist überwältigend, und ich spüre, wie er immer wieder zubeißt, während ich hilflos gefangen bin.

Ein sanftes flüstern durchdringt meinen Traum, mein Name wird gerufen und ich spüre, wie mich jemand schüttelt. Ein prickelndes Gefühl durchströmt meinen Körper, während ich langsam aus meiner Traumwelt auftauche. Die Realität verschwimmt mit meinen Träumen, als ich meine Augen öffne und direkt in Marcels besorgtes Gesicht blicke. Seine Augen suchen meine, seine Stimme voller Sorge: ,,Sel, geht es dir gut? Bitte antworte mir." Ich lächle schwach und antworte: ,,Ja, alles in Ordnung. Ich habe nur schlecht geträumt."

,,Du hast nicht nur schlecht geträumt. Du hattest einen Albtraum. Du hast geschrien und geweint." Meine Hand streicht sanft über mein feuchtes Gesicht, die Tränen verraten mir die Intensität meines Traums. Marcel fragt behutsam nach: ,,Was hast du geträumt?" Doch ich zögere, denn die mein Traum ist zu schmerzhaft, um es in Worte zu fassen. Ich antworte leise: ,,Ich möchte nicht darüber sprechen." Denn manchmal ist es besser, gewisse Träume einfach zu vergessen.

Er umfasst meine Hand und flüstert mir zu: ,,Wenn du reden willst, bin ich für dich da." Ich nicke, spüre ein angenehmes Kribbeln, als sich unsere Hände berühren. Plötzlich fällt mir Halloween ein und ich frage ihn direkt: ,,Hast du mit mir an Halloween getanzt?" Er schüttelt den Kopf und erklärt: ,,Nein, das war Luan. Warum denkst du jetzt an das Thema?" ,,Keine Ahnung", antworte ich.

Ich finde es seltsam. Spüre ich diese seltsamen Gefühle auch bei Luan? Ist das bei Wölfen normal? Da ich immer noch ziemlich müde bin, schiebe ich diese Gedanken vorerst beiseite. Marcel schlägt vor: ,,Schlaf noch ein bisschen, es ist erst 4 Uhr morgens." Ich stimme zu und er steht auf, um zur Tür zu gehen. Doch plötzlich überkommt mich Angst. Mutig frage ich: ,,Ich habe Angst. Kannst du bitte bei mir bleiben?" Er lächelt und antwortet: ,,Natürlich." Er löscht die kleine Lampe und legt sich auf die andere Seite des Bettes.

Ich frage ihn: ,,Hast mich gestern Abend ins Bett getragen?" Er antwortet mit einem einfachen "Ja". ,,Danke, und danke, dass du bei mir bleibst." Er antwortet: ,,Für dich immer." Diese Worte berühren mich auf eine Art und Weise, die ich nicht ganz begreifen kann. Meine Wangen erröten sich vor Freude und ich hoffe, dass er es in der Dunkelheit nicht bemerkt.

,,Es ist Zeit für dich zu schlafen", flüstert er sanft. Ich erwidere mit einem leisen "Gute Nacht" und er erwidert den Wunsch. Nach einer kurzen, friedlichen Stille spüre ich, wie meine Augen langsam schwer werden und ich sanft in einen traumlosen Schlaf gleite.

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