Kapitel 19

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Als ich langsam aus meinem traumlosen Schlaf erwache, dringt ein leises Rascheln an mein Ohr. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und entdecke Felix, der behutsam an einem der medizinischen Geräte herumhantiert. "Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken", sagt er leise. ,,Deine Blutwerte und Vitalfunktionen sind wieder stabil, daher dachte ich, ich könnte dich von den Kabeln befreien." ,,Ist nicht schlimm, ich bin froh wenn das ganze Zeugs ab ist. Außerdem müsste ich mal auf die Toilette." ,,Kein Problem. Soll ich dir helfen oder soll ich Laura holen?", fragt er mich. ,,Wenn du Laura bescheid sagen könntest wäre das super."

Er holt sein Telefon raus, tippt darauf rum, steckt es wieder ein, um mich dann von den restlichen Kabeln zu befreien. ,,Den Zugang lassen wir noch drin, falls es dir nochmal schlechter gehen sollte." Ich nicke stumm. Ich bin verdammt dankbar, dass sie mir geholfen haben. Ohne sie wäre ich jetzt tot oder noch schlimmer, Finn hätte mich entführt oder ähnliches. Plötzlich pocht es an der Tür und mit einem strahlenden Lächeln betritt Laura den Raum. ,,Na, dann wollen wir mal", sagt sie voller Tatendrang. Obwohl mir die Situation etwas unangenehm ist, spüre ich, dass ich noch nicht alleine aufstehen kann.

Gemeinsam versuchen wir, mich auf die Beine zu bringen. Sie umarmt mich fest und ich erhebe mich langsam. Doch als ich endlich stehe, überkommt mich ein Schwindelgefühl. ,,Warte, ich brauche einen Moment", flüstere ich, während sich die Welt um mich herum zu drehen scheint. Nach einer kurzen Pause geht es wieder und wir machen uns auf den Weg zur Toilette.

Als ich fertig bin, begleitet mich Laura zurück zu meinem Bett. Felix versichert mir: ,,Morgen wirst du dich schon besser fühlen, dein Körper braucht einfach etwas Zeit, um sich wieder an die Bewegung zu gewöhnen." Ich bedanke mich erneut bei den beiden. Vielleicht ist Felix doch nicht so ein Ungeheuer, wie ich dachte. Er verabschiedet sich und geht, während Laura bei mir bleibt. Ich habe noch einige Fragen zu unserem vorherigen Gespräch, die ich ihr stellen muss.

Laura schaut mich mit einem Blick voller Wissen an und strahlt vor Freude, als sie sagt: ,,Dann frag doch, lass das Verhör beginnen." Ihr Lachen füllt den Raum und lässt mich erahnen, dass sie einige überraschende Antworten parat hat. Die Fragen sprudeln aus mir heraus wie ein wilder Fluss, der unaufhaltsam durch die Landschaft rauscht: ,,Warum hast du Felix und den anderen dann doch vertraut? Wie kann man einen Werwolf identifizieren? Was sind ihre Eigenschaften? Was ist ein Rudel? Ist das so etwas wie eine Gruppe bei Tieren? Was sind Seelenverwandte und wie hast du das bemerkt? Was sind ihre Schwachstellen? Und was ist eigentlich mit Bea?"

,,Wow mit so viel habe ich dann doch nicht gerechnet", gesteht mir Laura. ,,Also Bea geht's gut. Sie ist ein Mensch und nein, sie weiß noch nichts über Werwölfe." Da bin ich erleichtert. Wie konnte ich sie nur vergessen? Immerhin ist sie meine Freundin, auch wenn sie mich sehr sauer gemacht hat. ,,Das ich ihnen vertraut habe liegt daran, weil wir miteinander gesprochen haben. Es soll kein Vorwurf sein, aber du hast dich verschanzt und niemanden an dich rangelassen. Wir wollten es dir alle erklären." Ja, sie hat Recht, ich habe mich versteckt. Aber ich war total verängstigt.

,,Genau wie du vermutet hast, betrachten sie sich selbst als Teil Wolf und bezeichnen ihre Gruppe stolz als Rudel, ganz wie die Tiere." ,,Okay", antworte ich nur. Es fühlt sich irgendwie surreal an, darüber zu reden, als ob ich in einer anderen Welt wäre, obwohl ich schon seit Wochen von ihrer Existenz weiß. Es ist, als ob ich in einem verrückten Traum gefangen wäre, der mich nicht loslassen will. ,,Kurz gesagt, die Wölfe erkennen sofort ihre Seelenverwandten, wenn sie sich begegnen. Auch wir Menschen spüren eine magnetische Anziehungskraft, die mit jeder Begegnung intensiver wird." ,,In den Büchern und Filmen verwandeln sich Werwölfe nur bei Vollmond, doch als ich das gesehen habe war keiner", unterbreche ich sie, weil mir die Frage noch eingefallen ist."

,,Es ist nicht immer alles so wie in den Büchern, Filmen und Serien", lacht Laura. ,,Und was sind ihre Eigenschaften? Ich meine ich habe gemerkt, wie schnell und auch stark sie sind aber können sie noch was?" ,,Sie haben geschärfte Sinne. Sie können viel besser riechen als und auch hören. In der Nacht können sie auch sehr scharf sehen." „Wow, das ist beeindruckend", gebe ich zu. Ein sanftes Klopfen an der Tür unterbricht unsere angeregte Unterhaltung und die Tür wird schwungvoll geöffnet. Marcel tritt mit strahlenden Augen herein und ich spüre sofort eine gewisse Unruhe in mir aufkommen. Laura begrüßt ihn herzlich und verkündet: "Schön, dass du da bist. Jetzt darfst du die Ehre haben, ihre Fragen weiter zu beantworten", und geht.

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