Kapitel 218

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Delphine streckte sich in ihrem Bett. Sofort wurde das Schnurren neben ihr etwas lauter und dann setzte das sanfte Trampeln auf ihrem Bauch ein. „Duchesse, meine Süße. Du hast auch schon ausgeschlafen." Delphine kraulte ihre Katze am Hals und ihre Gedanken wanderten zum gestrigen Tag. Sofort war da wieder ihr Gespräch mit Phil und Tessa in ihrem Kopf.... Und die erfolglose Suche nach Sascha. Nachdem sie ihn nirgends gefunden hatte, war sie ganz schön deprimiert und ihre euphorische Stimmung dahin gewesen. Leokardia hatte sie versucht zu trösten und ihr von irgendeinem Plan erzählt, den Sascha gehabt hatte. Super! Wie hieß der Plan? Ich laufe so weit wie möglich vor Delphine weg, damit sie mich auf keinen Fall findet? Sofort spürte Delphine wieder diese Enttäuschung in sich. Manno, sie wollte nicht auf irgendwelche angeblichen romantischen Blumensträuße warten. Also, wenn sie der Aussage der beiden Sektdrosseln Kathie und Vicky glaubte. So wie es aussah, pflückte Sascha dann die Blumen scheinbar erst in Holland oder irgendwo anders. „Weißt du eigentlich, wie blöd es ist sich zu verlieben?" Duchesse stupste mit ihrem Kopf gegen Delphines Hand, damit sie sie weiter kraulte. Manchmal beneidete sie ihre Katze für die Einfachheit ihres Lebens. „Du hast es gut, du musst dir keinen Kopf machen, wieso dein Kater vor dir wegläuft. Dir reicht es einfach aus, hier im Haus zu sein, gestreichelt zu werden und dein Fressen zu bekommen." Delphine verzog ihr Gesicht. Okay, vielleicht hörte sich das nicht beneidenswert, sondern langweilig an. Aber manchmal war langweilig ja auch nicht schlecht. Ihre Gedanken wanderten wieder zu den beiden Sektdrosseln. Sollten sie sich nicht geirrt haben, dann würde es heute einen Antrittsbesuch bei Kathie für sie geben. Alleine der Gedanke sorgte schon für das Gegenteil von Langeweile. Delphines Herz raste los und sie sprang aus dem Bett. Es war schon weit nach neun Uhr. Ja, der Uhrzeiger näherte sich schon dramatisch der zehn. Verflucht! Sie musste dringend ins Bad und sich fertig machen. Was sollte sie überhaupt anziehen? Ja, was zog man zum Antrittsbesuch bei der Schwiegermutter an? Die einen ja eigentlich schon kannte. Trotzdem etwas Ordentliches, das war klar. Aber in eines ihrer Pariser Kleider würde sie sich trotzdem nicht zwängen. Nein, die Zeit war definitiv vorbei. Kathie sollte sich damit abfinden, wie sie war. Und wenn ihr das nicht gefiel, dann war es ihr Problem. Nein, Delphine würde sich garantiert nicht verrenken, um jemandem zu gefallen. Das hatte sie schon viel zu lange in ihrem Leben getan....und den mäßigen Erfolg hatte man ja gesehen. Sie war so, wie sie war. Und das war auch gut so. Wem es nicht gefiel, der hatte halt Pech. Es konnte aber nichts schaden, wenn sie sich ins Bad aufmachte, für den Fall, dass Sascha sich doch noch hier vorbei bequemte. Delphine hatte nicht vor, ihm in ihrem Schäfchenschlafanzug gegenüber zu treten, wenn so etwas wichtiges wie vielleicht der Rest ihres Lebens geklärt wurde. Sie schnappte sich ein paar Klamotten aus dem Schrank, als ihre Zimmertür aufgerissen wurde und Dani hereingestürmt kam. „Fini, du musst mir helfen!" Er sah total zerknirscht aus. Also musste es etwas ziemlich Dringendes sein. „Wobei soll ich dir denn helfen? Hast du vergessen Geschenke zu besorgen und jetzt ist dir aufgefallen, dass heute Heiligabend ist", versuchte sie ihn grinsend aufzuheitern. Dani schüttelte immer noch bedröppelt den Kopf. Okay, dann musste es wirklich etwas ganz, ganz Wichtiges sein. „Du musst mit mir nach Brackel fahren. Ich habe meine Torwarthandschuh in der Kabine beim letzten Training vergessen." Delphie zuckte mit den Schultern. „Dann werden sie das nächste Mal dort auf dich warten." Sie würde bestimmt vieles tun, aber nicht heute Vormittag dort mit ihrem Bruder mit dem Bus hinrödeln. Das konnte er vergessen. Nachher verpasste sie deshalb noch Sascha und seinen Pflückstrauß aus Holland. Bei dem Gedanken musste sie schmunzeln. „Nein, die räumen am Jahresende da einmal durch und werfen alles weg, was da rumliegt." Man, konnte der Kleine verzweifelt gucken. Trotzdem! „Die sind aber von Papa und meine absoluten Glückshandschuh." „Ich muss aber schnell noch ins Bad." „Dann beeile dich, hopp, hopp!" Dani schob sie raus auf den Flur. Okay, anstelle eines Hopp, hopp, hätte ja auch ein einfaches Danke gereicht. Delphine schüttelte grinsend den Kopf als sie sich die Zahnbürste in den Mund schob. Dann hatte Kathie halt noch mehr Pech und bekam im schlimmsten Fall eine total derangierte Delphine mit Katzenwäsche zu sehen. Es gab ja schlimmeres, zum Beispiel weggeworfene Torwarthandschuh ihres Vaters....
