Schuss und Treffer Tanz mit dem Ball Fortsetzung Teil 15 ✔️

Kapitel 202

Sascha drängelte sich durch die ganzen Leute in der Mixed Zone. Normalerweise wurden hier nach einem Spiel die Interviews mit den Presseleuten geführt. Und normalerweise war es hier nur nach einem Spiel so voll wie heute. Wo kamen all diese Menschen her? Er reckte sich und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. In der laut plappernden Menge entdeckte er auch endlich ein bekanntes Gesicht. Nina, stand dort und unterhielt sich augenscheinlich mit einem Pressevertreter. Von Delphine war hier aber weit und breit nichts zu sehen. Das ärgerte Sascha ziemlich. Na ja eigentlich ärgerte ihn viel mehr die Tatsache, dass er erst jetzt hier aufgetaucht war. Das lag aber nicht an seiner Trödelei, sondern war der Tatsache geschuldet, dass er den Vormittag auf dem Trainingsgelände beim Regenerationstraining nach dem Spiel gestern verbracht hatte. Und da es das letzte Spiel vor Weihnachten und damit vor der Winterpause war, hatte der Trainer sie auch noch zu einer kleinen Besprechung heran gepfiffen, die dann eher größer als kleiner war. Hätte es nicht gereicht, wenn er einfach nur die Trainingspläne für den Urlaub verteilt hätte? Nein, er musste auch noch auf die aktuelle Tabellensituation und die Ziele für die Rückrunde eingehen. Als ob sie die Tabelle nicht selbst lesen konnten und nicht wussten, dass nur der Meister wird, der schlussendlich die meisten Punkte einfährt. Aber das war ja jetzt auch egal. Wichtig war, dass er Delphie jetzt möglichst schnell fand. Er wollte ihr unbedingt noch alles Gute für ihren Auftritt wünschen und ihr einen kleinen Glücksbringer überreichen. Ja, den hatte er beim Weihnachtsgeschenke Shopping mit Phil vor ein paar Tagen entdeckt. Es war ein silbernes Armband mit einem kleinen Delfin daran. Außerdem hatte er sich auch noch an das Gespräch über Lampenfieber erinnert und war in einen Teeladen in der Innenstadt marschiert, wo er sich ausgiebig hatte beraten lassen. Seit dem war er Besitzer diverser Teemischungen, eines speziellen Teeeis und einer besonders für Tee geeigneten Thermosflasche. Jawohl, nicht nur Engländer waren in der Lage den perfekten Tee zu kochen. Das nützte aber alles nichts, wenn er seine Cousine nicht gleich fand. Dann half die Thermoskanne de Luxe in seinem Rucksack niemandem. Sascha lief zu Nina. Sie wusste bestimmt, wo er Delphie fand. „Sehen Sie nur, da ist ja auch Herr Durm. Ich muss Ihnen ja den besten Verteidiger der Liga wohl nicht vorstellen." Nina hatte Sascha bemerkt, der einen Meter von ihr entfernt gewartet hatte, bis das Interview beendet war. Sie zog Sascha am Arm zu sich und ehe er sich versah, hatte er ein Mikro vor der Nase. „Sie hatten also die Idee für diese Veranstaltung?" „Ja, man könnte sagen, ohne ihn, wäre das alles hier nicht zustande gekommen", übernahm Nina das Antworten für ihn. Das stimmte doch so aber überhaupt nicht. Das Ganze war doch die Idee von Delphie und nicht seine. Er hatte sie doch nur versucht zu unterstützen. Das musste er jetzt sofort aufklären. Er konnte sich doch hier nicht mit fremden Federn schmücken. „Eigentlich ist das hier die Idee meiner Cousine Delphine Bürki. Ich bin da nur ein ganz kleines Rädchen in dem ganzen Uhrwerk. Sie hat hier alles auf die Beine gestellt." Nina winkte ab. „Da sehen Sie es, unsere Spieler sind so bodenständig und bescheiden, dass sie lieber alles aus dem Hintergrund organisieren und anderen den Ruhm lassen." Boah, dieses dämliche Gekicher von Nina ging ihm echt auf den Zünder. Sie sollte endlich diesen Presseidioten abwimmeln und ihm sagen, wo sich gerade Delphie aufhielt. Es war doch nicht mehr allzu viel Zeit, ehe es losging. Nachher brauchte sie seinen Tee auch nicht mehr. „Nina, ich müsste dich mal kurz sprechen", wandte er sich deshalb auch ungeduldig an die Blondine neben ihm. Sie zog ihre Augenbrauen hoch und grinste breit. „Sie hören es, mein Typ wird verlangt. Wir haben aber ja auch alles besprochen. Genießen Sie das Spektakel, dass der BVB Ihnen gleich bietet von der Pressetribüne aus. Und ein frohes Weihnachtsfest Ihnen und Ihrer Familie." Sascha atmete erleichtert auf, als der Typ endlich verschwand und Nina sich ihm zuwendete. „Was möchtest du denn mit mir besprechen?"  Wie alte Freunde hakte sie sich bei ihm unter und zog ihn ein Stück aus dem ganzen Trubel heraus in den Gang zu den Kabinen. „Also, ich wollte...." Saschas Blick fiel zu der Kabinentür, die sich gerade öffnete, weil Tanja, die Mutter von Will, die für die Kostüme zuständig war, herauskam und an ihnen vorübereilte. Hoffentlich gab es keine Probleme. Sascha erhaschte einen schnellen Blick in die Kabine, um sich ein Bild zu machen und vielleicht den Retter in der Not zu spielen. Was er da sah, gefiel ihm aber überhaupt nicht. Warum saß dort Delphie mit diesem Tom zusammen gekuschelt und nippte an einem Becher? Ganz einfach, weil er mit seinem beschissenen englischen Tee schneller als Sascha war. Verfluchte Schei........Scheinheiligkeit! Wieso hatte sein dämlicher Trainer nicht einfach mal pünktlich Schluss machen können, dann wäre er früher hier gewesen und hätte diesen englischen Scone abgekocht. Ja, dann hätte er einfach mit seinem dämlichen Tee davon bröseln können. Und hätte das etwas geändert? Nee, nicht wirklich. Delphie hätte dann zwar Saschas Tee getrunken, aber letztendlich wäre der Pfosten trotzdem immer noch ihr Freund gewesen. Sascha spürte, wie sich sein Magen schmerzhaft zusammenzog. Er musste an Delphies weiche Lippen denken, die wahrscheinlich gerade Toms berührten. Scheiß Kopfkino! „Also was wolltest du besprechen?" Nina zwinkerte ihm zu und ging noch mehr in den Körperkontakt. Mann, was sollte denn das? Hatte die noch nichts von persönlichem Abstand gehört? „Saschi, da bist du ja auch endlich!" Tessa kam aus der Richtung der Gästekabine auf sie zu. „Kannst du bitte mitkommen und uns ein bisschen mit den Kiddies helfen. Du kennst sie ja doch besser. Die sind so aufgeregt wie ein Bienenstock." Sascha warf einen enttäuschten Blick zur geschlossenen Kabinentür und folgte Tessa in die andere Richtung. Dann müsste er seinen Tee wohl an die Kinder verteilen.