Kapitel 21

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Noch eine Woche verweilte ich in Felix' heilender Oase, wo meine Wunden rasch und effektiv von dem wundervollen Arzt behandelt wurden. Laura, Mia, Jonas und Noah schauten gelegentlich vorbei und wir tauschten uns aus, jedoch vermieden wir meine brennenden Fragen. Dennoch war ich dankbar für die Ablenkung, die sie mir boten. Seit diesem einen Tag habe ich weder von Marcel noch von Luan gehört.

Endlich kehre ich heute in meine eigenen vier Wände zurück, noch eine Woche bin ich krankgeschrieben. Felix hatte die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung an meinen Chef geschickt und Bea hatte ihn am Montag informiert, dass ich krank bin. Sie kannte zwar nicht die genaue Wahrheit, aber wusste, dass mir etwas Schlimmes widerfahren war.

Mia bringt mich behutsam nach Hause und unterstützt mich beim Tragen meiner Tasche bis in die Wohnung. Frau Müller empfängt mich herzlich und freut sich über mein Wiedersehen, doch sie ist verwirrt über die unklaren Informationen, die Noah ihr über den Vorfall gegeben hatte. Ich verspreche ihr, es ihr später zu erzählen, obwohl ich ihr nicht die Wahrheit sagen würde. Ich drücke Mia dankbar die Hand und versicherte ihr, dass ich mich bei ihr melden würde, wenn ich Unterstützung brauchte. Nachdem ich eine kurze Pause eingelegt habe, begebe ich mich unter den erfrischenden Wasserstrahl der Dusche.

Die Sonne neigt sich langsam dem Horizont zu und ich habe mich mit einer dampfenden Schüssel Nudeln auf dem gemütlichen Sofa vor dem flimmernden Bildschirm niedergelassen. Inmitten der fesselnden Handlung meiner Lieblingsserie "The Originals" fiebere ich mit Klaus mit, der wieder einmal mit einem genialen Plan seine Feinde zu besiegen versucht. Plötzlich unterbricht mich eine Nachricht auf meinem Handy und reißt mich aus der spannenden Welt der Vampire, Hexen und Werwölfe.

Marcel: Komme mit Luan heute Abend vorbei um mit dir zu reden.

Ich: Wow, ihr lebt noch. Was für eine Ehre, dass einer von euch sich bei mir meldet und reden will.

Marcel: Sei nicht so Sarkastisch. Bis später.

Ich beschließe nicht zu antworten. Während ich meine Serie weiter anschaue, erklingt plötzlich die Klingel an der Haustür. Ich drücke auf Pause und begebe mich langsam in Richtung des Eingangs. Jeden Schritt auf den Treppenstufen setze ich behutsam, um nicht auszurutschen. Ein mysteriöses Paket ruht vor meiner Haustür, als stummes Rätsel an einem sonnigen Sonntag. Kein Zusteller in Sicht, kein Absender erkennbar. Meine Neugierde ist geweckt, als ich meinen Namen und meine Adresse entziffere. Was mag sich wohl darin verbergen?

Das Paket liegt leicht in meinen Händen, doch spüre ich die Präsenz seines Gewichts. Mit behutsamen Schritten trage ich es in meine Wohnung und lege es auf den Esstisch. Aus der Küche hole ich ein scharfes Messer. Als ich vorsichtig das Paket aufschneide, wird mir von einem unheilvollen Gestank von Verwesung und Tod entgegengeblasen. Das Messer fällt aus meinen zitternden Händen, als ich erschrocken zurückweiche. Mein Kopf schwirrt vor Gedanken und Ängsten, aber bevor ich völlig die Kontrolle verliere, greife ich nach meinem Handy und wähle hastig Marcels Nummer.

,,Sel?" ,,Marcel komm schnell." ,,Was ist passiert?" ,,Ich habe Angst", bringe ich nur hervor. Wie soll ich das erklären. „Wir kommen sofort", sagt Marcel jetzt auch etwas nervöser. Ich sage: ,,Gut." Und lege auf. Die Geräusche von draußen dringen gedämpft in meine Ohren, als ich die leisen Stimmen im Flur vernehme. Frau Müller hat die beiden Männer offensichtlich hereingelassen. Die Schritte auf der Treppe werden lauter und plötzlich schwingt meine Wohnungstür auf. Mit einem Schwung kommen Marcel und Luan ins Esszimmer gestürzt, ihre Augen voller Erwartung auf mich gerichtet.

Als ich immer noch vollkommen geschockt bin, zeige ich zittrig auf das Paket und bringe kaum die Worte heraus: ,,Da drin ist etwas Totes." Luan geht zum Tisch und verzieht angewidert das Gesicht. Marcel gesellt sich zu ihm, bewaffnet mit einem Messer. Er reichte es Luan, der nun das Paket öffnet. Entsetzen machte sich auf ihren Gesichtern breit. Marcel nimmt mich in den Arm und Luan zieht einen Brief aus dem Paket und liest laut vor: ,,Dein Herz ist das nächste."

Ich löse mich aus Marcels Umarmung und schaue in die Box. Darin ruht ein Herz, das bereits in seinem Verfall begriffen ist. Ich wage zu fragen: ,,Ist das von einem Menschen?" Beide antworten synchron: ,,Ja." Die Übelkeit brodelt in mir wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Mein ganzer Körper zittert vor Angst, als ich mich hastig zur Toilette schleiche und mich übergebe. Der bittere Geschmack steigt mir bis in die Kehle, während Panik mich fest im Griff hat.

Als ich mich endlich wieder aufrichte, sehe ich die beiden Männer vor der Tür stehen. Mein Herz rast vor Schreck, als ich sie frage: ,,Und was jetzt?" Luan, der ältere der beiden, antwortet gelassen: ,,Ich muss erstmal telefonieren."

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