„Na, endlich!" Dani stand mit tippendem Fuß im Flur als sie aus dem Bad trat. „Hier, wir müssen los!" Er drückte ihr ihre Handtasche und ihr Handy in die Hand. Scheinbar hatte das der kleine Strauchdieb in der Zwischenzeit wohl aus ihrem Zimmer geholt. Kopfschüttelnd lief sie hinter ihm die Treppen hinunter. „Wo wollt ihr hin?" Lu hüpfte aufgeregt neben Dani und Delphine in der Flurgarderobe auf und ab. Man, stand die schon wegen dem Weihnachtsmann unter Spannung. „Nach Brackel", kam es kurzangebunden von Dani. „Darf ich auch mit?" „Ja, bitte nehmt sie mit!" Delphines Mutter war zu ihnen getreten und schüttelte ganz leicht mit dem Kopf. „Sie rennt mir ständig zwischen die Beine und wenn nicht etwas passiert, dann haben wir dieses Jahr nicht eine verkohlte Gans wie im letzten Jahr, sondern eine rohe, weil ich sie nicht einmal in den Ofen bekomme." „Jaa, ihr müsst mich mitnehmen. Biiiiitttttte! Sonst gibt es keine verkohlte Gans." Wie konnte man bei dem Bettelblick und der Aussicht auf eine verkohlte Gans, nein sagen. „Los, zieh dich an, du kleine Nervensäge." „Danke!" Delphines Mutter schaute sie dankbar und erleichtert an. „Lasst euch ein bisschen Zeit. Ich hole euch dann auch in Brackel mit dem Auto ab", zwinkerte sie ihrer großen Tochter zu. Na das hörte sich ja nicht verkehrt an. Delphine trat mit ihren Geschwistern aus der Tür. Sofort strahlte ihr die Sonne ins Gesicht. Na das machte doch gleich gute Laune. Scheinbar auch Lu, denn sie hüpfte wie ein kleines Karnickel an ihrer Hand. Auf dem halben Weg zur Bushaltestelle hielt ein Auto neben ihnen. „Wo wollt ihr drei denn hin?" „Leokardia!" Lu strahlte ihre große Schwester an und hüpfte zur offenen Seitenscheibe. „Wir wollen nach Brackel, weil Dani da was in der Kabine vergessen hat", klärte Delphine sie auf. „Schusselbirne", grinste Leokardia ihn an, ehe ein leises Klacken zu hören war. „Los, dann steigt ein. Ich fahre euch schnell." Na, das war ja viel bequemer und zeitsparend. Delphine lief zur Beifahrertür. Wieso stellte sich Dani denn davor, damit sie sie nicht öffnen konnte? „Leo hat garantiert mehr zu tun, lass uns lieber mit dem Bus fahren." „ Quatsch, dann hätte sie es ja nicht angeboten." Delphine war wirklich nicht scharf auf den Bus. Ganz abgesehen davon, dass Lu auch schon sich auf dem Kindersitz von Emilio anschnallte. Sie schob ihren Bruder zur hinteren Tür und öffnete sie für ihn. Warum sah er denn jetzt schon wieder so verzweifelt aus?

Schuss und Treffer Tanz mit dem Ball Fortsetzung   Teil 15  ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt