Kapitel 213

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„Findest du nicht auch, dass Messi viel besser als Ronaldo war? Und eigentlich hätte mein Dad diesen blöden Ballon d'Or noch viel mehr verdient", ereiferte sich Benny, während Delphine sich fragte, wer der Müllsammler und dieser Ronaldo waren, die irgend einen goldenen Ball bekommen hatten. Also, da Benny so flammend redete, musste alles mit Fußball zusammenhängen. Das war ihr schon klar. Mehr aber auch nicht. Bei dem Gedanken an Fußball begannen ihre Augen sofort den Raum abzuscannen. Wo war Sascha denn hin? War das wirklich eine Frage? Mit Sicherheit war er schon unterwegs ins Hexenhaus. Was denn sonst? „Bist du da anderer Meinung?" Benny schaute sie verwirrt an. „Ähm nee, wieso?" „Na, weil du gerade geknurrt hast." Mist, das durfte ihr nicht passieren. Sie musste ihre Gefühle besser unter Kontrolle haben. Das hatte sie doch in Paris bei Madame Tourant auch immer hinbekommen. „Sie hat nicht geknurrt, sondern ihr Magen." Wo kam denn Phil auf einmal her? „Und deshalb nehme ich Marshmallow jetzt auch mal mit. Und du hältst hier die Stellung." Benny nickte seinem Bruder ohne Widerspruch zu, auch wenn er etwas enttäuscht wirkte. Ehe Delphine aber Einspruch einlegen konnte, um bei ihrem besten Kumpel zu bleiben, wurde sie von Phil bereits die Treppe hinuntergeschoben. Häh? Was sollte sie denn hier unten? Da gab es mit Sicherheit nichts zu essen. Hier waren nur die ganzen Getränke im Keller.  „Da seid ihr ja endlich. Ich dachte schon, dat ich hier meine Kinder entbinden muss, ehe ihr da seid." Wieso wartete Tessa hier im Keller auf Phil und sie? Musste Delphine das verstehen? „Man, die guckt ja wie ein Mondfisch." Wie hatte Tessa sie gerade genannt? „Ich sehe nicht wie ein Mondfisch aus. Vielleicht solltest du lieber nicht in den Spiegel schauen und dann auf andere schließen." Gemein sein konnte Delphine auch. „Ich gehe dann mal wieder." Sie drehte sich wieder zur Kellertür. So blöde Sprüche musste sie sich ja nun mal nicht bieten lassen. „Nix da, du bleibst hier!" Phil stoppte sie an der Hand. „Außerdem hört auf euch über Mondfische lustig zu machen. Auch wenn Aquaristik nicht gerade zu meinem Spezialgebiet zählt, kann ich euch sagen..... Ach Quatsch!" Er schüttelte den Kopf. „Ich werde euch jetzt hier keinen Vortrag über Mondfische halten, sondern wir reden über das, weshalb wir uns eigentlich hier getroffen haben." „Ich habe mich hier nicht mit euch getroffen. Du hast mich hierher entführt." Das musste ja mal festgehalten werden. Delphine war ja nicht wirklich freiwillig mit den beiden Nasen hier im Keller. Also besonders nicht mit Tessa. „Und das hat auch einen guten Grund." Guter Grund, welcher sollte das sein? Andererseits hatte sie ja auch nichts besseres zu tun. Also konnte sie sich ja mal anhören, um was es ging.  „Ja, wir müssen über Saschi sprechen", nickte Tessa zustimmend. „Das mit seiner schlechten Laune geht ja so nicht weiter." Da hatte Tessa zwar recht, aber da war sie wohl die falsche Adresse.  „Und wieso wollt ihr dann mit mir sprechen? Da solltet ihr euch lieber an diese knubbelige Hakennase wenden." Das knubbelige Hakennase hatte sie knurrend ausgestoßen. Ja, wenn sie nur an diese alte Gewitterziege dachte, könnte sie Reißzähne bekommen.  „Ach, du meinst Nina?" Tessa fing an zu lachen. „Dat ist echt eine passende Beschreibung. Ich würde auch noch scharf wie Nachbarslumpi hinzufügen." „Sehr interessant." Phil zog die Augenbrauen hoch. „Nichts für dich, die steht nur auf Männer mit Erfolg und Moos an den Beinen." Phil zuckte mit den Schultern. „Also ich finde mich ziemlich erfolgreich, aber anstatt Moos habe ich meist Modder an den Gummistiefeln." Er winkte ab. „Aber ich meinte auch nicht die Vereinsmatratze, sondern die Reaktion von Marshmallow." „Was für eine Reaktion?" Delphine hatte doch nur einen Hinweis gegeben, dass sie der falsche Ansprechpartner war. „Du hast ziemlich eifersüchtig reagiert." „ Und angepisst", stimmte Tessa ihrem Bruder zu. Wollten die beiden sie jetzt auch noch nerven? Da hatten sie sich aber die Falsche ausgesucht. „Ihr spinnt ja!" „Tun wir nicht. Du brauchst gar nicht zu leugnen. Leo hat uns von eurem Gespräch erzählt." Na toll! Was war ihre Schwester bitte für eine Petze? Das hätte sie echt nicht gedacht, dass sie mit der Sache bei ihren Freunden hausieren ging. Wieso hatte sie Leo nur vertraut? Weil sie ein gutes Verhältnis mittlerweile hatten. Jedenfalls hatte das Delphine bis gerade eben gedacht. Das war wohl ein ziemlich fataler Trugschluss gewesen. Nochmal würde ihr das mit Sicherheit nicht passieren. „Du stehst auf Saschi und er steht auf dich!", grinste Tessa sie breit an. Ja, genau. Also Delphine hatte ja mittlerweile schon Bekanntschaft mit den berühmten Schwangerschaftshormonen gemacht, aber scheinbar sorgten die nicht nur für gefühlsmäßige Verwirrung, sondern wirbelten auch den klaren Menschenverstand und das Denkvermögen durcheinander.  „Ja, klar und ein Fußballspiel dauert 120 Minuten." Die hatte doch echt einen Vollknall. „Ja, mit Verlängerung schon, wenn es kein Elfmeterschießen gibt." Was? Wovon redete Tessa da? Die dauerten immer nur 90 Minuten. Das wusste Delphine ganz genau. Vielleicht sollte Delphine die Unmöglichkeit der Aussage mit Sascha noch einmal genauer untermauern, auch wenn sie ihr noch so gefallen würde. Die Frage war nur, womit, so dass Bremsbirne Tessa es auch wirklich verstand?  „Also ich weiß aus sicher verbriefter Quelle, dass Sascha absolut auf dich steht. Und da musst du auch gar nicht überlegen, wie du das widerlegen kannst", mischte sich auch Phil wieder ein. Hatte der jetzt auch einen Vollknall? Oder färbte die Blödheit seiner Schwester gerade ab? „Verleugnen hilft nicht, Marshmallow." Jetzt reichte es aber! Wollten die sie echt verarschen? „Quakt mich nicht voll, sondern redet mal mit Sascha. Keine Ahnung, wie ihr auf den Blödsinn kommt, dass er auf mich steht, aber wenn das so wäre, dann hätte er ja wohl nicht ständig mit dieser knubbelnäsigen Hakennase getroffen. Und dir hat er auch noch ihren beschissenen Pulli in die Hand gedrückt, um ihn mir zurückzugeben. Du erinnerst dich vielleicht? Das würde ich mal verliebte geistige Umnachtung nennen, wenn ich nicht einmal weiß, wem der Lumpen gehört. Keine Ahnung, was ihr euch da für einen Blödsinn zusammenreimt oder er euch für Blech erzählt hat." So jetzt guckten die beiden aber erst einmal dumm. Damit hatten sie wohl nicht gerechnet. Aber das musste ja mal gesagt werden!

Schuss und Treffer Tanz mit dem Ball Fortsetzung   Teil 15  ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt