Delphine war die Kellertreppe hochgerast. Jetzt, wo sie wusste, dass Sascha keine Freundin hatte und diese knubbelige Hakennase nur eine aufdringliche Randerscheinung war, musste sie unbedingt mit Sascha sprechen und da einiges klären. „Mensch Wuff, du alter Flohsack, musst du mir gerade jetzt vor die Füße rennen?" Sie wäre fast über diesen dämlichen Köter gestolpert und auf ihrer Nase gelandet. Aber auch ein ganzes Hunderudel würde sie nicht aufhalten können. „Kleene, wat schimpfste denn so mit die Töle? Die is doch wieda nur uff Futtersuche. Dit Viech is noch verfressener als deene Schwester und dit is schon fast nich möglich." Delphine musste lachen. Ja, Leokardia war echt eine Fressraupe. „Ich habe es eilig. Hast du durch Zufall Sascha gesehen?" Ein Hinweis würde ihr weitere Zeit sparen. „Der war da eben mit Benny zusammen." Opa Chris deutete zu einer Stelle im Wohnzimmer. Genaugenommen zu der Stelle im Wohnzimmer, an der sie zuletzt auch mit Benny gestanden und gequatscht hatte, bevor sie von Phil und Tessa in den Keller entführt worden war. Blöderweise stand da aber niemand mehr....weder Benny noch Sascha. Egal! Sie würde Sascha schon noch finden. Ihr Blick fiel wieder zu dem kleinen Kläffer, der sie immer noch bettelnd anschaute und sie beugte sich zu ihm runter und schnappte sich sein Schlappohr, um dort hineinzuflüstern. „Pass mal auf, Wuff. Ich müsste mal ganz dringend mein Revier abstecken. Also zwar nicht so wie du durch anpullern, aber anders." Bei den Worten musste sie kichern. Ja, das würde sonst wohl zu einiger Verwirrung bei Sascha führen. „Dafür müsste ich es aber erst einmal finden. Und da kommst du jetzt ins Spiel. Kannst du mir mit deiner Schnuffelnase helfen Sascha zu finden? Er ist der bestduftende hier." Ja, Delphine liebte sein männlich und doch irgendwie sportlich duftendes Rasierwasser, das ihr immer in seinem Auto in die Nase gekrochen war, wenn sie ins Einzigartig nach Bochum unterwegs waren. „Für dich wäre auch als Erfolgsprämie ein, vielleicht sogar zwei von diesen wunderbaren Würstchen drin, die da neben dem Kartoffelsalat warten." Delphine klappte das Ohr des Hundes wieder an, der sie aufmerksam anschaute und kraulte ihm das Köpfchen. „Also los, such Sascha." Als hätte er verstanden, was sie gesagt hatte, trabte der Hund los. Vielleicht sollte sie ihm einfach folgen. Schaden konnte es ja nicht. „Manno, du solltest mich nicht zu den Würstchen führen." Sie schüttelte den Kopf, denn der Hund war schnurstraks in die Küche marschiert. Scheinbar hatte er ein selektives Verständnis, das sich ausnahmslos um Fressen drehte. Sein treuer Blick zwang Delphine nach einem Würstchen zu greifen. „ Hier, du hast dein bestes gegeben", zwinkerte sie ihm zu, denn auch wenn sie Sascha noch nicht gefunden hatte, war nach dem Gespräch im Keller ihre Laune in einem absoluten Hochbereich. Und sie würde ins Unendliche steigen, wenn sie Sascha erst gefunden hatte. „Lass das mal nicht Phil sehen, der hält dir gleich einen Vortrag über artgerechte Ernährung." Delphine hatte Max vorher gar nicht bemerkt. „Aber ich verrate dich nicht", zwinkerte er ihr zu. Das war schon witzig, dass sie mittlerweile so ein lockeres und entspanntes Verhältnis mit dem Medizintroll hatte. Sie musste schmunzeln. „Na da habe ich ja Glück." Und noch mehr Glück hätte sie, wenn.... „Weißt du durch Zufall, wo Sascha gerade ist?" Max schien kurz zu überlegen. „Also vor gar nicht so langer Zeit habe ich ihn mit Leo in den Bürotrakt verschwinden sehen." „Danke!" Delphine beugte sich zu ihm und drückte ihm überschwänglich einen Kuss auf die Wange. Das bescherte ihr überrascht hochgezogene Augenbrauen und große Augen. „Guck nicht so überrascht, ist Weihnachten", rechtfertigte sie sich und drehte sich um. Dann würde sie mal schnell in der Agentur ihr Glück versuchen. „So viel gute Laune bei dir macht mir trotzdem Angst", hörte sie hinter sich Max lachen. Okay, das forderte sie heraus und sie drehte sich einmal kurz um, um ihm kurz die Zunge herauszustecken. „Jetzt habe ich wirklich Angst", zwinkerte er ihr zu und tat so, als ob er zitterte. Irgendwie war der Medizintroll echt ziemlich lustig. Das hätte sie niemals erwartet. Kichernd, rannte Delphine aus der Küche. Gerade als sie nach der Klinke der Tür zur Agentur griff, öffnete die sich und Leo und Maja kamen mit einem Tablett in der Hand heraus marschiert. „Wisst ihr, wo Sascha ist?" Die beiden schauten sie überrascht an und zuckten synchron mit den Schultern. „Eigentlich hätten wir erwartet, dass er bei dir ist." Wieso, kam ihre Schwester auf die Idee? Logisch, schoss es Delphine durch den Kopf. Wahrscheinlich hatten die beiden genauso ein Gespräch mit ihm geführt, wie Phil und Tessa mit ihr. Eigentlich sollte sie ihre Schwester dafür erwürgen, dass sie sich da in etwas einmischte, was sie eigentlich gar nichts anging.....andererseits war sie gerade viel zu glücklich. „Also, in der Agentur ist er jedenfalls nicht." Okay, dann konnte sie sich den Weg sparen. Delphine drehte sich wieder um und scannte das Wohnzimmer ab. Hier war er definitiv auch nicht. Sie biss sich in die Innenwange und überlegte. Wo konnte er sein? „Ach da sind ja zwei unserer werdenden Mütter." Ihre Mama und ihre Freundinnen waren im Rudel auf Leo, Maja und sie zugekommen. Alle hatten ein Sektglas in der Hand und schienen schon ziemlich angeheitert. „Warum schaust du denn so nachdenklich, Fini?", wandte sich ihr ihre Mutter zu. „Ihr habt nicht durch Zufall Sascha gesehen?" Einen Versuch war es ja wert. „Der ist bestimmt gerade beim Blumenladen", kicherte Vicky. „Quatsch, der wollte mit Benny und Dani bei uns Fußball spielen", widersprach Franzi. „Nee, der wollte den romantischen Rosenkavalier spielen und hat uns noch um Rat gefragt", grinste auch seine Mutter Kathi zufrieden. „Scheinbar hat er endlich ein nettes Mädchen gefunden und ich werde es morgen kennenlernen." Ach du heilige Göttin der Schwiegertöchter, schoss es Delphine durch den Kopf. Hatten Tessa und Phil da vielleicht doch etwas falsch verstanden und sie war gerade auf dem Irrweg? Sie müsste Kathi ja nicht mehr kennenlernen, sie kannte sie ja schon von Geburt an. Oder hatten die beiden Sektdrosseln da vielleicht etwas falsch verstanden. Das wäre schon möglich, so angeheitert wie sie waren. „Das mag ja alles sein, aber die Jungs wollten eben Fußball spielen, als sie uns an der Tür begegnet sind", widersprach auch Delphines Mutter ganz entschieden. Okay, sie und Franzi schien dem Sekt nicht so zugeneigt gewesen zu sein. „Na dann schaue ich mal auf eurem Fußballplatz", entschied sich Delphine. Was anderes blieb ihr ja erst einmal sowieso nicht.
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Schuss und Treffer Tanz mit dem Ball Fortsetzung Teil 15 ✔️
Teen FictionDas ist die Fortsetzung von Delphine und Saschas Geschichte und macht ohne Teil 14 keinen Sinn😉